Sturmbilanz für Landkreis Traunstein und BGL
Hunderte entwurzelte Bäume: Rund um Taching teils verheerende Waldschäden
Wie ein schwarzes Inferno fegte am Samstag (26. August) das Unwetter über unsere Region. Immer noch sind Feuerwehren und das Technische Hilfswerk mit Aufräumarbeiten beschäftigt. Besonders verheerend wirkte sich der Sturm in der Region rund um den Tachinger und Waginger See aus. Hier wurden Hunderte von Bäumen entwurzelt. Was ist jetzt zu tun, um schlimme Folgen wie Borkenkäferbefall, aber auch Unfälle zu verhindern?
Traunstein – In Kammer kippte ein Baukran um, in Eggstätt der Maibaum. Das Gewitter am Samstagabend zeigte einmal mehr, was Naturgewalten anrichten können. Zum Glück wurden nach derzeitigem Stand keine Personen verletzt. Aber auch die Natur hat teilweise großen Schaden erlitten. Im Gebiet um den Tachinger und Waginger See wurden Hunderte von Bäumen entwurzelt. Wie schlimm ist der Schaden in den Wäldern im Landkreis Traunstein und Berchtesgadener Land?
Starkes Unwetter über Taching am Samstag (26. August)




„Tatsächlich lediglich leichte Schäden“
„Bei uns sind tatsächlich jetzt quer über das Dienstgebiet lediglich leichte Schäden aufgetreten, das ist bei so einem Ereignis auch meistens so, da gibt es keine große Flächenwirkung vom Sturm, so wie es bei diesen orkanartigen Stürmen, die meistens im Spätwinter, Frühjahr uns heimsuchen, auftritt.“ Wolfgang Madl, Bereichsleiter Forsten des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten ist für das Berchtesgadener Land und den Landkreis Traunstein zuständig.
Neun Revierleiter seien in den jeweiligen Gebieten unterwegs gewesen, so Madl, um eine erste Schadensbilanz abzugeben: „Das dauert natürlich ein bisschen, weil gerade bei solchen Sturmereignissen wie jetzt ist ja oft so, dass auch der Schaden irgendwo versteckt im Wald dann auftaucht.“ Und die Revierleiter konnten auf den ersten Blick Entwarnung geben. Lediglich Schäden der Stufe eins seien fast im gesamten Gebiet zu verzeichnen. Im Gegensatz zu Winter- bzw. Frühjahrsstürmen wie Kyrill oder Lothar seien Sommergewitter meist weniger verheerend:
Hotspot des Sturmes: Schneise der Verwüstung um Taching
„Bei solchen Gewitterstürmen ist es üblich, dass wir Einzelwürfe haben, das heißt also quer über die Wälder im Dienstgebiet verteilt, kann man sagen, sind immer wieder einmal einzelne Bäume, die halt dann dem Sturm nicht standhalten können, abgebrochen oder eben auch entwurzelt, umgeworfen wurden und jetzt im Wald draußen liegen.“ Ein paar mehr Bäume liegen aber derzeit um den Tachinger und Waginger See. Das sei, so Madl, tatsächlich beim Sturm vom Samstag der absolute Hotspot gewesen:
Tausend Festmeter Schadholz in Taching
„Da haben wir zu einem Flächenwurf mit mehr als Tausend Festmeter Schadholz, jetzt grob geschätzt und soweit ich weiß, sind ein paar wenige Waldbesitzer da auch betroffen, weil das halt sehr punktuell passiert ist. Da haben wir ganz lokal diesen Flächenwurf jetzt erkannt.“ Ein Festmeter ist ein Raummaß, das als ein Kubikmeter fester Holzmasse ohne Zwischenräume definiert ist - also eine Menge. Vor allem Fichten seien, so Madl von schweren Sturmereignissen gefährdet.
Bestimmte Baumarten sind widerstandsfähiger - aber jeder Baum gibt irgendwann auf
Im Zuge des Klimawandels und damit einhergehend immer stärkeren Wetterextremen wie Dürre oder Stürmen rät das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Waldbesitzern schon länger, bei Aufforstung über die Möglichkeit anderer Baumarten nachzudenken: „Am wenigsten gewappnet für einen Sturm ist halt einfach die Fichte, weil die als Flachwurzler grundsätzlich am instabilsten gegenüber Windereignissen ist, während zum Beispiel die Tanne als Pfahlwurzler eben tief in den Boden geht und somit besser verankert ist.“ Auch alle Laubbäume seien bei Sturmereignissen, so Madl, wehrhafter gegen Stürme.
Bei dem Sturmereignis am Wochenende traf es aber nicht nur Fichten: „Also wenn ich wirklich solche ganz starken Gewitterstürme oder Orkanstürme habe, bewegen wir uns auch physikalisch schnell in einem Bereich, wo selbst stabile Bäume tatsächlich dann umfallen oder auch gebrochen werden.“ Derzeit liegen Hunderte entwurzelter Bäume im Gebiet um Taching. Was passiert jetzt damit? Droht jetzt eine Borkenkäfer-Invasion?
Möglichst schnelle Beseitigung des Schadholzes wegen Borkenkäfer
„Also Fichte kann jetzt in den Sommermonaten nicht allzu lange draußen im Bestand verbleiben.“ Die Waldbesitzer seien schon dazu aufgefordert, das Totholz zeitnah aus den Wäldern herauszuräumen, so Wolfgang Madl: „Weil natürlich in so einem umgefallenen Fichtenstamm, der Käfer, sobald es wieder warm wird, unterwegs ist, noch bis in den Herbst hinein und dann dort Brutraum finden würde.“ Aber, und das betont Madl mehrfach, die Sicherheit bei den Waldarbeiten geht vor. Das gilt nicht nur für Waldbesitzer:
Vorsicht: Keine Waldspaziergänge nach Sturmereignis
„Es ist immer ganz wichtig, also auch für die Öffentlichkeit, nach Sturmereignissen, so wie es jetzt am Wochenende passiert ist, sollte man nicht in den Wald reingehen.“ Es bräuchte mehrere Tage, so Madl, bis sich das alles wieder beruhigt. Abstürzende Äste, die bereits locker sind, können bei einer Fallhöhe von zwanzig Metern zum tödlichen Geschoss werden. Die Waldbesitzer seien auch verpflichtet, vor allem in Bereich von Wegen und Straßen dafür zu sorgen, Gefahrenstellen zu beseitigen. Aber auch hier gilt:
Beratung für Waldbesitzer: Profis ans Werk lassen
„Spätestens wenn ich so einen Flächenwurf habe, ist es extrem gefährlich, wenn da ein Laie reingeht, vor allem wenn die Stämme eben dann unter Spannung liegen.“ Für solche Fälle solle man lieber ein Fachunternehmen beauftragen. Außerdem können sich Waldbesitzer jederzeit an den örtlichen Revierleiter, der Waldbesitzervereinigung oder auch direkt an das Forstamt Traunstein wenden. Hier können die Waldbesitzer auch Unterstützung erhalten und eventuell werden sogar bestimmte, klimaresiliente, also widerstandsfähige Baumarten bei der Wiederaufforstung gefördert.
