Schlimme Details zu Tragödie
Tödliche Kuh-Attacke im Salzburger Land: Beliebte Busfahrerin (†40) stirbt an Geburtstag
Am Donnerstag (27. Juni), einen Tag nach der tödlichen Attacke einer Kuhherde auf eine 40-jährige Einheimische im Schlossalm-Wandergebiet auf rund 2000 Meter Seehöhe, werden immer mehr Details über die Tragödie im Salzburger Land bekannt.
Bad Hofgastein – Das Opfer war eine in der Gemeinde sehr beliebte Postbuslenkerin, die besonders im Schülerverkehr am Morgen eingesetzt war, in ihrer Familie hat es bereits mehrere Schicksalsschläge gegeben. Die Kuhherde am Unglücksort gehört dem Landtagsabgeordneten Hans Scharfetter, der zum Zeitpunkt des Unglücks im Landtag war, die Wanderwege gehen quer über das weitläufige Almgebiet, die Kühe liegen zum Teil dicht neben den Wegen.
Tag 1 nach der tragischen Kuhattacke auf die 40-jährige Mutter, die ihren 40. Geburtstag für eine Wanderung mit ihren beiden Töchtern (20,23) und den beiden kleinen Hunden nutzen wollte. Auf dem Verwaltungsgebäude der Postbusgarage in Bad Hofgastein ist aus einem Fenster heraus eine große, schwarze Fahne zu sehen. Die Mitarbeiter, so wie viele im Ort, sind nach wie vor entsetzt über das Unglück. Die Familie des Opfers soll bereits mehrmals von Schicksalsschlägen getroffen worden sein, hört man.
Auch die Rettungsaktion selbst am Mittwochnachmittag war riskant. Beim Eintreffen der ersten Einsatzkräfte war die am Boden liegende Frau noch immer von den Kühen eingekreist, „der Pilot eines Notarzthubschraubers musste erneut aufsteigen und mit waghalsigen Manövern und dem Lärm der Rotorblätter die Herde vom Opfer vertreiben“, schildert Gerhard Kremser von der Bergrettung das Geschehen, das ihm die Kollegen vor Ort erzählt haben. Die 40-Jährige erlag noch am Unfallort trotz sofortiger Reanimationsmaßnahmen ihren schweren Verletzungen. Die beiden Hunde sollen noch an der Leine gewesen sein.
Lokalaugenschein am Tag danach
Am Donnerstag herrscht im Schlossalmgebiet auf knapp über 2000 Seehöhe wieder Alltag, zumindest für die meist urlaubenden Wanderer, die aber wegen des wechselhaften Wetters nicht so zahlreich sind wie am Mittwoch. Die Bergbahnen bringen die Touristen, viele auch mit Kindern, auf die Bergstation, man kann das Schlossalmgebiet aber auch von Bad Hofgastein aus erwandern. Das Gebiet rund um die Bergstation ist kein Almgebiet, der durchschnittliche Tourist geht auch nicht sehr weit weg von der Bergstation, es gibt einen „Trittsicherheit-Parcours“ und einen „Slackline Park“ für Kinder, alles in unmittelbarer Nähe der Bergstation.
Wenige hundert Höhenmeter weiter unten sieht man eine Kuhherde, rund 20 Tiere, dazu ein Fohlen. Die Kühe liegen links uns rechts des Schotterweges, zum Teil fast auf dem Weg, überqueren ihn auch immer wieder. Einen Zaun gibt es nicht, die Wanderer gehen quasi mitten durch die Herde, zum Teil bleiben sie stehen, machen Selfies, von den Kühen scheinbar nicht einmal wahrgenommen. Auch Wanderer mit Hunden sind zu sehen, zum Teil an der Leine, einmal auch frei laufend. Es sind zwar zahlreiche Hinweisschilder zum richtigen Verhalten auf der Alm aufgestellt, zur Nicht-Überforderung von Kindern und auch zur Almwirtschaft. Aber die Masse an Wanderern kommt wohl nicht auf das Schlossalmgebiet, um Hinweisschilder zu lesen, sondern um die wunderbare Aussicht zu genießen.
Kühe und Hunde, natürliche Feinde
Wie immer bei tragischen Unglücken beginnt in den sogenannten sozialen Medien sofort die Diskussion, wer Schuld hat. In diesem Fall ist die Mehrheit der Ansicht, dass die beiden kleinen Hunde Auslöser für die Attacke waren. Ob das stimmt, wissen wir nicht, die Polizei sucht noch mögliche Augenzeugen, die beiden, ebenfalls verletzten Töchter der Verunglückten sind noch nicht aus Rücksichtnahme einvernommen worden, „wir haben hier jetzt keinen Zeitdruck“, so Hans Wolfgruber von der Salzburger Polizei. Man werde am Ende an die Staatsanwaltschaft berichten und diese wird dann das weitere Vorgehen und damit über eine mögliche Anklage wegen fahrlässiger Tötung entscheiden.
„Es kann auch Tage vorher etwas vorgefallen sein“
Dass Kühe auf Hunde, auch auf kleine Hunde, nervös reagieren ist bekannt, „ein Hund ist für eine Kuh ein natürlicher Feind, sie sehen in ihm einen Wolf“, so Gerhard Kremser, Bezirksleiter der Bergwacht im Pongau. Man wisse derzeit auch nicht, was die Kuhherde so aggressiv gemacht habe, „da kann auch in der Nacht davor oder Tage davor etwas vorgefallen sein“, so Kremser, „im Nachbartal habe es vor einigen Tagen einen Wolfsabschuss gegeben“, vielleicht hätten sie diese Schüsse schreckhaft gemacht oder möglicherweise sei ja in der Nacht davor ein neuer Wolf durch das Almgebiet gestreift. „Man muss vor Kühen auf alle Fälle Respekt haben, sie sind nicht die kuscheligen Tiere mit den großen Augen, wie sie in der Werbung dargestellt werden, selbst ich mache vor einer Herde lieber einen Bogen“. Hunde am Berg sollten grundsätzlich angeleint sein, wenn es aber zu einem Angriff einer Kuh kommen sollte, dann sei der Hund unbedingt von der Leine zu lassen, da dieser in der Regel der Kuh entkommen könne.
Massentourismus bedeutet Stress für Kühe
Auch der Präsident der Salzburger Landwirtschaftskammer, Rupert Quehenberger, appelliert an Wanderer in Almgebieten, grundsätzlich vorsichtig zu sein, „Kühe schützen durch ihren Mutterinstinkt ihre Kälber und manchmal sehen sie in fremden Hunden eine Gefahr“. Almbauern würden immer wieder auch feststellen, „dass die Tiere durch die gebietsweise sehr vielen Besucher und andere Umwelteinflüsse zusätzlichem Stress ausgesetzt sind“. Wie auch Gerhard Kremser von der Bergrettung empfiehlt Quehenberger daher, die Tiere in einem sicheren Abstand zu umwandern, „insbesondere bei Herden mit Kälbern“.
Auf der Schlossalm selbst will man jetzt gemeinsam mit den Bergbahnen beraten, ob weitere Maßnahmen zur Sicherheit der Wanderer ergriffen werden müssen. Eine Einzäunung aller Weidetiere sei auf Almen kaum möglich, dass sich eine bedroht fühlende Kuh von einem Zaun abhalten lässt, halten Experten für eher unwahrscheinlich.
hud