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Nach umkämpften Bürgerentscheid in Ruhpolding

„Mir fällt ein Stein vom Herzen“: Wie es mit Hotel-Neubau, Festsaal und Vita Alpina jetzt weitergeht

Helmut Müller und Michael Meisl, sowie Bürgermeister Justus Pfeifer.
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Aufregung und Spannung pur am Sonntagabend bei den Vertretern der Bürgerinitiative „Rettet das Kurhaus“ (links), Helmut Müller und Michael Meisl, sowie Bürgermeister Justus Pfeifer.

Das Kurhaus wird abgerissen, ein Investor baut dort ein Hotel und die Gemeinde erneuert das Schwimmbad - so lautet der Auftrag nach dem Bürgerentscheid am Sonntag. Welche Schritte jetzt konkret anstehen, welche Kosten auf Ruhpolding zukommen könnten und wie es mit einem Veranstaltungssaal weitergeht:

Ruhpolding - Fast zwei Stunden dauerte es am Sonntagabend, bis alle Stimmzettel ausgezählt waren. Ruhpoldings Bürgermeister Justus Pfeifer (CSU) war in dieser Zeit die Nervosität anzusehen: ungeduldig und angespannt zog er seine Kreise in der Grund- und Mittelschule, wo alles ausgewertet wurde. Es steht viel auf dem Spiel für die hochverschuldete Gemeinde. „Finanziell fällt mir jetzt ein gewaltiger Stein vom Herzen“, so Pfeifer am Ende gegenüber chiemgau24.de, als das Ergebnis feststand.

Bürgerentscheid in Ruhpolding: Stichfrage für Schwimmbad-Sanierung und Kurhaus-Verkauf

Die Stichfrage war entscheidend - und sie fiel deutlich aus: Auf die Frage „Soll das Vita Alpina saniert und erhalten werden oder das Kurhaus?“ entschieden sich 56,6 Prozent der Ruhpoldinger für ihr Schwimm- und Hallenbad. „Die Frage zog Gräben durch Familien, Vereine und die Dorfgemeinschaft“, so Pfeifer. Davon zeugt auch die für einen Bürgerentscheid recht hohe Wahlbeteiligung von 47 Prozent. „Jetzt gilt es, wieder an einem Strang zu ziehen“, so der Bürgermeister. Auch wenn man unterschiedliche Ziele verfolgte, dankte er der Bürgerinitiative „Rettet das Kurhaus“ mit Applaus: „Danke für Eure Beteiligung. Das macht Demokratie aus.“

Frage 1: Vita Alpina sanieren?66,2 Prozent Ja (1715 Stimmen)33,8 Prozent Nein (875 Stimmen)
Frage 2: Kurhaus sanieren?59,2 Prozent Ja (1525 Stimmen)40,8 Prozent Nein (1053 Stimmen)
Stichfrage: Vita Alpina oder Kurhaus sanieren?56,6 Prozent Vita Alpina (1474 Stimmen)43,4 Prozent Kurhaus (1130 Stimmen)
Wahlbeteiligung:46,96 Prozent (2746 von 5848)

Enttäuschung dagegen bei der Bürgerinitiative. Helmut Müller bewertete das Ergebnis als „ernüchternd“, er hätte sich ein knapperes Ergebnis erwartet. Die mögliche Schließung des Schwimmbads sei als „Druckmittel“ verwendet worden, so Müller. Denn ursprünglich wollte die Bürgerinitiative nur ein Ja oder Nein zur Kurhaus-Sanierung bei den Ruhpoldingern abfragen - dann entschied sich der Gemeinderat, auch über eine Schwimmbad-Sanierung abstimmen zu lassen. Denn „beides gleichzeitig wäre nicht finanzierbar gewesen“, so der Bürgermeister. Deshalb lief alles auf ein Entweder-oder in der Stichfrage hinaus.

Bürgerentscheid in Ruhpolding zu Kurhaus und Vita Alpina: Gespanntes Warten aufs Ergebnis in der Grund- und Mittelschule.

Nächste Entscheidung: Festsaal bei Hotel oder am Schwimmbad?

Jetzt steht Ruhpolding vor drei konkreten Aufgaben: Wo soll ein Festsaal hin? Welcher Investor darf das Kurhaus abreißen und dort ein Hotel bauen? Und dann muss ein Fahrplan für die Erneuerung des Vita Alpina her. Im ersten Schritt wird laut Justus Pfeifer der Gemeinderat am Zug sein. Eine Entscheidung muss her, ob der Investor die Auflage bekommt, den Veranstaltungssaal ins Hotel zu integrieren oder ob die Gemeinde den Saal am Schwimmbad selbst baut. „Beides hat seine Vor- und Nachteile“, so Pfeifer. Danach wird konkret auf die potenziellen Investoren zugegangen.

Die Vorteile, wenn der Investor den Saal im Kurpark mitbaut: man muss sich weder um Verpachtung, noch um künftige Sanierungen kümmern. Die Nachteile: Die Gemeinde müsste wegen der Auflage den Grund günstiger hergeben. Gut drei statt 4,5 Millionen Euro könnte der Verkauf dann bringen. Räume für Vereine oder den Jugendtreff wären nicht drin. Außerdem könnte es bei Feiern im Saal Ärger mit den Kurpark-Anwohnern geben. Baut die Gemeinde den Festsaal dagegen beim Schwimmbad selbst, muss wieder tiefer in die Tasche gegriffen werden. Dafür könnte man die Küche auch fürs Vita Alpina sowie die Schulen und Kindergärten nutzen.

Das Kurhaus in Ruhpolding, Baujahr 1933, wird durch einen Investor abgerissen und durch ein Hotel ersetzt.

Pfeifer: „Hotel wird zentrales Merkmal im Ortszentrum“

Wir haben nach wie vor fünf interessierte Investoren“, so Bürgermeister Pfeifer. Zwei davon haben sich grundlegend bereiterklärt, einen Festsaal ans Hotel zu integrieren, darunter die Teisendorfer Brauerei Wieninger. Klar ist auch: Abgesehen von den rund 10.000 Quadratmetern für den Hotel-Neubau bleibt der Kurpark in Gemeindehand. „Und bei der Ausschreibung fürs Hotel kann der Gemeinderat natürlich weitere Auflagen machen“, stellt Pfeifer klar: unter anderem was Höhe, Zimmeranzahl, Sterne-Klassifizierung, Aussehen oder eine Tiefgarage betrifft. „Das Hotel wird schließlich ein zentrales Merkmal im Ortszentrum.“

12,6 Millionen Euro Schulden hat die Gemeinde Ruhpolding - der höchste Pro-Kopf-Betrag im Landkreis. Beim Umbau des Vita Alpina rechnet man mit 25 bis 30 Millionen Euro. Knapp zwei Drittel davon könnten im besten Fall aus Fördergeldern kommen. Für den Restbetrag, der nach dem Kurhaus-Verkauf übrig bleibt, muss die Gemeinde wieder Kredite aufnehmen, wohl um die sieben Millionen Euro. Nicht ausgeschlossen also, dass die Gemeinde, zusätzlich zum Kurhaus, noch weitere Flächen verkauft, um finanziell alles zu stemmen.

xe

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