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Neue Abkochverfügung für Gstadt/Fraueninsel

Fäkalkeim: Was die Chlorung des Trinkwassers am Chiemsee bedeutet – und was rätselhaft bleibt

In Gstadt und der Fraueninsel (Bild links) muss das Trinkwasser erneut abgekocht werden (Symbol rechts)
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In Gstadt und der Fraueninsel (Bild links) muss das Trinkwasser erneut abgekocht werden (Symbol rechts). Außerdem kommt Chlor in das kostbare Nass.

Zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit muss das Trinkwasser in Gstadt und der Fraueninsel wegen eines Fäkalkeims abgekocht werden. So reagieren Einheimische und Touristen, so steht es um die Wasserversorgung der restlichen Gemeinden der Chiemseegruppe und das gibt‘s Neues bei der Ursachensuche.

Gstadt/Fraueninsel – Nina Weinland hat am Montagvormittag (16. Dezember) „ganz brav“ ihr Teewasser abgekocht. Von der angekündigten Chlorung des Trinkwassers wegen eines Fäkalkeims hat die Fachfrau in der Tourist-Info Gstadt (noch) nichts geschmeckt: „Ich habe nichts gemerkt, es schmeckt wie immer.“

Für die Gemeinde Gstadt wurde eine Abkochverfügung erlassen.

Reaktion in Gstadt und auf der Fraueninsel

Überhaupt herrsche bei Einheimischen und Touristen keine besondere Aufregung wegen der zum zweiten Mal binnen kürzester Zeit geltenden Abkochverfügung in Gstadt, Gollenshausen und auf der Fraueninsel: „Alle sind ruhig und entspannt. Es gibt keinen Aufruhr.“ Obwohl am Freitag die Feuerwehr durch Gstadt gefahren und mit Lautsprecher-Durchsagen auf die neuerlichen Probleme mit dem Trinkwasser hingewiesen hatte.

Dass es nur sporadische Nachfragen von Urlaubsgästen gibt, hängt vermutlich auch damit zusammen, dass derzeit einfach wenig „Zugereiste“ in der traumhaften Chiemsee-Destination sind: „Nach Ende des Christkindlmarkts auf der Fraueninsel ist es ziemlich ruhig“, bestätigt Nina Weinland. Zudem sind diesmal wesentlich weniger Menschen als die etwa 25.000 betroffen, die Ende November zwischen Chiemsee und Simssee ihr Trinkwasser für mehrere Tage abkochen mussten. Damals waren sogar in einigen Supermärkten die Mineralwasser-Vorräte knapp geworden.

Idylle auf der Fraueninsel

Jetzt zahlt sich aus, dass der riesige Zweckverband Wasserversorgung Chiemseegruppe schon nach dem ersten Nachweis von Enterokokken-Fäkalkeimen die Schieber in den Trinkwassernetzen am 26. November heruntergelassen hat. Deshalb sind die anderen beiden Teile des Verbunds - Breitbrunn mit der Herreninsel sowie Prien und Rimsting mit Ortsteilen von Bad Endorf, Riedering und Frasdorf - nicht von der neuen Abkochverfügung betroffen.

Gstadt und die Fraueninsel versorgen sich momentan über zwei Tiefbrunnen komplett eigenständig mit Trinkwasser. Im Brunnen zwei wurde dort am vergangenen Freitag (13. Dezember) bei einer Nachprobe erneut ein Fäkalkeim nachgewiesen. Was daran rätselhaft ist: Die erste positive Probe auf Enterokokken war im November im Netz der Gemeinde Breitbrunn aufgetreten. Wie ist die Verunreinigung jetzt in den Brunnen in Gstadt gekommen? Das Gesundheitsamt Rosenheim arbeitet in Zusammenarbeit mit den Wasserexperten der Chiemseegruppe „mit Hochdruck“ an der Ursachensuche, ist aber bisher nicht fündig geworden.

Was nach dem zweiten positiven Fäkalkeim-Text jetzt wohl ausgeschlossen werden kann, ist ein Fehler in der Beprobung. „Zum Beispiel wenn sich ein Beteiligter nach dem Toilettengang nicht komplett die Hände gewaschen hat“, wie es der Priener Wassermeister Benjamin Simeth formuliert hatte. Als weitere denkbare Ursache hatte der Experte einen „Rohrbruch“ genannt.

So oder so - jetzt ist das eingetreten, was eigentlich alle vermeiden wollten. In einer Zeit, in der gerade eine deutliche Preiserhöhung verkündet wurde, muss das berühmt wohlschmeckende Trinkwasser am Chiemsee mit Chlor zur Entkeimung versetzt werden: „Bis eine „Konzentration von 0,1 mg/L im Versorgungsnetz nachgewiesen ist.“ Erst dann kann die Abkochverfügung aufgehoben werden, der leichte Geschmack nach Schwimmbad-Wasser im Tee oder Kaffee dürfte allerdings bleiben.

Warum die Chlorung unbedingt vermieden werden sollte

Deshalb hatte Breitbrunns Bürgermeister Anton Baumgartner das auch unbedingt vermeiden wollen: „Das hört sich einfach an, aber es hätte große Auswirkungen auf die Wasserversorgung. Man müsste das ganze Netz durchchloren, um die Verunreinigung zu beseitigen, und dann wäre es in den Häusern.“ Damit wäre auch der hochgeschätzte Geschmack des Trinkwassers für längere Zeit beeinträchtigt, da das verwendete Chlor sich über längere Zeit aus den Leitungen „ausschleichen“ muss.

Wie lange das dauert? Auch für Franz Fischer, der in Rimsting für das Thema Trinkwasser bei der Chiemseegruppe zuständig ist, ist das Neuland. „Das hatten wir noch nicht. Da gibt es keine großen Erfahrungswerte.“, so Fischer im OVB-Gespräch. In jedem Fall komme es aber auf die Größe des Leitungsnetzes an. Da derzeit „nur“ Gstadt und die Fraueninsel von der Chlorung betroffen sind, könnte der „Geschmacks-Schaden“ örtlich und zeitlich gering bleiben.

Entscheidung in zweiter Januarwoche

Falls allerdings anderswo im „wahnsinnig großen Netz“ der Chiemseegruppe neuerliche Probleme mit Fäkalkeimen auftreten, würde die Sache allerdings ganz anders ausschauen. „Wir haben in der zweiten Januarwoche noch einen Wassertest im gesamten Bereich der Chiemseegruppe“, verrät Franz Fischer. Erst dann wird sich entscheiden, ob rund um den Chiemsee irgendwann wieder Ruhe in Sachen Trinkwasser einkehrt.

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