Finale für Michael Kölbl
„Fast sprachlos“: So emotional war die letzte Bürgerversammlung für Wasserburgs Rathauschef
Das war's für Wasserburgs Rathauschef Michael Kölbl: Die 85. Bürgerversammlung im Burgerfeld war die letzte in seiner Amtszeit, die kommendes Jahr zu Ende geht. Seine Wegbegleiter haben sich natürlich etwas einfallen lassen. So emotional war der Abschied.
Wasserburg – Einen sichtlich gerührten Rathauschef haben die gut 50 Besucher der Bürgerversammlung im Burgerfeld erlebt – es war die letzte in der Amtszeit von Michael Kölbl, die kommendes Jahr zu Ende geht. Überrascht wurde das Stadtoberhaupt von seinen Wegbegleitern Toni Häuslmann (Feinkosthändler), Wolfgang Strunz (früher Bauhof-Mitarbeiter) und Hans Maier (ehemals Stadtwerke): Sie kamen vor ans Podium und fragten Kölbl nach der Zahl der von ihm seit 2002 geleiteten Bürgerversammlungen. Und der zeigte sich vorbereitet: „Ich habe nachgerechnet: Es waren 85.“
„Als ganz normaler Mitbürger“ teilnehmen
Als Gag hatten sich die drei Freunde überlegt, wie Kölbl als ganz normaler Mitbürger an künftigen Versammlungen teilnehmen könne – und überreichten ihm ein großes Namensschild samt Adresse. Es ist ja üblich, dass jeder, der bei einer Bürgerversammlung eine Frage stellt, seinen Namen nennt. „Jetzt bin ich fast sprachlos, das passiert mir selten“, so Kölbl, der sich herzlich bedankte. Und das Publikum applaudierte.
Zuvor hatte der Bürgermeister in gewohnter Routine die Vorhaben der Stadt und ihre finanzielle Situation geschildert und danach zahlreiche Fragen aus dem Publikum beantwortet. Zuerst ging es um ein Schrottauto, das seit geraumer Zeit in der Dr.-Fritz-Huber-Straße steht und einen höchst unerfreulichen Anblick bietet. Zudem würden sich Jugendliche an dem Wrack zu schaffen machen, beklagte ein Besucher, der sich darüber wunderte, dass es nicht schon weggeschafft worden sei. Kölbl antwortete, dass die Stadt in der Pflicht sei, wenn es sich um „Abfall“ handelt und eine gewisse Wartefrist verstrichen sei.
Rückstauung im Kanalsystem, Ladestationen für E-Autos, starker Besuch
Dann ging es um die Gefahr von Rückstauungen im Kanalsystem. Kölbl versprach, dass sich die Stadt das Problem im unteren Burgerfeld anschauen werde, verwies aber gleichzeitig darauf, dass beim jüngsten Starkregen die Rohrleitungen erhebliche Wassermengen zu verkraften hatten.
Ein weiteres Thema: fehlende Ladestationen für E-Autos im Bereich oberes Burgerfeld. Hier musste der Bürgermeister passen, es gebe für einen Ausbau dort keine konkreten Planungen. Er verwies auf die Stadtwerke, die hier mit ihren Fachleuten nach einer Lösung suchen könnten. Eine Teilnehmerin an der Versammlung berichtete, sie habe an der Schönen Aussicht den Blick auf die Stadt genießen wollen, aber vom Inn nichts gesehen – wegen des starken Bewuchses. „Das finde ich schade. Kann man da nicht was machen?“ Kölbl versprach, die Bergwacht um einen Einsatz an den Steilhängen zu bitten. „Das haben wir vor Jahren schon mal gemacht, können wir gerne wieder tun.“ Die Kletterer der Bergwacht würden über eine entsprechende Ausrüstung für diese schwierige Aktion verfügen.
Ein Gast vermisste eine ausreichende Zahl von Hundekot-Entsorgungsstationen „vom Herderwald bis zur Ponschabaustraße“, ein anderer monierte das unverantwortliche Fahrverhalten von Bürgern mit Elektrorollern und forderte ein waches Auge der Polizei.
Apropos Verkehr: In der Versammlung wurde die Befürchtung laut, dass durch den geplanten neuen Standort des Wertstoffhofs der Auto- und Lkw-Verkehr in der Schmerbeckstraße weiter zunimmt. Von einem „Riesenproblem“ durch die in diesem Bereich bereits existierenden Betriebe war die Rede. Unmut gab es auch über die zahlreichen Taxis, die auf den Parkplätzen des Einkaufszentrums abgestellt seien. Hier sieht Kölbl die Zuständigkeit der Stadt nicht gegeben, es handle sich um privates Gewerbegebiet.
Neuantrag für Nutzung
Die Schiffe, die bei der Roten Brücke liegen, waren Anlass für eine weitere kritische Wortmeldung. Kölbl machte deutlich, dass der Freistaat für den Inn – ein Gewässer erster Ordnung – zuständig sei, also das Wasserwirtschaftsamt und das Landratsamt Rosenheim. Der Eigner der Schiffe habe die Erlaubnis, diese Stelle vor dem Parkhaus für seine Zwecke zu nutzen, erläuterte Kölbl, und es laufe momentan ein Neuantrag bei den Behörden für diese Nutzung.
Das Wort „Katastrophe“ äußerte der Bürgermeister im Zusammenhang mit der in der ganzen Stadt nicht funktionierenden Altkleidersammlung. „Wir haben einen Vertragspartner, der sich nicht an das Abkommen hält. Ihm haben wir eine Strafe aufgebrummt und hoffen, dass er wieder in die Gänge kommt.“ Der Vertrag endet ohnehin noch im Juni, so Kölbl. Die 85. Bürgerversammlung, mag es auch seine letzte gewesen sein, hat dem Rathauschef jedenfalls wieder eine Menge Arbeit beschert.
