Sie wollen bei Traunsteiner Landratswahl antreten
Schaffen Wembacher, Fertl und Melz die Unterschriften-Hürde? Tendenzen schon klar erkennbar
Ganze elf Kandidaten könnten auf dem Wahlzettel stehen, wenn der Kreis Traunstein einen neuen Landrat wählt - doch drei von ihnen brauchen noch Unterstützungsunterschriften, um antreten zu dürfen: Hans Wembacher, Werner Fertl und Reinhard Melz. Wir haben in Rathäusern quer durch den Landkreis den Zwischenstand abgefragt - bis 19. Mai läuft die Frist.
Landkreis Traunstein - 430 Unterstützungsunterschriften sind es, die Hans Wembacher, Werner Fertl und Reinhard Melz brauchen. Ihr Problem: Sie gehören Wählergruppen bzw. einer Partei ein, die momentan nicht im Kreistag vertreten ist - daher die Hürde. Sie ist umso schwieriger zu nehmen, weil die Kandidaten nicht selbst auf Unterschriftenfang gehen dürfen. Die Bürger müssen selbst in ihr jeweiliges Rathaus gehen und dort unterschreiben. Noch bis 19. Mai um 12 Uhr ist Zeit.
Für Wembacher läuft es bisher am besten
chiemgau24.de hat am Mittwochvormittag (7. Mai) in 17 der 35 Kommunen des Landkreises nachgefragt, wie viele Unterschriften für Wembacher, Fertl und Melz schon geleistet wurden. Die Tendenz ist relativ klar: Hans Wembacher hat sich schon 208 der 430 nötigen Unterschriften gesichert, Werner Fertl 111 und Reinhard Melz 57. Eingeholt haben wir die Zahlen in Bergen, Grassau, Inzell, Kienberg, Obing, Petting, Pittenhart, Ruhpolding, Siegsdorf, Tacherting, Taching, Tittmoning, Traunstein, Trostberg, Unterwössen, Waging und Wonneberg. Gut 56 Prozent der Landkreis-Bevölkerung sind damit abgefragt.
Für Wembacher stehen die Chancen also gut, es auf den Stimmzettel zu schaffen. Er wurde von der Wählergruppe „Miteinander für den Landkreis Traunstein“ nominiert und stammt aus Waging, wo schon 105 Bürger für Wembacher unterschrieben haben. In Traunstein, wo der Unternehmer lebt, sind es 40 Unterschriften, in Bergen 18 und in Siegsdorf zwölf. In Inzell, Tacherting oder Unterwössen ging Hans Wembacher bis dato dagegen noch leer aus.
Fertl dürfte es schwer haben, Melz scheint abgeschlagen
Werner Fertls Wählergruppe heißt „MachMIT Herz³“. Für ihn kamen bisher die meisten Unterschriften in seiner Heimatstadt Traunstein zusammen, nämlich 75. In Siegsdorf und Waging waren es jeweils sieben, null dagegen in Wonneberg oder Taching. Die Partei von Reinhard Melz, „dieBasis“, ist dagegen bundesweit unterwegs. Melz lebt in Petting, wo bisher 23 Menschen für seine Kandidatur unterschrieben haben. In Waging sind es elf, in Tacherting sieben. In Grassau, Ruhpolding oder Unterwössen hat dagegen noch niemand für Melz unterschrieben.
Am 29. Juni stehen die vorgezogenen Landratswahlen an, nachdem Siegfried Walch (CSU) in den Bundestag gewählt wurde. Fix sind die Kandidaturen von Martin Lackner (CSU), Christian Kegel (SPD), Sepp Hohlweger (Grüne), Sebastian Gruttauer (AfD), Andreas Danzer (FW), Johann „Joe“ Martz (Linke), Heinrich Wallner (Bayernpartei) und Ute Künkele (ÖDP). Bei einer großen Podiumsdiskussion werden die Kandidaten am Montag (12. Mai) ab 18 Uhr im Bierzelt auf dem Traunsteiner Frühlingsfest aufeinandertreffen.
Worauf die drei Kandidaten Wert legen
Hans Wembacher ist 46 Jahre alt, gelernter Reiseverkehrskaufmann und heute Unternehmer. Er schreibt sich „25 Jahre Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Unternehmen“ zu und verweist auf seine engen Kooperationen mit Hochschulen, Verwaltungen, Tourismusverbänden oder Vereinen. „Gutes zu bewahren und offen für neue Perspektiven zu bleiben“, laute sein Wahlmotiv. Werner Fertl (56) ist Beauftragter für Senioren und Menschen mit Behinderung im Landratsamt: „Es ist höchste Zeit für eine Politik, die Menschen wieder in den Mittelpunkt stellt.“
Fertl sieht seine Schwerpunkte bei Inklusion, Pflege, Nachhaltigkeit, Altersarmut und Altersdiskriminierung. Melz‘ Partei „dieBasis“ ging aus dem Widerstand gegen die Corona-Maßnahmen hervor. In Petting war Reinhard Melz viele Jahre Geschäftsleiter der Gemeindeverwaltung. „Dass ich die Arbeit als Landrat machen kann, steht für mich außer Frage“, so der 66-Jährige bei seiner Nominierung: „Impfbusse, das Verbot der Montagsspaziergänge oder Impfwerbung hätte es mit mir nicht gegeben.“
Walch holte bei letzter Landratswahl 63 Prozent
Die letzten Landratswahlen am 15. März 2020 waren eine klare Sache: Mit 63 Prozent wurde Siegfried Walch (CSU) damals im Amt bestätigt. Auf Platz 2 landete Gisela Sengl von den Grünen mit knapp 17 Prozent, die sich inzwischen aber aus der Kommunalpolitik verabschiedet hat. Andreas Danzer kam auf 8,2 Prozent, Sepp Konhäuser auf 7,4. Ute Künkele erhielt 2,8 Prozent der Stimmen und Christian Schunck von der FDP 1,6 Prozent. Heuer darf dagegen davon ausgegangen werden, dass kein Kandidat auf Anhieb über 50 Prozent kommt. Dann wird eine Stichwahl nötig. (xe)

