Renommierter Forensiker in Gabersee
Rainer Gerth (†64) bei Bluttat von Wasserburg getötet - Warum er ein besonderer Mensch und Mediziner war
Er gehörte zu den renommiertesten Fachärzten für Forensische Psychiatrie in Bayern: Rainer Gerth, der am Montagabend (8. April) nach der Messerattacke auf dem Klinikgelände in Gabersee verstarb, hatte viel Erfahrung im Umgang mit Rechtsbrechern. Über einen Mediziner, dem sein Beruf zum Verhängnis wurde.
Wasserburg – Der 64-Jährige aus Wasserburg, der in der Nähe seines Arbeitsplatzes, der forensischen Klinik in Gabersee, ermordet wurde, war seit vielen Jahren im kbo-Inn-Salzach-Klinikum Wasserburg tätig. Hier hatte er die Funktion des stellvertretenden Leiters des Maßregelvollzugs inne. Eine Abteilung der Forensik, in der psychisch und suchtkranke Rechtsbrecher untergebracht und behandelt werden. In der Regel weisen Amts- und Landgerichte Verurteilte in Einrichtung dieser Art ein, weil sie aufgrund aufgehobener oder verminderter Schuldfähigkeit Straftaten begangen haben.
Rainer Gerth arbeitete mit dieser Klientel, die Patienten nach dem Vollstreckungsplan für das Land Bayern betreute. Er war auch als psychiatrischer Sachverständiger gefragt. In dieser Funktion sagte er unter anderem vor dem Landgericht Traunstein aus, wenn es um die Schuldfähigkeit und Resozialisierungsperspektiven von Angeklagten ging, bei denen psychische Erkrankungen oder Süchte eine Rolle spielen. Zuletzt war Gerth im März als psychiatrischer Sachverständiger in einem Prozess um die Entführung eines Kindes angefragt worden, bei dem ein Ex-Mühldorfer in Traunstein vor Gericht stand.
Der Oberarzt der Forensik setzte sich auch intensiv ein für die Resozialisierung von Straftätern ein. Unter anderem war es ihm ein Anliegen, dass Patienten in der forensischen Psychiatrie des Inn-Salzach-Klinikums während ihres Aufenthalts beispielsweise einen Schulabschluss schafften.
Zertifizierter Gutachter und gefragter Experte
Als zertifizierter Gutachter bei der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) war er ein viel gefragter Experte, wenn es um schwer psychisch kranke Menschen ging, die eine Gefahr für sich und andere darstellen können.
Der 64-Jährige galt als engagiert und sehr erfahren. Er lebte mit seiner Familie in Wasserburg. Den dringend tatverdächtigen 40-Jährigen hat er gekannt. Die Kriminalpolizei spricht von „berufsbedingten Kontakten“, die jedoch schon länger her sein sollen. Warum der mutmaßliche Täter seinem Opfer aufgelauert und ihn erstochen hat, dazu gibt es derzeit aus ermittlungstechnischen Gründen noch keine Angaben der Kriminalpolizei.