Zwei Verletzte - Polizei sucht Zeugen
Mysteriöse Attacken in Siegsdorf und Traunstein: Waren aggressive Radfahrer unterwegs?
Zweimal sind am Sonntag (14. Juli) Pedelec-Fahrer im Landkreis Traunstein verletzt worden. Und in beiden Fällen soll ein noch unbekannter Radfahrer beteiligt sein. Was bisher bekannt ist und warum E-Bikes nicht unterschätzt werden sollten.
Siegsdorf/Traunstein – Das schöne Wetter am Sonntag (14. Juli) hat viele nach draußen gelockt. Zum Spaziergang oder auch zum Fahrradfahren. Doch nicht jeder Ausflug auf dem Sattel endete glimpflich. Eine 59-jährige Siegsdorferin wurde am frühen Nachmittag von einem bislang unbekannten Fahrradfahrer attackiert. Sie fuhr mit ihrem Pedelec (Anm. d. Red.: Fahrrad mit Elektromotor und einer Trittunterstützung) von Vorauf in Richtung Frauenstätt. Als sie nach links auf den Radweg in Richtung Hammer abbiegen wollte, kam ihr der Unbekannte entgegen.
Die Frau hörte hinter ihr einen lauten Knall, wie es in der Pressemitteilung der Polizei Traunstein heißt. Ob der Unbekannte hinfiel oder was den Knall sonst ausgelöst hat, konnte die Siegsdorferin aber nicht sagen, erklärt ein Sprecher der Polizei Traunstein auf Nachfrage der Redaktion. Denn als sie anhielt, soll der Unbekannte auf sie losgestürmt sein und sie gegen eine Felswand geschubst haben. Außerdem habe der Unbekannte die Radlerin beleidigt und bedroht, bevor er abschließend wieder auf sein Fahrrad stieg und weiterfuhr.
Die Siegsdorferin ist bei der Attacke leicht verletzt worden und begab sich in ärztliche Behandlung. Sie beschreibt den Täter wie folgt: auffallend groß, etwa 195 Zentimeter, zwischen 45 und 55 Jahren alt, von kräftiger Statur. Er trug außerdem eine olivfarbene kurze Hose, Bergschuhe und ein Käppi. Außerdem sprach er deutsch, allerdings keinen einheimischen Dialekt. Weitere Details liegen aber noch nicht vor, wie der Sprecher der Polizei Traunstein weiter mitteilt.
Einige Stunden später: weiterer Vorfall in Seiboldsdorf
Nur einige Stunden später ereignete sich im Traunsteiner Ortsteil Seiboldsdorf, keine zehn Kilometer entfernt, ein weiterer Vorfall mit einem verletzten Pedelec-Fahrer. Der 56-jährige Siegsdorfer war dort am Abend im Bereich der Bahnhaltestelle unterwegs. Er stürzte und brach sich den Arm. Wie die Polizei Traunstein hierzu berichtet, habe womöglich ein weiterer Radfahrer zum Sturz des 56-Jährigen beigetragen. Handelt es sich um denselben Täter? Dieser Unbekannte hatte blonde Haare und war mit einem Mountainbike unterwegs. Er wird zwar vom Geschädigten auf ein Alter von 30 bis 40 Jahren geschätzt, also jünger als der in Siegsdorf, jedoch teilt die Polizei auch mit, dass der 56-jährige Pedelec-Fahrer einen Alkoholwert von 1,6 Promille hatte. Deswegen läuft gegen ihn ein Ermittlungsverfahren wegen Trunkenheit im Straßenverkehr.
„Aktuell liegen uns noch keine Informationen vor, dass es zwischen den beiden Vorfällen einen Zusammenhang gibt, aber das wird natürlich geprüft”, sagt der Traunsteiner Polizeisprecher. Auch zu dem oder den Unbekannten gebe es noch keine konkreteren Beschreibungen. In beiden Fällen bittet die Polizei um Hinweise aus der Bevölkerung unter 0861/9873-0.
E-Bikes sollten nicht unterschätzt werden
Solche Streitigkeiten zwischen Pedelec-, beziehungsweise E-Bikefahrern und anderen Radfahrern gebe es sonst nicht, wie Wilfried Schott, Vorstandsmitglied für Kommunikation und Information beim Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) in Traunstein auf Nachfrage erklärt. Er appelliert an alle Radfahrer, egal ob mit Motor oder ohne, aufeinander Rücksicht zu nehmen, ebenso auch auf andere Verkehrsteilnehmer. Zudem betont er, dass E-Bike-Fahrer ihre Fahrzeuge nicht unterschätzen sollen. „Ich finde es toll, wenn Leute auf das E-Bike steigen und das als Alternative zum Auto nehmen, aber E-Bike fahren erfordert auch Erfahrung.“ Dabei bezieht er sich auch auf die Trittunterstützung, wie sie beim Pedelec gegeben ist. Man müsse sich daran erst einmal gewöhnen und sollte sich nicht überschätzen.