Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Oberarzt und Seniorenheim-Bewohner ermordet

Zwei Morde erschüttern das Wasserburger Land: So wirken sie bis heute nach

Am 8. April kam Rainer Gerth, Oberarzt der Forensik am kbo Inn-Salzach-Klinikum Wasserburg gewaltsam zu Tode. Der Mord-Prozess gegen einen 41-Jährigen dürfte am heutigen Dienstag (19. November) zu Ende gehen.
+
Am 8. April kam Rainer Gerth, Oberarzt der Forensik am kbo Inn-Salzach-Klinikum Wasserburg gewaltsam zu Tode. Der Mord-Prozess gegen einen 41-Jährigen ging am Dienstag, 19. November, zu Ende.

Wasserburg im Schockzustand: Der Mord an Oberarzt Rainer Gerth, der am 8. April auf dem Gelände des Inn-Salzach-Klinikums getötet wurde, ließ viele Bürger fassungslos zurück. Der Täter wurde im November verurteilt. Doch die Tat hinterlässt Spuren über das Jahr 2024 hinaus.

Wasserburg – Eigentlich sind es sogar zwei gewaltsame Todesfälle, die sich 2024 im Altlandkreis ereigneten. Schon der erste Vorfall erschütterte die Region. Er ereignete sich Ende Januar in einem Seniorenheim im Wasserburger Land. Ein 93-Jähriger demenzkranker Heimbewohner tötete, wahrscheinlich im Streit, seinen Zimmergenossen. Es war ein ungewöhnlicher Fall auch für die Ermittlungsbehörden. Er warf viele Fragen auf, denn wie geht ein Rechtsstaat um mit einem Täter, der sich nicht erinnern kann? Drei Tage dauerte die Verhandlung vor dem Landgericht Traunstein, zwischenzeitlich kollabierte der hochbetagte Beschuldigte im Gerichtssaal und musste ins Krankenhaus gebraucht werden. Bis zuletzt blieben viele Details, was genau am 22. Januar in dem Seniorenheim passiert ist, ungeklärt. Am Ende wurde der Mann verurteilt, im schuldunfähigen Zustand eine gefährliche Körperverletzung mit Todesfolge begangen zu haben. Das Gericht ordnete eine Unterbringung in der Forensik des kbo-Inn-Salzach-Klinikums Wasserburg an.

Forensischer Arzt wird ermordet

Genau Ort, der am 8. April 2024, Schauplatz eines des zweiten grausigen Verbrechens war. Für die gesamte Stadt war es ein Schock, als sich die Nachricht verbreitete, dass Rainer Gerth, Oberarzt der Forensik, ein beliebter und erfahrener Mediziner der Klinik am Aprilabend gewaltsam zu Tode kam.

Schnell verbreitete sich die Nachricht, dass es sich bei dem Täter um einen ehemaligen Patienten von Gerth handelte, der extra mehrere hundert Kilometer angereist war, um den Oberarzt zu töten. Die genauen Umstände wurden aber erst in der Gerichtsverhandlung bekannt. Am 19. November verurteilte das Landgericht Traunstein Dominik S. des heimtückischen Mordes, durchgeführt im schuldunfähigen Zustand. S. ist schwer an einer paranoiden Schizophrenie erkrankt und von Opiaten abhängig. Seine Wahnvorstellungen konzentrierten sich, so wurde es am Landgericht deutlich, zuletzt auf die Psychiatrie. Vor Gericht sprach er von Experimenten an kleinen Jungen, die dort durchgeführt würden und von Gift, das ins Essen gemischt werde.

Täter hatte Wahnvorstellungen

S. hatte Gerth mehrere Wochen zuvor bereits nachgestellt, er kannte den Oberarzt zumindest flüchtig aufgrund eines Aufenthalts zur Entgiftung am Klinikum mit anschließender Unterbringung in der Forensik aufgrund der beginnenden Wahnvorstellungen in den Jahren 2010 bis 2013. Am 8. April stach er schließlich auf den arglosen Mediziner mit einem Küchenmesser ein. Die Klinge drang bis in die rechte Herzkammer, der Arzt verblutete, trotz sofort eingeleiteter Rettungsmaßnahmen, noch am Tatort. Für S. war Gerth wohl ein Stellvertreter des Systems „Psychiatrie“ und „musste“ deshalb als Folge der Wahnvorstellungen sterben, so die Überzeugung des Gerichts. Auch bei ihm wurde eine Unterbringung in einer forensisch-psychiatrischen Klinik angeordnet.

Angehörige und Klinikfamilie leiden

Für die Angehörigen, auch das wurde vor Gericht deutlich, schwer zu verstehen, warum der Familienvater Rainer Gerth so scheinbar grundlos sterben musste. „Mit deiner Tat hast du nicht nur eine Institution, sondern auch einen Menschen getroffen“, erklärte Gerths Tochter, die als Nebenklägerin auftrat, noch im Gerichtssaal. „Du hast nicht nur Rainer Gerth, den Psychiater, getötet, sondern auch meinen Vater. Du hast unseren Papa umgebracht und uns dadurch den Boden unter den Füßen weggerissen.“

Schwer zu verarbeiten war der Mord auch für die Klinikfamilie des Inn-Salzach-Klinikums selbst. Auch 2025 wird hier noch einiges aufzuarbeiten sein. Fest steht laut Ärztlichem Direktor Professor Dr. Peter Zwanzger: Das Fachkrankenhaus auf einem parkähnlichen Gelände in Gabersee soll sich auch weiterhin nicht nach außen abschotten. „Ein Ghetto wäre schlimm für unsere Patienten“, sagt Zwanzger. Transparenz sei wichtig, um der Stigmatsierung psychischer Erkrankungen entgegenzuwirken. Doch das bereits bestehende Sicherheitskonzept auf dem Gelände wurde nach dem Mord trotzdem noch einmal überarbeitet. Eine extra gegründete Arbeitsgruppe hat laut Klinikleitung Optimierungen bei der Beleuchtung, weitere Notrufsäulen auf dem Areal und besser geschützte Parkplätze für Mitarbeitende als ergänzende Maßnahmen beschlossen.

Kommentare