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„Die Alm ist kein Streichelzoo“

Mehrere Kuh-Attacken in den Bergen: Diese Verhaltens-Regeln sind wichtig für Wanderer

Bild links: Kühe auf einer Weide (Symbolbild). Bild rechts oben: Ein Hinweisschild für Wanderer, dass in Tirol auf Mutterkühe hinweist. Rechts unten: Ein Bild vom Einsatz in Reit im Winkl.
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Über den Sommer sind viele Kühe in den Bergen auf den Almweiden (Symbolbild). Doch auch die Wanderer werden mehr. Das kann zu Konflikten führen und die Tiere attackieren Menschen. So wie jüngst in Reit im Winkl.

Es war nicht der erste Vorfall heuer: Eine Wanderin mit Hunden wurde in Reit im Winkl von einer Kuhherde attackiert und schwer verletzt. Wie es zu diesen Attacken kommt und welche Verhaltensregeln Wanderer auf der Alm unbedingt beachten sollten.

Reit im Winkl/Chiemgau/Tirol – Ein Wanderausflug am Dürrnbachhorn endete für eine 38-Jährige aus dem Landkreis Saalfeld mit schweren Verletzungen. Sie war dort am Montagnachmittag (5. August) mit einem Begleiter unterwegs, sowie zwei Hunden, die sie an der Leine hatte. In der Nähe der Winklmoosalm wurde sie zuerst von einer Kuh angegriffen, dann folgte eine ganze Herde.

Wie die Grenzpolizei Raubling mitteilt, hielten die Wanderer zwar Abstand zu den Kühen, dennoch fühlte sich wohl eines der Tiere von den Hunden bedroht und griff an. Die Wanderin wurde dadurch zu Boden gestoßen, von der Herde überrannt, und schwer verletzt. Der Rettungshubschrauber brachte sie ins Klinikum Traunstein. Ihr Begleiter und die Hunde blieben unverletzt.

Mehrere Kuh-Attacken in Tirol – eine tödlich

Im Chiemgau seien heuer bisher nur wenige solcher Fälle bekannt, erklärte Polizeirat Florian Helminger, Leiter des alpinen Einsatzzugs der bayerischen Grenzpolizei beim Polizeipräsidium Oberbayern Süd. Anders sieht es jedoch bei unseren Nachbarn in Österreich aus. Die Landespolizeidirektion Tirol teilt mit, dass es seit Beginn der Wandersaison in Tirol bereits mehrere Angriffe von Kühen gegeben hat.

Warnschild vor Mutterkühen in Tirol (Symbolbild)

Erst am Samstag (3. August) war ein Mann mit seinem Hund in Hochfilzen unterwegs. Als er eine Kuhweide passierte, rannten die Kühe auf den 57-jährigen Österreicher zu und trampelten ihn nieder. Ende Juli attackierten zwei Kühe eine deutsche Wanderin mit ihrem zehn Jahre alten Kind im Bereich der Heiterwanger Hochalm. Dabei wurde die 40-Jährige leicht verletzt. Anschließend griffen sie noch einen 65-jährigen Deutschen an.

Im Juni nahm eine Kuh-Attacke im Salzburger Land sogar ein tödliches Ende. Eine 40-Jährige wurde beim Geburtstagsausflug mit ihren beiden Töchtern und zwei kleinen Hunden von den Tieren totgetrampelt.

Wer gerne in den Bergen unterwegs ist, wird zustimmen, dass Kühe auf den Weiden keine Seltenheit sind. Bevor es aber für die Tiere hochgeht, werden sie in den meisten Fällen an die Weidehaltung an der Alm gewöhnt. „Da kommen sie erstmal vom Stall auf eine eingezäunte Weide in Hofnähe“, erklärt der Rosenheimer Kreisobmann beim Bayerischen Bauernverband (BVB) Josef Andres.

Wanderer sind Fremde für die Kühe

Dennoch seien Tiere immer mit Vorsicht zu genießen, fügt er hinzu. „Auch wir (Landwirte) begegnen den Tieren mit Respekt, obwohl sie uns kennen. Wanderer sollten aber besonderen Respekt zollen, denn das sind immerhin für sie fremde Menschen.“

Während die Kühe über den Sommer auf den Almwiesen grasen, packt auch mehr Wanderer das Bergfieber. Konflikte sind daher nicht ausgeschlossen, denn oft führen Wanderwege oder Bike-Trails direkt über die Weideflächen, schreibt der Deutsche Alpenverein (DAV). Brenzlige Situationen lassen sich vermeiden, wenn sich Wanderer richtig verhalten. „Wer den Tieren mit Respekt begegnet, wird auch keine Probleme haben“, sagt Thomas Bucher, Pressesprecher des Deutschen Alpenvereins. Daher hat der DAV auch Regeln für das Aufeinandertreffen mit Kühen auf seiner Webseite aufgeführt.

Abstand halten und Hunde anleinen. So verhalten Sie sich richtig, wenn Sie auf eine Kuhherde treffen.

Am Wichtigsten sei es, Abstand zu den Tieren zu halten. Wanderer sollen auf den Wegen bleiben. Blockiert eine Kuh diesen jedoch, sollte ein Bogen von etwa 20 bis 50 Metern um sie gemacht werden. Hunde sollen zudem angeleint sein. Die zweite Regel lautet „Körpersprache erkennen“. Eine Kuh sollte man nicht mit den Augen fixieren, dennoch sollen Wanderer stets auf Drohgebärden der Tiere achten – wie das Senken des Kopfes, Scharren, Brüllen oder Schnauben. Wichtig dabei: entspannt und ruhig bleiben.

Ebenso sollen die Tiere nicht erschreckt, gefüttert oder gestreichelt werden. Denn Kühe sind keine Kuscheltiere. Das gelte ganz besonders, wenn es sich um eine Mutterkuh mit ihrem Kalb handelt. „Wenn eine Mutterkuh ihren Nachwuchs gefährdet sieht, ist sie bereit, alles zu tun, um das Kalb zu schützen“, schreibt der DAV.

„Die Alm ist kein Streichelzoo“ ist auch der Name einer Kampagne der Landwirtschaftskammer Tirol, um auf den richtigen Umgang mit Weidevieh auf der Alm aufmerksam zu machen. In einem knapp vierminütigen Video werden auch die goldenen Regeln des DAV erklärt. Zudem wird darauf hingewiesen, dass Wanderer nicht durch oder über Weidezäune steigen und Bereiche mit Kühen zügig queren sollen.

Im Falle eines Angriffs:

Was tun, wenn sich eine Kuh auf bedrohliche Art nähert und angreifen will? So sollten Sie sich verhalten.

Kommt es allerdings doch dazu, dass sich eine Kuh auf bedrohliche Art nähert und angreifen will, gilt: weiterhin Ruhe bewahren. Sie sollten dem Tier nicht den Rücken zukehren und die Weide möglichst zügig, aber geordnet verlassen, rät hier der DAV. Wer mit einem Hund unterwegs ist, soll sich, laut Tiroler Landwirtschaftskammer, auch nicht schützend vor den eigenen Vierbeiner stellen oder ihn tragen, sondern ihn ableinen. Denn er ist schneller als die Kuh.

Nur im äußersten Notfall raten beide Organisationen auch, der Kuh zur Selbstverteidigung mit einem Gegenstand, wie zum Beispiel einem Wanderstock, auf die Nase zu schlagen.

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