Unwetter am Samstag
Wenn der Maibaum umfällt: Sturm hinterlässt in Bad Endorf und Eggstätt viele Schäden
Schlaf? Ist in Bad Endorf und Eggstätt gerade Mangelware. Zumindest bei Feuerwehren und Bürgermeistern. Die beiden Gemeinden sind besonders stark vom Unwetter am Samstag betroffen. Wie groß die Schäden tatsächlich sind, das ist noch nicht klar.
Bad Endorf/Eggstätt – Abgedeckte Dächer, umgestürzte Bäume, Wasser im Keller, volllaufende Boote, geflutete Unterführungen – es ist alles dabei an Schäden, die nach einem Unwetter mit heftigen Regenfällen zu erwarten sind. Auch Bäume, die auf Autos stürzten. „Wir haben Massel gehabt, zum Glück gab es keine Personenschäden“, sagt Hans Plank, amtierender Bürgermeister in Eggstätt. Und spricht damit seinem Kollegen Wolfgang Kirner, 2. Bürgermeister in Bad Endorf, aus der Seele.
Gemeindeverwaltungen nehmen Schadensmeldungen auf
In beiden Gemeindeverwaltungen laufen seit Montag früh die Schadensmeldungen ein, ein Ende ist noch nicht in Sicht. Im Bad Endorfer Rathaus kommt erschwerend hinzu, dass dort der Keller volllief, wie Kirner berichtet. Plank, seit 2020 2. Bürgermeister in Eggstätt, seit April in Vertretung des erkrankten Christian Glas Ortsoberhaupt, bittet alle Eggstätter, die mit umgestürzten Bäumen oder der Beseitigung von – jetzt nur noch – Sperrmüll aus überfluteten Kellern überfordert sind, sich bei der Gemeinde zu melden. „Wir sehen dann, wie wir helfen können.“
Unwetterschäden in Bad Endorf




Unbürokratische Hilfe
Auch Kirner kündigt an, dass die Gemeinde ihren Bürgern so unbürokratisch wie möglich helfen wird. Das fängt damit an, dass in beiden Orten die Wertstoffhöfe täglich geöffnet sind. In Eggstätt schon seit dem Wochenende, in Bad Endorf ab Dienstag, 29. August. Dort war allerdings auch schon seit dem Wochenende eine Lagerfläche vor dem Wertstoffhof eingerichtet.
Die Feuerwehren, auch aus Nachbargemeinden, und die Mitarbeiter der Bauhöfe sind seit Samstag Spätnachmittag im Dauereinsatz. „Ich bewundere, wie die Feuerwehr in der Einsatzzentrale alles gemeistert hat“, sagt Kirner, „da klingelte im Sekundentakt das Telefon. Aber die Truppe hat nie die Übersicht verloren und unglaublich viel geleistet.“ Die Kollegen in Eggstätt taten sich da etwas schwerer, starteten mit Verspätung: Ihr Gerätehaus war weg vom Stromnetz, nichts ging mehr. Und da das Mobilfunknetz zusammengebrochen war, gestaltete sich selbst die Alarmierung schwierig. „Das darf nicht sein“, sagt Plank, „Wir müssen das Feuerwehrhaus autark machen.“ Ob mit Notstromaggregat oder anders – eine Lösung muss her, so Planks Fazit.
Ein Stromausfall verursachte auch bei der Bad Endorfer Feuerwehr steigenden Blutdruck, wie es Kommandant Reinhard Kristen formuliert. Das Katharinenheim war kurzfristig ohne Strom. „Da wussten wir nicht, ob neben dem Aufzug möglicherweise auch noch wichtige medizinische Geräte ausgefallen sind“, erklärt Kristen. THW und der örtliche Stromversorger waren schon alarmiert, allerdings noch mit dem Abklemmen von Strom an besonders beschädigten Häusern beschäftigt. „Glücklicherweise kam der Strom schneller wieder, als wir eingreifen konnten“, sagt Kristen.
Mit dem Leihauto in den Urlaub
Riesenglück im Unglück hatten Gäste des Unterwirts in Eggstätt. Sie legten auf dem Weg in den Süden einen Übernachtungsstopp ein und wären um ein Haar vom Baum erschlagen worden. „Der hat glücklicherweise nur das Heck des Autos erwischt“, erzählt Johannes Wiedemann, Chef des Unterwirts. Das kaputte Auto blieb stehen, die Familie fuhr mit einem Leihauto gen Süden.
Auch ein zweites Auto wurde Baum-Opfer: Das Cabrio eines Stammgastes beim Unterwirt stand dem umstürzenden Maibaum im Weg. Der Stammgast sei schon sehr emotional geworden, sagt Wiedemann. Und auch bei den anderen Gästen, die sich zu dem Zeitpunkt in der Wirtschaft aufhielten, sei eine deutliche Nervosität zu spüren gewesen, so der Wirt. „Klar, wenn der Maibaum umfällt...“ Und erst von einem Balkon des Unterwirts gebremst wird. Das Geländer sei zerstört, Wasser habe er auch im Keller gehabt, aber außer den Autos glücklicherweise nichts dramatischeres.
Dramatisch hätte es am Hartsee werden können. Direkt am Stüberl steht eine Eiche, die laut Plank ohnehin schon angeschlagen war, aber nicht gefällt werden durfte. Da fehlte am Samstag nicht viel und ein herabstürzender Ast hätte sechs Schutzsuchende oder das Dach des Hartseestüberls erwischt. „Und ein Fischer hatte Mühe, wieder rein zu kommen. Der war total beschäftigt damit, sein Boot leer zu schöpfen“, berichtet der amtierende Bürgermeister.
In Bad Endorf traf es drei Anwesen besonders schwer, bei ihnen flog das komplette Dach weg, wie der 2. Bürgermeister berichtet. Aber: „Das hat die Feuerwehr noch in der Nacht alles mit Planen wieder dicht gemacht.“ Auch in Bad Endorf wurden Autos unter Bäumen begraben, auch auf den Bahnschienen landeten Äste. „Der Zugverkehr war am Samstag kurz gestoppt, bis die Schäden beseitigt waren“, so Kirner. Lange habe das glücklicherweise nicht gedauert.
Viele Hände packten freiwillig mit an
Was sowohl Plank als auch Kirner begeistert: Nicht nur Feuerwehr und Bauhofmitarbeiter hätten große Einsatzbereitschaft gezeigt. Es gab auch ganz viel Frauen und Männer, die in der Nachbarschaft mit anpackten und halfen, „die Bauern kamen mit allen denkbaren Maschinen und Gerätschaften“, so Plank. In Bad Endorf lief die neue Kita voll. Und konnte doch am Montag, 28. August, ganz normal wieder aufmachen: 20 bis 25 Menschen tauchten auf und packten an. „Und nach einigen Stunden war alles wieder sauber“, erzählt Kirner begeistert.
Erst mal die Gullys freiräumen
Noch ist das Aufräumen nicht vorbei. In Bad Endorf und Eggstätt werden sämtliche Gullys gesäubert und befreit, denn bis zur zweiten Wochenhälfte ist weiter Regen angesagt. „Nicht, dass da wieder alles vollläuft“, so Kirner. Und die Gefahr ist auch nicht vorbei. Plank musste in und um Eggstätt etliche Waldstücke sperren, die am Samstag arg litten. Bis Ende der Woche ist dort betreten verboten.
Und dann heißt es Daumen drücken, dass der Regen nachlässt, bevor die ausgepowerten Feuerwehrleute aus Eggstätt und Bad Endorf womöglich zum Sandsackschleppen ins hochwasserbedrohte Wasserburg geschickt werden.


