Ein Mittel gegen „Impulskäufe“?
Peta will Pflicht zum Hunde-Führerschein: Was Traunsteins Tierheim-Leiterin zur Forderung sagt
Aktuell ist er freiwillig, geht es aber nach der Tierrechtsorganisation Peta, muss er Pflicht werden: der Hundeführerschein. So lautet die Forderung an die bayerische Landesregierung. Anna Obermeier vom Tierheim Traunstein ist indes zwiegespalten.
Siegsdorf/Traunstein – „Meist liegt das Problem nicht beim Hund, sondern am anderen Ende der Leine“, so die Tierrechtsorganisation Peta in einer Pressemitteilung. Nachdem ein freilaufender Hund in Siegsdorf einen 31-Jährigen gebissen und dadurch verletzt hat, forderte die Organisation,dass die Landesregierung umgehend eine Hundeführerscheinpflicht in Bayern einführen muss. Dadurch sollen solche Beißunfälle vermieden werden, weil künftige Hundehalter schon bevor sie sich einen Vierbeiner zulegen, den richtigen Umgang mit ihm erlernen.
Weiter heißt es von Peta, dass mit einer Einführung des Hundeführerscheins viele Impulskäufe verhindert werden könnten. Jedes Jahr landen 80.000 Hunde in deutschen Tierheimen, darunter sehr viele Tiere, die unüberlegt „angeschafft“ wurden.
„Pflicht könnte Vermittlung erschweren“
Anna Obermeier, Leiterin des Tierheims Traunstein ist gegenüber der Forderung zwiegespalten. Auf OVB-Nachfrage erklärt sie: „Ich glaube, dass eine Hundeführerscheinpflicht schon gegen unüberlegte Hundekäufe helfen könnte, aber den eigentlichen Vorteil sehe ich eher darin, dass Menschen mit den einzelnen Rassen vertrauter werden.“ Ihrer Meinung nach müsse dann auch ein wichtiger Bestandteil der Kurse beim Führerschein sein, dass den Besitzern klar gemacht wird, welche Hunderasse zu ihnen passt. So würden zumindest Fehlkäufe verhindert werden.
Momentan befinden sich im Tierheim Traunstein in Surberg insgesamt 120 Tiere, davon 26 Hunde. „Für die Einrichtung eine hohe Anzahl“, fügt Obermeier hinzu. Dennoch: Im Moment ist kein einziges Tier davon ein Impulskauf gewesen. Auch während der Corona-Pandemie, als sich viele einen Hund zugelegt hatten, ihn dann aber doch wieder zurückgegeben haben, blieben sie weitgehendst verschont. „Im Tierheim Traunstein sind es mehr Fälle, bei denen eben die Hunde rassebedingt abgegeben wurden.“
Trotzdem sieht die Tierheimleiterin auch Nachteile in der Einführung einer Hundeführerscheinpflicht. Sie befürchtet, dass dadurch die Vermittlung der Tiere erschwert wird. Und die sei aktuell schon schwer genug.
Hohe Kosten an Vermittlungsproblemen Schuld?
Doch was erschwert die Vermittlung momentan? Zum Einen heißt es von Anna Obermeier, dass es saisonbedingt sein kann, dass weniger Tiere ein Zuhause finden. Vielmehr sei aber eine andere Vermutung ausschlaggebend: „Wenn man sich mal umschaut, dann ist alles teurer geworden und da glaube ich werden es sich viele Leute zweimal überlegen, ob sie sich ein Haustier zulegen.“ Denn das ist auch mit vielen Kosten verbunden, wie zum Beispiel für Futter oder den Tierarzt und Medikamente.
Auch wie eine Vermittlung abläuft, erklärt sie gegenüber dem OVB. Wer einen Hund will, kann während der Öffnungszeiten vorbeischauen oder – und diesen Weg bevorzugt die Tierheimleiterin – die Interessenten vereinbaren einen Termin. „Dann kann sich das Personal mehr Zeit für das Kennenlernen zwischen Mensch und Tier machen“, so Obermeier. So kann auch besser ein gegenseitiges Vertrauen für die hoffentlich gemeinsame Zukunft aufgebaut werden.

