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Interview mit Geschäftsführerin Birgit Seeholzer

“Wir wollen Paten der Region sein”: Chiemgau GmbH will Wirtschaft und Tourismus vereinen

Geschäftsführerin Birgit Seeholzer kümmert sich um die Anliegen des Landkreises Traunstein und des Chiemgaus.
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Geschäftsführerin Birgit Seeholzer kümmert sich um die Anliegen des Landkreises Traunstein und des Chiemgaus.

Es steht viel an im Landkreis Traunstein und im Chiemgau. Um viele Probleme und Anliegen kümmert sich die Chiemgau GmbH, etwa um die digitale Ausstattung von Schulen. OVB-Interview mit Geschäftsführerin Birgit Seeholzer, die nach der Fusion mit Chiemgau Tourismus noch ein Aufgabenfeld dazugewonnen hat.

Traunstein – Seit dem 1. Juli ist der Chiemgau Tourismus mit der Chiemgau GmbH fusioniert. Damit setzt sich die GmbH spartenübergreifend dafür ein, den Landkreis Traunstein als attraktiven Standort für Einheimische, Unternehmen und Gäste zu erhalten und nachhaltig weiterzuentwickeln. Geschäftsführerin Birgit Seeholzer spricht über die Fusion und die Pläne für die Zukunft.

Frau Dr. Seeholzer, bisher waren Sie die Geschäftsführerin der Chiemgau GmbH. Mit der Fusion erweitert sich ihr Aufgabenfeld. Für was sind Sie denn künftig alles zuständig?

Dr. Birgit Seeholzer: Die Chiemgau GmbH umfasst jetzt schon eine ganze Reihe von Themengebieten. Wir sind ursprünglich mal als Wirtschaftsförderung gestartet. Das ging bis 2021, dann kam die Erweiterung der Gesellschaft mit der Teilnahme aller Städte und Gemeinden als Gesellschafter der Chiemgau GmbH, aber auch von kommunalen Unternehmen. Wir haben jetzt seit 2022 den Themenbereich Schul-IT mit dabei. Die macht die Betreuung aller Landkreisschulen und ist künftig auch ein Angebot an kommunale Schulen zur Betreuung der digitalen Ausstattung. Das geht von digitalen Tafeln bis hin zu den Tablets, die die Schülerinnen und Schüler bekommen. Da ist der Landkreis Traunstein ganz innovativ unterwegs.

Das heißt, Sie statten die Schulen mit entsprechenden Geräten aus?

Seeholzer: Wir haben mittlerweile viele Tablets an den Schulen. Wir bieten das jetzt je nach Wunsch und Konzept der Schulen auch für die fünften Jahrgangsstufen der Realschulen und Gymnasien an, auch für die weiterführenden Schulen und sogar für das Förderzentrum in Traunstein. Da gibt es neue digitale Tafeln und digitale Systeme, damit man dort auch wirklich digitale Kompetenz in der Schule erlernen kann. Wenn man aber 5000 Tablets für Schüler und 1000 Tablets für die Lehrer im Umlauf hat, braucht es auch eine Betreuung, die viel Arbeit hat, und das ist eben die Schul-IT. Künftig werden wir das auch für Grundschulen anbieten. Die steigen aber in der Regel zuerst mit digitalen Tafeln ein.

Bieten Sie dann auch Kurse für die Lehrer an?

Seeholzer: Es gibt Schulungen für die Lehrer. Das wird zum Teil über die Schulen intern gemacht, auch da bieten wir Unterstützung. Die Schulen haben in der Regel einen IT-Verantwortlichen. Der wird wiederum über die Schul-IT geschult, damit man da dann einheitliche Standards hat. Deshalb ist es uns sehr wichtig, dass man nicht irgendwelche Software und irgendwelche Geräte hat. Das muss schon ein System sein, denn nur das kann man auch betreuen.

Mit der Schul-IT ist es aber bei Ihnen ja noch lange nicht getan…

Seeholzer: Was wir bisher schon hatten, ist das Thema Energiemanagement. Das kommt auch aus dem Energiemanagement für die Unternehmen heraus. Wir haben seit zehn Jahren einen Energieeffizienzarbeitskreis für die Unternehmen und wir haben jetzt mit dem Thema Ausbau der erneuerbaren Energien, der Ukraine-Krise und dem hohen Bedarf der Unternehmen an Energie einen Energiemanager eingestellt, und wir versuchen auch den Ausbau der erneuerbaren Energien im Landkreis zu stärken und auch eigene Projekte voranzubringen. Auch im Bereich Windenergie und in der Photovoltaik, um die Verfügbarkeit von Energie zu sichern, was ein wirklicher Standort-Vorteil ist.

Geht denn da was voran? Neue Windräder in Bayern aufzustellen ist ja oft nicht ganz einfach.

Seeholzer: Das ist ganz schwierig. Wir machen Windmessungen, da hat sich ja bei den Genehmigungsverfahren einiges getan. Uns ist es wichtig, dass nicht irgendwelche Investoren aus aller Welt kommen und den Rahm abschöpfen, sondern wir wollen mit den Kommunen gemeinsam etwas entwickeln, damit die Unternehmen, aber eben auch die Bürger, etwas davon haben. Wir beraten die Kommunen. Als Landkreis oder als Chiemgau GmbH werden wir aber nur aktiv, wenn die Gemeinden das auch wollen.

Die Gemeinden müssten also auf Sie zukommen?

Seeholzer: Wir informieren die Gemeinden. Es gibt beispielsweise Windvorrang-Gebiete, wir werden auch im Bereich PV selbst aktiv und planen Freiflächenanlagen auf landkreiseigenen Flächen. Es gibt Voruntersuchungen und Machbarkeitsstudien. Da gehen wir auf die Gemeinden zu, weil wir das gemeinsam entwickeln wollen.

Die Chiemgau Tourismus ist jetzt neu auch unter Ihrem Dach der Chiemgau Gmbh zu finden. Wie funktioniert da die Zusammenarbeit?

Seeholzer: Ich sehe da große Synergieeffekte, die wir ja nicht nur mit der Urkunde der Verschmelzung haben, sondern schon in den letzten zwei Jahren intensiv versucht haben, gemeinsam Projekte in den Themen Fachkräftebündelung, Standortmarketing und Marketingkommunikation die Expertise mitzunehmen. Aber es ist schon so, dass man ganz andere Möglichkeiten hat, gemeinsam zu agieren, wenn man unter einem Dach sitzt. Der Informationsaustausch ist so viel intensiver und ich sehe eine große Chance, weitere gemeinsame Projekte zu entwickeln. Aber eigentlich soll der Tourismus eigenständig bleiben und nichts von seinen Kompetenzen in der Eigenständigkeit verlieren. Wir wollen diese Synergieeffekte von der gemeinsamen Buchhaltung bis hin zu einem gemeinsamen Event-Team weiter stärken. Eine Wirtschaftsregion ist nur so gut, wie man sie nach außen verkaufen kann.

Wie kam es eigentlich zu dem Entschluss, all das unter einem Dach zusammenzufügen?

Seeholzer: Diese Entscheidung lief über wichtige Impulse unseres Landrats. Man muss auch sagen, dass es schon eine Dimension war mit einer eigenen Marke Chiemgau sowohl für eine künftige Markenentwicklung nochmal neue Impulse zu setzen, als auch in Zeiten schwieriger personeller und finanzieller Mittel Personal- und Geldressourcen effektiv einzusetzen und diese Synergieeffekte zu nutzen. Es ist schon so, dass man mit einer gemeinsamen Gesellschaft bestimmte Dinge ermöglichen kann, die ohne das gemeinsame Dach nicht möglich wären. So brauchen wir künftig nur noch einen gemeinsamen Jahresabschluss.

Der Fusionsprozess ist nun eigentlich abgeschlossen, Sie sind sogar in neue, gemeinsame Räume gezogen. Bisher war die Chiemgau GmbH am Stadtplatz untergebracht. Was sagen sie zu den neuen Räumlichkeiten?

Seeholzer: Wir sind schweren Herzens vom Stadtplatz weggegangen, weil man da sozusagen eine Institution war. Für mich war es auch schön, mit den ganzen Verschmelzungen war ich oft bis acht Uhr abends im Sommer im Büro, und so hab ich alle Sommerkonzerte mitgekriegt (lacht). Die Stadt Traunstein ist im Zentrum sehr lebendig und das bringt auch einen Mehrwert. Von daher sind wir nicht mit großem Juhu ausgezogen. Aber neu hergerichtete Räume haben auch einen Mehrwert. Man begegnet sich auf dem Gang, wir haben einen großen Raum für Besprechungen.

Was steht denn nun in den kommenden Jahren an für diese neue Chiemgau Gmbh?

Seeholzer: Der Tourismus bekommt Ende des Jahres eine neue Geschäftsführung. Da wird man dann mit allen Städten und Gemeinden das Thema Tourismus und die künftige Strategieentwicklung nochmal mit aufgreifen. Das ist für 2024 geplant. Es ist nicht so, dass sich der Tourismus in den letzten Jahren nicht innovativ entwickelt hätte, aber sowas müssen wir mit den Partnern immer wieder neu definieren. Dann müssen wir schauen, wo wir als Wirtschaftsförderung Impulse setzen können, wie kann man Strategien aufbauen, damit die Unternehmen eine Zukunftsvision entwickeln können. Wir planen ein Projekt namens „smash”, da geht es um die Attraktivierung der Arbeitgeber. Also wie man sich als Arbeitgeber aufstellen muss, damit man überhaupt noch Fachkräfte gewinnen kann. Auch der Innovationstransfer soll weiter vorangetrieben werden. Und wie man das Marketing und die Außenwerbung nutzen kann, um für die Attraktivität der Wirtschafts- und Arbeitsregion zu werben.

Da kommt wohl in der nächsten Zeit einiges auf Sie zu…

Seeholzer: Wir wollen Paten der Region sein. Wir haben die touristische Brille auf, wir wollen die Landschaft schonen. Wir beschäftigen uns mit dem Bereich der Flächen Ersparnis. Wie können wir künftig mit den Flächen, die wir haben, in die Höhe gehen, ohne die Landschaft zu verändern. Das sind alles sehr spannende Herausforderungen, die die ländliche Region nochmal anders treffen als eine Großstadt. Aber wir wollen als Wirtschaftsregion hoch attraktiv bleiben und zukunftsweisend die Unternehmen, die Touristikbetriebe und die Kommunen alle miteinander unterstützen.

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