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„München, Washington, Übersee“ – Exklusiver Blick in den neuen Chiemgauhof
Der legendäre Chiemgauhof in Übersee ist seit 1. Februar als Luxus-Schmuckstück am Chiemsee wieder eröffnet. Sind auch Einheimische hier willkommen und die Preise im Restaurant bezahlbar? Ein exklusiver Blick hinter die Kulissen.
von Lars Becker und Patrick Nägele
Übersee – Bei zwei Grad Außentemperatur ziehen unter dem grauen Himmel zwei Frauen im Badeanzug ihre Bahnen im beheizten Außenpool mit einem Traumblick auf den stillen Chiemsee. Auch im Restaurant sitzen am Montagmittag (3. Februar) schon zwei Pärchen und testen die Kreationen von Küchenchef Max Müller. Die „Legende“ Chiemgauhof hat seit 1. Februar ihre Tore wieder geöffnet und der OVB konnte einen exklusiven Blick hinter die Kulissen des neuen Luxus-Schmückstücks in Übersee werfen.
„Einzigartiges Juwel und magischer Kraftplatz“
„Das ist ein einzigartiges Juwel. Die Enkel und Urenkel sollen einmal sagen: Da haben sie was hingestellt. Nachhaltig und passend für diesen magischen Kraftplatz“, beschreibt Miteignerin Ursula Schelle-Müller die Ziele, die sie und ihr Mann Dieter Müller beim Neubau eines der profilitiertesten Gasthöfe im Chiemgau hatten. Der alte Chiemgauhof galt bis zu seiner Schließung am 1. Oktober 2022 als Legende in der Region. Ob nun als Hochzeits-Hotspot oder wegen der Sundowner in der Trailer-Bar mit einem der schönsten Sonnenuntergänge Deutschlands als Kulisse.
Der neue Chiemgauhof – Essen, Ruhe und Wellness mit Seeblick
Nur noch gutbetuchte Gäste willkommen?
Nicht nur wegen der Mega-Investitionen – neben einem Kaufpreis im wohl zweistelligen Millionenbereich dürften Kosten für den Neubau von über 30 Millionen Euro angefallen sein – verbinden viele Einheimische mit der Eröffnung des neuen „Chiemgauhof Lakeside Retreat“ viele Sorgen. Die stolzen Zimmerpreise von 590 Euro aufwärts nähern die Befürchtung, dass hier künftig nur noch gutbetuchte Touristen willkommen sind. Doch das bestreitet Ursula Schelle-Müller vehement: „Ob München, Washington oder Übersee – ein Gast ist für uns ein Gast und willkommen.“
Es gebe für die warmen Sommermonate auch schon einige Hochzeits-Buchungen für das sehenswerte Bootshaus mit einer riesigen Fensterfront zum Chiemsee, das mit bis zu 100 Gästen die neue Event-Location werden soll. Die Probe aufs Exempel, ob hier Einheimische wirklich willkommen sind, gab es bereits am Eröffnungswochenende: Über 100 neugierige Gäste hätten das Restaurant getestet, davon der Löwenanteil aus der Region.
Kein Gericht unter 180 Euro?
Kursierende Gerüchte, dass es im Restaurant mit etwa 90 Plätzen kein Gericht unter 180 Euro gäbe, quittiert Schelle-Müller mit einem sanften Lächeln: „Das ist ganz gut, dass es diese Vermutungen gibt, dann sind die Gäste positiv überrascht.“ Natürlich ist das Preisniveau gehoben, aber von den befürchteten Mondpreisen weit entfernt. Ein Münchner Schnitzel mit Kartoffel-Feldsalat kostet beispielsweise 42 Euro. Am Sonntag gibt es beispielsweise mittags und abends den „Sonntagsbraten Chiemgauhof“ schon für 28 Euro.
Ein halber Liter Helles Bier ist für 6,90 Euro zu haben. Im Restaurant wird feine bayerische Gastlichkeit geboten, in der Bar gibt es neben üblichen Barfood wie Burger vom Chiemgauer Weiderind (28 Euro) vor allem Sushi. Gipfel des Luxus sind für 98 Euro 30 Gramm Kaviar der Edition Edip Sigl.
Das ist der mit drei Michelin-Sternen gekrönte Weltklasse-Koch aus dem Partner-Ressort „Das Achental“. Die beiden Top-Häuser sind künftig per Elektro-Bus durch einen Shuttle-Service für Gäste miteinander verbunden. Prioritäten für das Eigentümer-Ehepaar, das sich als innovative Macher hinter der Motel-1-Gruppe einen Namen in der Branche machte, sind Nachhaltigkeit und Regionalität. Und das ist tatsächlich nicht nur dahergesagt. Die Kacheln der Kaminöfen kommen von der Traditionsmanufaktur „Inseltöpferei Klampfleuthner“ auf der Fraueninsel, die ihre Produkte teils nach Vorlagen von 1687 fertigt.
Handgewebte grüne Recycling-Teppiche des LPJ Studios aus Aschau sind in den Zimmern zu finden, im Restaurant isst man nicht nur beim Frühstück von handgetöpfertem Geschirr aus dem Chiemgau. Über den Köpfen hängen dort zwei Gemälde von Julius Exter, der bis zu seinem Tode unweit des Chiemgauhofs in Feldwies wohnte und arbeitete. An der Außenfassade fällt der Blick auf Brannenburger Nagelfluh, einem Naturstein aus der Region.
All das passend zum Ort in eine bayerische Scheunen-Optik mit viel Holz und Glas integriert, hat das der Mailänder Star-Architekt Mattheo Thun. Dem preisgekrönten Designer ist es in Zusammenarbeit mit Ursula Schelle-Müller gelungen, auch in den Zimmern eine Wohlfühl-Atmosphäre ohne jeden Protz zu schaffen. In allen 28 Suiten können die Gäste vom Bett durch riesige Glasfronten einen traumhaften Blick auf den Chiemsee statt auf den Fernseher genießen. Einige Top-Suiten verfügen zudem über eine sehr spezielle Lärchenholzwanne, inspiriert aus einer Kombination von japanischer Badetradition und bayerischen Holzzubern – natürlich kann man auch hier den Sonnenuntergang live bewundern.
Biergarten im Sommer auch für Radler
Genau dafür war der alte Chiemgauhof ja berühmt und nicht nur diese Tradition soll im neuen Haus fortgesetzt werden. In den wärmeren Monaten wird es dafür auch einen Biergarten mit 80 Plätzen samt Grill geben, auch Liegen für einen Sonnenbad am See können dann reserviert werden. Auch wer sich nach einer Radtour kurzfristig für einen Besuch im Chiemgauhof entscheiden sollte – und sich mit einem Ersatz-T-Shirt und Deo im besten Fall etwas frisch macht – hat eine Chance auf einen Platz.
„Es gibt keinen Dresscode zum Reingehen und wenn spontan ein Tisch frei ist, dann ist jeder natürlich willkommen“, verspricht Schelle-Müller: „Am sichersten ist aber, man ruft vorher an und reserviert.“ Schon vor der Eröffnung schaffte es der Chiemgauhof in der Rubrik „Best new hotel openings“ in die renommierte Liste der 101 besten Hotels Deutschlands. Auch zum exklusiven Kreis der „Leading Hotels of the World“ (Führende Hotels der Welt) gehört das Luxus-Schmuckstück am Chiemsee schon.
Das könnte ganz neue Gäste-Gruppen aus der ganzen Welt in den Chiemgau locken – auch Architektur-Fans dürften von dem sehenswerten Bau von Star-Designer Thun angezogen werden. Die einheimischen Gäste werden aber laut Schelle-Müller deshalb nicht vergessen: „Das liegt in der DNA des Chiemgauhofs.“
