Ehepaar war daheim als Kran auf Haus in Kammer krachte
„Ich hab‘ gezittert - wir hätten tot sein können“: Bewohner berichten von Kran-Katastrophe
Ein tonnenschwerer Baukran hielt dem Sturm nicht stand - und krachte mit voller Wucht auf ein Wohnhaus in Kammer bei Traunstein. Wir haben mit den Bewohnern über das schockierende Erlebnis vom Samstag gesprochen.
Traunstein - In den eigenen vier Wänden sollte man sich bei einem Unwetter eigentlich am sichersten fühlen. Doch genau dort war ein Ehepaar aus Kammer am Samstagnachmittag (26. August) in höchster Gefahr. Ein knapp 40 Meter hoher Baukran wurde vom Sturm erfasst und fiel mit voller Wucht auf ihr Haus am Hopfengartenweg. „Es war ein dumpfer Schlag. Wie wenn eine Brücke zusammenbricht“, erzählt die Bewohnerin am Montag gegenüber chiemgau24.de.
Als der Kran fiel, war Ehepaar gerade im Erdgeschoß - zum Glück
Die beiden hatten wahrlich Glück im Unglück: unverletzt und mit einem Schrecken kamen sie davon. Das Ehepaar hielt sich gerade im Erdgeschoß auf. „Ich hab‘ danach nur noch gezittert. Wir hätten schließlich tot sein können, wenn der Kran etwas anders gefallen wäre“, so die Bewohnerin. Östlich der Grundschule in Kammer, an der der Kran aufgestellt war, ist das ganze Chaos noch immer sichtbar: Der gelbe Kran liegt schrottreif und verbogen am Boden. Am Wohnhaus wurde der Balkon heruntergerissen. Trümmerteile sind überall im Garten verstreut, der ebenfalls arg in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Baukran in Kammer umgeworfen




Getroffen wurde auch das Auto des Nachbars und eine Garage. Für die Einsatzkräfte galt es in der Nacht von Samstag auf Sonntag, die schlimmsten Schäden möglichst schnell zu beheben: Zuerst wurde der Baukran mit Trennschleifern und Schneidbrennern in zwei Teile zerlegt und dann Mithilfe eines Schwerlastkrans vom Dach des Einfamilienhauses heruntergehoben. Allein dafür brauchten Technisches Hilfswerk (THW) und Feuerwehren drei Stunden. Auch die Photovoltaikanlage galt es noch sicher zu entfernen, dann dichtete ein örtlicher Zimmerer das Dach ab.
Einsatzkräfte waren bis 4 Uhr morgens zehn Stunden eingespannt
Die Nacht auf Sonntag konnte das Ehepaar aus Kammer freilich nicht zuhause verbringen. Inzwischen ist man aber wieder zurückgekehrt - der Wohnbereich im Haus kann praktisch normal genutzt werden. Doch jetzt gilt es, abgesehen von der Zusammenarbeit mit den Versicherungen, Handwerker zu finden: „Wir hoffen, dass wir das Dach noch vor dem Winter fertigbringen.“ Der Kran wurde zwar soweit vom Grundstück am Hopfengartenweg weggehievt, blieb aber vorerst noch nahe der Baustelle liegen. Ein Gutachter muss ihn noch genauer unter die Lupe nehmen.
Für die Einsatzkräfte dauerte der Einsatz von Samstag auf Sonntag satte zehn Stunden. Auch ihnen bot sich in Kammer anfangs ein „unübersichtliches“ Bild, wie es von Seiten des Kreisfeuerwehrverbandes heißt. Überhaupt mussten die Traunsteiner Stadtwerke zuerst bestätigen, dass am Kran keine elektrische Spannung mehr anliegt, bevor die Feuerwehren tätig werden konnten. Rund 100 Menschen waren am Einsatz beteiligt, der erst um 4 Uhr Sonntagfrüh beendet werden konnte.
„Ich bin froh und glücklich, dass wir mit einem blauen Auge davongekommen sind und keine Verletzten oder gar Tote zu beklagen haben“, so der Kammerer Feuerwehrkommandant Alois Wimmer: „Trotz der vielen zeitgleichen Einsätze in der Region ist es den Helfern vor Ort gelungen, den Schaden zu begrenzen und in einer großartigen Gemeinschaftsaktion zwischen den Firmen, der Stadt Traunstein, den Nachbarn und den Rettungskräften das Beste aus diesem Unglücksfall zu machen“. In einer ersten Einschätzung ging die Polizei von einem Schaden im höheren sechsstelligen Bereich aus.
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