Hoffnung in Marquartstein - dank Berlin?
Café Marquart öffnet wieder: Dieses Weihnachts-Wunder steckt dahinter
Marquartstein bekommt endlich wieder ein Café - das Marquart im Zentrum öffnet bald nach gut zwei Jahren Pause. Die wichtigsten Details und welch unglaublicher weihnachtlicher Zufall der neuen Pächter-Familie den Weg ins Achental bescherte.
Marquartstein - In diesen Tagen ist das Weihnachts-Wunder der Familie Possamai genau ein Jahr her. Es war der 24. Dezember 2023, als sich Mauro und Alexandra mit ihren Kindern Luciana (11) und William (7) wie gewohnt auf dem Weg nach Italien befanden. Dort wohnt ein Großteil der besonders von den Kids innig geliebte Familie des Papas. Wie schon in den Jahren zuvor gewohnt übernachtete das Quartett auf der Fahrt von ihrem Wohnort Berlin nach sieben stressigen Stunden Autofahrt im Chiemgau. Diesmal in Frasdorf.
Marqaurstein: „Bitte wenden“
Normalerweise führt von dort der schnellste Weg über die A8 Richtung Italien, doch Mauro wollte noch einen Abstecher zum Café eines Bekannten in Prien am Chiemsee machen. Und als das Navi dann nach der schnellsten Route gefragt wurde, führte sie das Gerät wohl wegen eines Staus ins Achental. „Dann haben wir am Ortseingang eine Werbetafel passiert, auf der stand: ‚Zwei Cafés zu verpachten““, erzählt Alexandra die Geschichte im OVB-Gespräch weiter: „Kurz danach haben wird das Café Marquart passiert, das wirklich auffällt. Und dann habe ich zu meinem Mann gesagt: ‚Bitte wenden“.
Kurz danach bekundeten die Possamais telefonisch ihr Interesse und wunderten sich nicht schlecht, als sie Marquartsteins Bürgermeister Andreas Scheck kurz nach Weihnachten persönlich zurückrief. Es wurde ein Besichtigungstermin vereinbart, den der wegen des Gastro-Sterbens in seinem Ort höchst bemühte Ortschef selbst durchführte. „Es war Liebe auf den ersten Blick mit dieser tollen Location“, beschreibt Alexandra ihre Gefühle von damals. Eine Liebe, die weitreichende Konsequenzen für die ganze Familie und schließlich auch den Ort Marquartstein haben sollte.
Ende Februar 2024 verkauften die Possamais nämlich ihre Eisdiele, die sie zwölf Jahre erfolgreich im Berliner Viertel Siemensstadt geführt hatten. Ende September 2024 waren alle Verträge für die Pacht des Cafés im Ortszentrum von Marquartstein und die Wohnung gleich nebenan unterschrieben. Ende Oktober wagte die Familie dann den mutigen Schritt aus der deutschen Millionen-Metropole und Hauptstadt ins beschauliche Achental. „Die Kinder haben natürlich Tränen vergossen, weil sie ihre Freunde und gewohnte Umgebung aufgeben mussten“, berichtet Alexandra: „Aber alles ging wahnsinnig schnell hier. Sie haben ganz schnell neue Freunde gefunden und sind super integriert.“
Auch ihre Mama hat sich „schnell wieder ans Dorfleben gewöhnt“. Schließlich stammt sie aus einem für seinen Weinanbau bekannten Ort in der Nähe von Halle an der Saale. Danach erkundete die gelernte Hotelfachfrau die große, weite Welt. Sechs Jahre in London, danach 17 Jahre in Berlin. Den Großteil davon mit ihrem italienischen Partner Mauro, den es über die Zwischenstation Malaga in die deutsche Metropole verschlagen hatte.
Bürgermeister Scheck: „Café ist immens wichtig für den Ort“
Das Paar ist also großstadterfahren und sprachlich ausgesprochen beschlagen, was Bürgermeister Scheck auch mit Blick auf die wegen des Gastro-Notstands oftmals ratlosen Touristen freut: „Ich bin sehr oft gefragt geworden, wo man denn hier eine Tasse Kaffee trinken können. Das Café ist immens wichtig für den Ort, weil wir längere Zeit keine Gastronomie für diese Zielgruppe hatten.“ Den Possamais geht es aber nicht nur um die zugereisten Gäste des Ortes, sie wollen vor allem auch zum Treffpunkt der einheimischen Erwachsenen genau wie der Kids werden.
„Wir haben viele Ideen und werden das anbieten, was die Leute wollen“, verspricht Pächter Mauro Possamai. Natürlich wird es Kaffee und Kuchen geben, aber ganz in der Tradition ihres Geschäfts in Berlin auch handgemachtes italienisches Eis. Der Rest bleibt vorerst noch geheim, denn derzeit laufen im Café Marquart noch die Umbauarbeiten. Abhängig davon, wie schnell das geht und auch das nötige Personal gefunden ist, könnte ihr neues Projekt schon Ende Februar oder im März öffnen.
Den lebensverändernden Schritt von Berlin nach Marquartstein bereut hat die Familie jedenfalls bis jetzt noch nie, wie Alexandra erzählt „Wir haben immer gesagt, dass wir nach zehn Jahren was Neues machen wollen. Und jetzt sind wir auch näher dran an der Familie in Italien.“ Den Zwischenstopp im Chiemgau auf dem Weg zum Weihnachtsurlaub können sie sich ab 2024 in jedem Fall sparen.

