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Über 20.000 Menschen betroffen

Fäkalkeim im Trinkwasser, Mineralwasser teils ausverkauft: Dramatische Szenen im Chiemgau

In vielen Gemeinden am Chiemsee sorgen Fäkalien im Trinkwasser für Aufregung. Was passiert mit dem Christkindlmarkt auf der Fraueninsel?
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In vielen Gemeinden zwischen Simssee und Chiemsee sorgen Fäkalien im Trinkwasser für Aufregung. Was passiert mit dem Christkindlmarkt auf der Fraueninsel?

Von Breitbrunn bis Pietzing, von der Herreninsel bis zu Ortsteilen von Frasdorf – in vielen Gemeinden zwischen Simssee und Chiemsee muss das Wasser abgekocht werden. Wie lange das dauern, welche Ursache die Enterokokken-Probe haben könnte und ob der Christkindlmarkt auf der Fraueninsel betroffen ist.

von Lars Becker und Alexandra Dachs

Prien - Der Handy-Akku von Benjamin Simeth war am Dienstag (26. November) schon am Vormittag „fast leer“. Viele besorgte Menschen klingelten beim Leiter der Wasserwerke Prien an, nachdem in den Gemeinden auf der westlichen Seite des Chiemsees Gerüchte über eine Verunreinigung des Leistungswassers blitzschnell die Runde gemacht hatten. Um die Mittagszeit bestätigte das Landratsamt Rosenheim dann in einer Pressemitteilung offiziell, dass das Trinkwasser des Zweckverbands der Chiemseegruppe Breitbrunn bis auf Weiteres abgekocht werden muss.

Diese Orte müssen das Trinkwasser abkochen

In einem ersten Schritt wurde diese Anweisung für Breitbrunn, die Herreninsel, Prien am Chiemsee und Rimsting ausgegeben. Zudem gilt die Abkochverfügung für die Ortsteile Mauerkirchen, Antwort, Thalkirchen, Campingplatz Stein, Holzberg, Ulperting, Hirnsberg in Bad Endorf sowie für Moosen und Pietzing in Riedering. Am Nachmittag wurde die Abkochverfügung dann noch einmal erweitert.

„In den jüngsten Befunden gibt es Hinweise (erhöhte Koloniezahlen) auf eine mögliche Verunreinigung des Trinkwassers“, erklärte das Landratsamt Rosenheim dazu. Jetzt sind zudem die Gemeinde Gstadt und die Fraueninsel betroffen. Da etliche Ortsteile von Frasdorf zudem vom Wasserwerk Prien aus versorgt werden, gilt auch für sie ab sofort die Abkochverfügung. Diese Ortsteile sind: Aich, Brandenberg, Greimelberg, Hendenham, Hierankl, Mitterreit, Mönibuch, Niesberg, Oberreit, Oed, Paulöd, Pfifferloh, Rain, Reit, Röselsberg, Stupfa und Wildenwart. Damit dürften insgesamt um die 25.000 Menschen von den Problemen betroffen sein.

Feuerwehr warnt in Breitbrunn - Supermärkte leergekauft

Das sorgte vor Ort teils für dramatische Szenen: In Breitbrunn fuhr die Feuerwehr durch den Ort und wies mit Lautsprecher-Ansagen auf die Verunreinigung des Trinkwassers hin. In einigen Supermärkten der Region war kurz nach Bekanntwerden sogar Mineralwasser ausverkauft.

Der Grund für die riesige Aufregung laut Landratsamt Rosenheim: „Bei einer routinemäßigen Beprobung wurde ein Fäkalkeim (intestinaler Enterokokkus) im Trinkwasser nachgewiesen.“ Zwar kommen Enterokokken auch im menschlichen Darm als Teil der dortigen Flora natürlich vor. Allerdings können sie unter bestimmten Umständen Krankheiten wie Harnwegs- oder Hautinfektionen verursachen. Deshalb sei das Abkochen des Wassers als „Vorsichtsmaßnahme“ unabdingbar.

Die Nachricht sorgte natürlich für jede Menge sorgenvolle Mienen – und bei den Wasser-Experten der Chiemseegruppe für jede Menge zusätzlicher Arbeit. Schließlich muss schnellstmöglich der Grund für die Verunreinigung des Trinkwassers gefunden werden, welche nach OVB-Informationen im Leistungsnetz der Gemeinde Breitbrunn festgestellt wurde.

Wie lange es bis zum „Normalbetrieb“ dauern könnte

„Im Leitungsnetz einer Gemeinde aus dem Verbund wurde eine schlechte Wasserprobe genommen. Da auch andere Orte am Hochbehälter dranhängen, sind diese ebenfalls von der Abkochverfügung betroffen“, erklärte Benjamin Simeth auf Anfrage des OVB. Bei den Wasserwerken Prien waren die bisherigen Proben „clean“, allerdings sei am Dienstag (26. November) auch in der Marktgemeinde nach der Abkochverfügung vorsorglich eine Probe gezogen und ans Labor geschickt worden. „Das Ergebnis werden wir nach 24 bis 48 Stunden haben.“ Nach Auswertung aller Proben in den betroffenen Gemeinden werde dann entschieden, „wann wir wieder in den Normalbetrieb gehen können.“ Die Abkochverfügung gilt auf jeden Fall mindestens bis Donnerstag (28. November).

Momentan wird noch gerätselt, wie der Fäkalkeim ins Trinkwasser gekommen sein könnte. Als denkbare Ursache nennt Simeth einen „Rohrbruch “. Allerdings wären auch „Fehler in der Beprobung“ möglich: „Zum Beispiel wenn sich ein Beteiligter nach dem Toilettengang nicht komplett die Hände gewaschen hat.“ Natürlich wird das Trinkwasser erst wieder frei gegeben, wenn alle offenen Fragen geklärt sind.

Leitung nach Breitbrunn unterbrochen

Wie Franz Fischer, in der Gemeinde Rimsting mit dem Thema Wasser betraut, erklärte, gehe man in enger Abstimmung mit dem Gesundheits- und dem Landratsamt Rosenheim vor. Nach dem Ergebnis der Wasserprobe aus dem Leitungsnetz in Breitbrunn habe man auch die Leitung zu diesem Wassernetz unterbrochen, erklärte Fischer. Im Normalfall unterhalte die Zweckverband Chiemseegruppe einen gemeindlichen Notverband zwischen den in diesem zusammengeschlossenen Gemeinden.

Die Aufregung ist jedenfalls groß – und zwar nicht nur in den von der Abkochverfügung betroffenen Gemeinden. Bernau zum Beispiel informierte seine Bürger am Dienstag sogar offiziell: „Die Gemeinde Bernau verfügt über ihre eigene Trinkwasserversorgung. Das Wasser ist in Ordnung und muss NICHT abgekocht werden. Auch das Trinkwasser in Hittenkirchen ist nicht von der Abkochverfügung betroffen!“

Betroffen ist nach der Erweiterung der Abkochverfügung allerdings die Fraueninsel. Und damit stellt sich die Frage, wie sehr der über die Region hinaus berühmte Christkindlmarktes betroffen sein wird. Er öffnet am Donnerstag seine Tore - mitten in einer echten Wasserkrise am Chiemsee.

Diese Regeln gelten beim Wasser-Abkochen

Das Gesundheitsamt Rosenheim weist darauf hin, dass das Wasser nur abgekocht verwendet werden darf. Das gilt, wenn es als Trinkwasser, zur Zubereitung von Getränken und Nahrung, insbesondere für Säuglinge sowie alte und kranke Menschen, zum Abwaschen von Salaten, Obst und Gemüse, zur Herstellung von Eiswürfeln und zum Spülen von Gefäßen und Geräten, in denen Lebensmittel zubereitet oder aufbewahrt werden, verwendet wird. Ausgenommen ist der Gebrauch von Geschirrspülmaschinen. Außerdem muss das Wasser für medizinische Zwecke, wie die Reinigung von Wunden oder Nasenspülungen, abgekocht werden. Das Wasser muss sprudelnd aufgekocht werden und anschließend eine Abkühlzeit von mindestens zehn Minuten eingehalten werden, um eventuell vorhandene Keime wirksam abzutöten. Handelsübliche Wasserkocher sind dazu gut geeignet.

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