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Portrait der Woche

Einer, in dem die Wissenschaft „brodelt“: Ferdinand Steffan, ehemaliger Kreisheimatpfleger

Ferdinand Steffan, ehemaliger Kreisheimatpfleger und Wasserburger Historiker, wurde vor Kurzem 80.
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Ferdinand Steffan, ehemaliger Kreisheimatpfleger und Wasserburger Historiker, wurde vor Kurzem 80.

Ferdinand Steffan ist ehemaliger Kreisheimatpfleger, Träger zahlreicher Auszeichnungen und einer der renommiertesten Historiker Wasserburgs. Vor Kurzem wurde er 80 Jahre alt und dennoch gibt es genügend Themen, die in ihm „kochen und brodeln“

Wasserburg – Im Oktober hat Ferdinand Steffan seinen Achtzigsten gefeiert – „ganz schlicht und leise mit der Familie und dem engsten Freundeskreis“. Sein Heimatort Thalham, wo er seit 1973 wohnt, hat ihm zu seinem Geburtstag ein Schild mit der Zahl 80 aufgestellt – eine Würdigung, von der Steffan, einst im Sudetenland geboren, mit Stolz berichtet: „Ein Zeichen der Wertschätzung, der Integration, das würde ich schon sagen.“

Träger des Bundesverdienstkreuzes

Er ist ein renommierter Kunsthistoriker und ehemals Kreisheimatpfleger für den nördlichen Landkreis Rosenheim, der sich mit einer langen Liste von Publikationen in der Fachwelt einen Namen gemacht hat. So verfasste er 1972 eine Vor- und Frühgeschichte des Landkreises Wasserburg. Das Stadtarchiv Wasserburg verzeichnet 1813 Texte, die von ihm verfasst wurden. Die weitgestreute Tätigkeit von Ferdinand Steffan fand ihre Anerkennung durch die Verleihung der Denkmalschutzmedaille, des Bundesverdienstkreuzes am Bande, des Kulturpreises des Landkreises Rosenheim, der Bezirksmedaille in Gold durch den Bezirk Oberbayern und der Heiserer-Medaille durch die Stadt Wasserburg.

Was zeigt er seinen Gästen am liebsten, wenn sie ihn aufsuchen? Steffan will sich nicht auf ein bestimmtes Objekt, auf eine bestimmte Gegend beschränken. „Das kommt ganz darauf. Meine Familie, meine Verwandtschaft kennt ja den Chiemgau, da muss ich nicht irgendwo hinfahren. Und wer sonst noch zu Besuch kommt, stellt ganz gezielte, konkrete Fragen.“ Als Fremdenführer oder Tourismusmanager, der einer Besuchergruppe irgendwelche Highlights im Chiemgau zeigt, sieht er sich nicht. Er will bei ganz speziellen Themen bleiben, mit denen er sich intensiv auseinandersetzt – „wo es in mir kocht und brodelt“.

Aktuelles Thema: Der Bildhauer Wolfgang Leb

Aktuell befasst er sich gerade mit dem spätgotischen Wasserburger Bildhauer Wolfgang Leb, arbeitet an einer Bestandsaufnahme seines Werks. Tief hat er sich in die Materie eingearbeitet, macht mit Blick auf die Schlosskapelle in Penzing darauf aufmerksam, dass in der Geschichte des Schlosses falsche Daten kursieren. Aus ihm spricht ein Wissenschaftler, der es sehr genau nimmt mit Details.

Und bei Wasserburg macht ihm ohnehin niemand so schnell etwas vor. „Die Stadt eine große und lange Geschichte“, berichtet er - und auf einmal schlägt er eine Verbindung zu Rattenberg in Österreich, das von Wasserburg aus verwaltet worden sei. Und berichtet von den vielen Künstlern, die im Inntal gearbeitet hätten. Erfährt diese bis heute bestehende Kulturszene die Wertschätzung, die sie verdient?

Hier zeigt sich Steffan skeptisch: „Das glaube ich nicht. Es ist momentan einfach das Interesse nicht da.“ Und er taucht ein in die Zeit um 1880, als die St.-Jakobs-Kirche in Wasserburg komplett ausgeräumt worden sei – die Kunstschätze seien für „einen Appel und ein Ei“ verhökert worden.

Im heutigen Tschechien geboren

Ferndinand Steffan ist in Arnau/Elbe im Riesengebirge, dem heutigen Hostinné in Tschechien, geboren. 1946 mussten er und seine Mutter fliehen. Zunächst verschlug es sie in den Landkreis Ebersberg. In Steinhöring wurde Ferdinand 1949 eingeschult, und er besuchte von 1954 bis 1963 die damalige Luitpold-Oberrealschule in Wasserburg, wo er das Abitur ablegte. In der Ludwig-Maximilian-Universität studierte er Latein und Theologie.

Lehrer zu werden war sein Berufswunsch, „weil ich mit jungen Leute arbeiten, mit ihnen Projekte machen wollte“, sagt er rückblickend. Würzburg und Wasserburg waren die ersten Stationen seiner Schulkarriere, später studierte er nebenbei Archäologie, ebenfalls an der LMU. In den Ruhestand wechselte Steffan schließlich nach einer Altersteilzeit im Juli 2008. Und immer wieder ließ er sich für ehrenamtliche Tätigkeiten gewinnen: Von 1976 bis 2018 war er Kreisheimatpfleger, von 1979 bis 2010 Leiter des Städtischen Museums Wasserburg, die Redaktion von „Heimat am Inn“ profitierte von seinem Fachwissen, genauso das Bauernhausmuseum Amerang.

Das Museum und die Heimatpflege habe sein Leben dominiert, bekennt er. Hobbys habe er keine? Auf diese Frage müsse er passen. Seine Frau und seine beiden Töchter würden Instrumente spielen, „während ich unmusikalisch bin“, räumt er ein. „Ansonsten haben wir einen großen Garten, um den wir uns kümmern.“ Vielleicht sei sein Leben „etwas eingegrenzt“, aber gleichwohl sei er zufrieden.

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