34 Plätze fallen weg
Nächster Kindergarten in Wasserburg geschlossen: „Gänseblümchen“ zu – So geht es jetzt weiter
Der Kindergarten Gänseblümchen ist geschlossen: Nach Sankt Jakob ist es der zweite Kindergarten in Wasserburg, der zugemacht hat. Das sind die Hintergründe – und wie es jetzt weiter geht.
Wasserburg – Der nächste Kindergarten in Wasserburg ist geschlossen: Seit Mai ist im Integrations- und Inklusionskindergarten Gänseblümchen in der Burgau kein Kinderlachen mehr zu hören. Nach St. Jakob im Burgerfeld, der im Herbst 2023 endgültig den Betrieb eingestellt hatte, ist es schon der zweite Kindergarten in Wasserburg, der in kurzer Zeit schließt.
Das Problem ist laut Trägerverein Gänseblümchen e.V. und Landratsamt Rosenheim die personelle Situation. Das Kreisjugendamt als Aufsichtsbehörde über alle Kindertageseinrichtungen im Landkreis Rosenheim stehe im engen Austausch mit dem Betreiber der Einrichtung Gänseblümchen, teilt das Landratsamt auf Anfrage mit. Der Träger habe die Behörde darüber informiert, dass zur Sicherstellung der Betreuung der Kinder nicht ausreichend Personal vor Ort eingesetzt werden könne. „Daher sprach sich der Betreiber der Einrichtung in Abstimmung mit dem Kreisjugendamt Rosenheim und der Stadt Wasserburg für die Schließung für das aktuelle Betreuungsjahr bis Ende August aus“, erklärt Michael Fischer, Pressesprecher des Landratsamts Rosenheim, auf Anfrage.
Problem: fehlende pädagogische Leitung
Michael Widl und Marc Schüßler, Erster und Zweiter Vorsitzender vom Verein Gänseblümchen, sprechen von einer „fehlenden pädagogischen Leitung“. Seit die beiden die Vorstandschaft im November 2023 übernahmen, sind sie nach eigenen Angaben auf der Suche nach jemandem, der die Führungsposition übernimmt. „Unsere bisherige Mitarbeiterin hat damals angekündigt, dass sie die Stelle gerne abgeben würde“, erzählt Schüßler. Doch das Personal im pädagogischen Bereich sei „einfach rar“, die Suche erfolglos geblieben. Schließlich habe die bisherige Leitung zu Mai „spontan ihr Amt niedergelegt“. Auf Wunsch des Landratsamtes habe der Verein den Kindergarten anschließend geschlossen, so Widl und Schüßler.
„Wir haben mit allen Eltern einen Aufhebungsvertrag beschlossen, damit sie sich nach neuen Plätzen umsehen können“, erklärt Widl. Doch natürlich sei die Situation alles andere als ideal. „Es gibt zu wenig Kindergartenplätze“, sagt der Vorsitzende, „das ist uns bewusst.“ Auch sein eigener Sohn, der bislang im „Gänseblümchen“ betreut wurde, habe noch keinen neuen Platz. Ursprünglich habe der Verein deshalb eine Art Notbetreuung für Kinder von berufstätigen Eltern anbieten wollen, doch das Landratsamt habe auf die fehlende pädagogische Leitung verwiesen und diesen Plan gestoppt. So sei ihnen lediglich die Schließung übrig geblieben.
Vorwürfe wollen Widl und Schüßler der ehemaligen pädagogischen Leitung jedoch nicht machen. „Der Druck in dieser Position ist enorm“, sagt Schüßler. „Die Kinder sind Schutzbefohlene und die Führungskraft ist für alles verantwortlich.“ Auch die Arbeit werde immer mehr und die bürokratischen Anforderungen würden weiter steigen.
Entsprechend schwierig sei auch die Personalsuche. „Kaum jemand möchte sich diesem Druck und dieser Verantwortung aussetzen“, erklärt Widl. Zudem kämpfe der kleine Trägerverein bei der Personalgewinnung gegen große Spieler wie die Caritas. Darüber hinaus müsse die neue Leitung aufgrund des besonderen Konzeptes der Einrichtung „Gänseblümchen“ auch eine entsprechende Ausbildung vorweisen.
34 Plätze fallen weg
34 Plätze gab es hier in Kindergarten und Krippe. Viele der Plätze waren bislang an Kinder mit Behinderungen oder Verhaltensauffälligkeiten vergeben, so Widl und Schüßler. Mit einem flexiblen Tagesablauf, hohem Betreuungsschlüssel und heilpädagogischen Angeboten sollten diese Mädchen und Buben besonders gefördert werden. Die beiden sind überzeugt von dem Konzept. „Ich habe es bei meinem Sohn gesehen“, erzählt Widl. Der Junge sei zuvor in einen Regel-Kindergarten gegangen, dort habe sein Verhalten jedoch eine Herausforderung für die Erzieher dargestellt. Erst im „Gänseblümchen“ habe sich dies gewandelt, so der Vater.
Bei Schüßler sei es ähnlich gewesen. Sein Sohn, inzwischen ein Grundschulkind, habe ebenfalls Schwierigkeiten im Regel-Kindergarten gehabt. „Gänseblümchen hat damals alles gerettet“, zeigt sich Schüßler überzeugt. Er sei der Einrichtung „immer noch sehr dankbar“, bringe sich deshalb auch Jahre später noch in der Vorstandschaft ein und übernehme im Rahmen des Vereins ehrenamtlich die Trägerschaft des Kindergartens, obwohl er „keinen Cent“ damit verdiene. „Aber es gibt einfach Kinder, die eine solche Betreuung brauchen“, sagt Schüßler.
Wiedereröffnung im September?
Die beiden wollen deshalb trotz der personellen Schwierigkeiten an der Idee von „Gänseblümchen“ festhalten. Idealerweise im September soll der Kindergarten wieder geöffnet werden. Die acht verbliebenen Mitarbeitenden seien deshalb auch bis mindestens August angestellt. Die Zeit der Schließung nutze man für eine Re-Organisation und die Aufarbeitung von allem, was liegen geblieben sei. Eine pädagogische Leitung fehle aber weiterhin. Ob es deshalb mit der Wiedereröffnung klappt, bleibt also fraglich. „Wir geben unser Bestes“, so Widl.

