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Veranstalter äußert sich

„Unerträglich, Katastrophe, Tonnen von Müll“ - Streit um Comeback des Chiemsee Reggae Summers

Drohen bei der Premiere des Chiemsee Reggae Summer solche Müll-Berge (Symbol links)? Veranstalter Martin Altmann (rechts) verspricht Nachhaltigkeit.
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Drohen bei der Premiere des Chiemsee Reggae Summer solche Müll-Berge (Symbol links)? Veranstalter Martin Altmann (rechts) verspricht Nachhaltigkeit.

Der Chiemsee Reggae Summer soll vom 26. bis 28. Juni 2026 sein Comeback nach fast einem Jahrzehnt feiern. Doch schon bei der Gemeinderats-Abstimmung wurde überdeutlich, dass es in Übersee scharfe Gegner des Festivals gibt. Das definitive Okay gab es erstmal nur für ein Jahr. Macht der Veranstalter einen Rückzieher?

Übersee – Das Comeback des Chiemsee Reggae Summers war noch nicht einmal beschlossene Sache, da gab es schon den ersten Streit. Vor der offiziellen Abstimmung in Übersee äußerten zwei Gemeinderäte harsche Kritik am Großevent - wegen schlechter Erfahrungen beim 2017 letztmals durchgeführten Vorgänger-Festival. „Was wir da erlebt haben, war brutal für den Ort, teils unerträglich und für Übersee nicht verkraftbar. Die Lautstärke war eine Katastrophe. Die Frage ist: Können wir das den Überseern wieder zumuten?“, schimpfte Anton Stefanutti.

„Reihenweise Beschwerden“

Zuvor hatte bereits sein Gemeinderats-Kollege Stefan Haneberg an die unrühmlichen Auswirkungen des Festivals in der Vergangenheit erinnert. „Es gab damals ständig Verkehrschaos, reihenweise Beschwerden über den Lärm und es wurden Tonnen von Müll von Sofas bis Zelten zurückgelassen.“ Die Probleme seien nach Meinung Stefanuttis vor allem dadurch ausgelöst worden, dass die „Zuschauerzahl immer weiter gestiegen und das Ganze dann geplatzt“ sei.

Festivals sorgen regelmäßig für Müllberge (Symbol)

2017 war das, als das inzwischen europaweit bekannte Event im wahrsten Sinne des Wortes mit einem Donnerhall explodierte. Ein gewaltiges Unwetter sorgte für den Abbruch des Konzerts von „The Offspring“, das aus dem Eintages-Event von 1995 inzwischen massiv gewachsenen Festival wurde abgebrochen. Die Kosten für die Ticket-Rückerstattung und die Suche nach einem neuen Konzept wurden als Grund genannt, warum der Reggae-Summer fortan nicht stattfand.

Siebeneinhalb Jahre später wurde nun im Gemeinderat über das neue Konzept von Veranstalter Martin Altmann („Für uns war das Festival nie gestorben“) beraten. Schon in den nicht-öffentlichen Sitzungen im vergangenen Jahr waren die Pläne detailliert vorgestellt worden. Sie sehen unter anderem eine Begrenzung der Zuschauer-Kapazität auf 10.000 Personen vor. Übersees Bürgermeister Herbert Strauch bezeichnet das „Zurück-zu-den-Wurzeln“-Konzept als „gute Idee“. Die beiden Chiemsee-Reggae-Summer-Chefkritiker im Gemeinderat konnte das jedoch nicht überzeugen.

„Mit 10.000 Fans begonnen, irgendwann waren es 25.000“

„Damals hat es auch mal mit 10.000 Leuten begonnen und irgendwann waren wir bei 25.000“, erinnerte Haneberg: „Es hieß damals, mit 10.000 sei das Ganze nicht wirtschaftlich zu betreiben. Wieso ist das jetzt anders?“ Stefanutti fügte hinzu, dass drei Festivals rund um München aufgegeben hätten, weil die Kosten zu hoch seien: „Wie soll dann bei uns mit 10.000 die ganze Chose durchgezogen werden?“

Herbert Greiner, der als Veranstaltungsleiter des Chiemsee Reggae Summers für Fragen der Gemeinderäte vorn auf dem Podium saß, versuche die Bedenken zu zerstreuen: „Es ist immer die Frage, wie genau man eine Kalkulation erstellt. Deshalb ist es gut, dass wir schon zwei Jahre vor dem Festival die intensiven Planungen begonnen haben“, meinte der unter anderem auch beim legendären Wacken-Festival engagierte Experte. Es hieß allerdings auch, dass durch die nötigen Anfangs-Investitionen der Chiemsee Reggae Summer bei einer Zustimmung für nur ein Jahr „relativ wenig wirtschaftlich“ sei. Deshalb war in dem Antrag im Gemeinderat auch ein Fünf-Jahres-Zeitraum bis 2030 genannt worden.

Keine Fesseln: Jedes Jahr neuer Entscheid über Chiemsee Reggae Summer

„Damit sind wir schon mal auf die Schnauze gefallen. Wir sollten Jahr für Jahr entscheiden“, forderte Haneberg in der Diskussion. Auch Stefanutti gab zu bedenken, dass sich Übersee mit einer Zustimmung bis 2030 „Fesseln anlegen würde, die wir nicht mehr loswerden“.

Also wurde in den Beschluss aufgenommen, dass der Überseer Gemeinderat von Jahr zu Jahr neu über die Durchführung des Chiemsee Reggae Summers entscheiden muss. Bis 2030 ist zudem eine Erhöhung der Zuschauerzahl von maximal 10.000 ausgeschlossen. Die nahe des Festival-Geländes Almkaiser wohnenden Anlieger, von denen einer bereits Einwendungen gemacht hat, müssen gehört und in die Entscheidungen rund um das Festival mit einbezogen werden. Diesem geänderten Antrag stimmte der Gemeinderat trotz der Ablehnung der beiden Kritiker schließlich deutlich mit 17:2 Stimmen zu.

Das sagt Veranstalter Altmann zum Ergebnis

„Natürlich hat man bei einem Festival auch negative Seiten. Aber man muss auch den sehr großen Mehrwert für Übersee sehen. Es ist für die Region was geboten und es bleibt Geld in Übersee“, meinte Gemeinderat Stefan Berres danach. Aber will der Veranstalter mit Blick auf all die Einschränkungen und der festen Zustimmung vorerst nur für ein Jahr den Chiemsee Reggae Summer überhaupt noch durchziehen? Jedes Jahr ist ein neuer Genehmigungsbescheid nötig – aber das scheint Veranstalter Martin Altmann nicht zu schrecken. „Das halten wir auch für sinnvoll, weil wir so jedes Jahr gesetzliche Änderungen und Verbesserungen in die Planungen einarbeiten können“, sagte Altmann auf Anfrage des OVB. Er hat sich das Thema Nachhaltigkeit - Stichwort Müll-Berge - ganz besonders auf die Fahnen geschrieben.

Martin Altmann, Veranstalter des Chiemsee Reggae Summer.

Die harsche Kritik aus dem Gemeinderat macht ihm offenbar nicht aus, auch am geplanten Mindestalter von 18 Jahren beim Comeback des Chiemsee Reggae Summer. Gemeinderat Oliver Parker hatte gebeten, die Altersbeschränkung wegzulassen: „Früher war das Festival ein Familienfest.“ Diese Idee lehnte der Veranstalter Aloha Promotion jedoch zumindest für 2026 ab, „weil Jugendschutz und Sicherheit im Vordergrund“ stehen sollten. Man wolle keine Risiko eingehen. Wichtigster Hintergrund dürfte jedoch das Thema Geld sein – schon die Senkung des Mindestalters auf 16 würde deutliche höhere Kosten wegen nötiger Jugendschutz-Maßnahmen verursachen.

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