Streit in Traunstein ging knapp acht Jahre
Nein zu neuen Daxerau-Wohnhäusern endgültig - Stadt geht sogar noch einen Schritt weiter
Der Fall landete auch vor Gericht: Eine Immobilienfirma wollte sich die Absage zur Daxerau-Wohnbebauung nicht gefallen lassen, doch die Stadt bekam recht - was die Brachfläche betrifft, ging der Stadtrat jetzt sogar noch einen Schritt weiter.
Traunstein - Von „frohen Nachrichten“ sprach Traunsteins Oberbürgermeister Christian Hümmer (CSU) in der Stadtratssitzung vom Donnerstag (25. Juli): Durch einen Beschluss des Oberlandesgerichts München wurde das Urteil zur Daxerau im Juni rechtskräftig. „Wir müssen keinen Schadenersatz zahlen“, so Hümmer. Der Investor, die Rosenheimer Immobilienfirma „Chiemgau Residenzen GmbH“ klagte, weil der Stadtrat 2021 das Bebauungsplanverfahren stoppte. Nach der Flutkatastrophe im Ahrtal wurde die Angst vor weiteren Überschwemmungen in der Daxerau zu groß.
Weder Wohnhäuser noch Sportanlagen - Fläche soll an Landwirtschaft gehen
Am Donnerstag ging der Stadtrat jetzt noch einen Schritt weiter: Einstimmig wurde auch der alte „Bebauungsplan Sportanlage“ von 1988 aufgehoben. „Wir wollen dort in Zukunft auch kein Sportzentrum. Die Absicht ist, dort gar keine Bebauung zuzulassen“, fasste es Christian Hümmer zusammen. Das Areal soll zu dem werden, was es auch ursprünglich schon war: eine Fläche für die Landwirtschaft, zumindest soll sie als solche ausgewiesen werden. Das Areal ist jedoch nicht im Besitz der Stadt. Momentan ist der Großteil der 15.000 Quadratmeter noch gekiest.
Weil sich im Vergleich zu 1988 auch die Auflagen unter anderem zum Lärm bei Sportanlagen verschärften, dürfte es ein Bauherr wegen der bestehenden Wohnhäuser in der Nachbarschaft ohnehin schwerer haben. Besonders bestätigt sah sich Burgi Mörtl-Körner. „Heilfroh“ sei sie über die Entscheidung - und schließlich sei den Vorstellungen der Grünen ja doch noch recht gegeben worden. Denn Mörtl-Körners Fraktion sprach sich von Anfang an gegen die Neubebauung der Daxerau aus. Der Grund ist wegen seiner Lage an der Traun, dem Röthelbach und am Fuße des Hochbergs potenziell mehrfach von Überflutung bedroht.
Früher Tennisplätze, dann Pläne für 120 Wohnungen
Der Kampf um die Bebauung der Daxerau ging nun knapp acht Jahre lang. Nach dem Ende der Tennis-Anlagen brachte der damalige OB Christian Kegel (SPD) das Areal noch als möglichen Parkplatz für die Landesgartenschau ins Gespräch. Nach dem Bürgerentscheid schien die Richtung dann festzustehen: 120 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern. Weil die Traun dort zwischenzeitlich Hochwasserschutz erhielt, galt die Daxerau nicht mehr als Überschwemmungsgebiet - doch die angestammten Bewohner des Traunsteiner Ortsteils bekamen es trotzdem mit der Angst zu tun.
„Es ist doch weltfremd, in ein Überschwemmungsgebiet zu bauen. Alle, die hier wohnen, kennen die Gefahr. Wir wollen nicht absaufen“, so Nachbarin Evi Kern im Januar 2019 gegenüber chiemgau24.de. Der Petitionsausschuss des Bayerischen Landtags wurde wachgerüttelt und kam im März 2019 zum Lokalaugenschein zusammen. Auch der Landtag war skeptisch. Dessen Forderung an die Stadt: Die wasserrechtlichen Gutachten sollten lieber nochmal überprüft werden.
Ein gänzlich neues Gutachten, wie es die rund 50 Bewohner der Daxerau und manche Landtagsabgeordnete forderten, gab es nicht. Aber das bestehende wurde von unabhängiger Stelle, von der TU München untersucht. „Für die Bewohner, wie auch für die Unterlieger der Traun bestehen keine Gefahren“, wurde dann erneut festgestellt. Die Bürgermeister im weiteren Verlauf der Traun, aus Nußdorf, Traunreut und Altenmarkt, stellten sich trotzdem gegen das Vorhaben. Doch vor allem mit der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal 2021 kippte dann auch in Traunstein die Stimmung. (xe)