Was die größten Probleme macht
„Katastrophal“: 80 neue Wohnungen in Wasserburger Essigfabrik-Areal bereiten Sorgen
Wasserburg schafft bezahlbaren Wohnraum: 80 neue Wohnungen sollen auf dem Areal der ehemaligen Essigfabrik nahe der Altstadt entstehen. Doch Anwohner finden: „Die Stadt hat das Pferd von hinten aufgezäumt.“ Was die Kommune dazu sagt und mit welcher Problematik sie außerdem zu kämpfen hat.
Wasserburg – Manchmal liegt noch ein leichter Essigduft in der Luft. Er erinnert daran, dass am Ende des Holzhofwegs in Wasserburg früher eine Fabrik stand, die Tomatenketchup und Essig produzierte. 2007 füllte die Firma Burkhardt hier die letzte Flasche ab. Die Stadt und die von ihr verwaltete Heiliggeist-Spitalstiftung kauften die Flächen.
Während der Pandemie blühte das leerstehende Gebäude noch einmal auf: als Platz für Street-Art und Kunstprojekt des AK 68. 2022 kamen die Bagger und rissen alles ab. Denn hier soll ein neues Wohngebiet entstehen.
Bezahlbarer Wohnraum ist das Ziel
Ein längliches Gebäude und drei turmartige Häuser sieht der Siegerentwurf des städtebaulichen Ideenwettbewerbs vor, an dem sich 21 Architekturbüros beteiligt hatten. 60 bis 80 neue Wohnungen sollen hier entstehen, berichtete Rathauschef Michael Kölbl bei der Bürgerversammlung für die Altstadt. Derzeit läuft nach seinen Angaben das Bebauungsplanverfahren. Bis die ersten Mieter einziehen können, wird es jedoch noch Jahre dauern. Baurechtlich ist ein umfangreiches Verfahren zu durchlaufen und die Arbeiten müssten sogar europaweit ausgeschrieben werden, so Kölbl. Angedacht seien geförderter Wohnungsbau, außerdem möglicherweise auch Wohnungen für Studierende der Beamtenakademie.
Straßen zugeparkt
Obwohl noch viel Wasser den nahen Inn hinabfließen wird, sind die Anlieger im Quartier besorgt. Elisabeth Huber und Bettina Weber sowie Johannes Ellmer machten bei der Bürgerversammlung im Feuerwehrhaus deutlich, dass sie sich nicht vorstellen können, wie der Holzhofweg, der Kanalweg und der Schopperstattweg den weiteren Verkehr, der durch die neue Siedlung entstehen wird, aufnehmen sollen. Sie berichteten über bereits jetzt zugeparkte Straßen, unübersichtliche Kreuzungsbereiche, fehlende Gehwege, Gefahren für Kinder und ältere Menschen. „Katastrophal“ sei die Situation manchmal vor allem an der Kreuzung zum Kanalweg, brachte Ellmer die Sorgen auf den Punkt.
Parken am Straßenrand: Das ist nach Ansicht von Kölbl die beste Verkehrsberuhigung. Doch auch er bestätigte, dass es für 80 neue Wohnungen ein Verkehrskonzept brauche, damit die Probleme, die es bereits gebe, nicht noch größer würden. Im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens wird diese Thematik mit bearbeitet, versprach Kölbl. Mindestens zwei Mal gebe es für die Anwohner im Rahmen der Bürgerbeteiligung die Chance, Einfluss zu nehmen, Bedenken zu äußern und Anregungen einzubringen.
Im Vorfeld habe es außerdem schon eine Verkehrsuntersuchung gegeben, so Kölbl: „Die Straße schafft das“, laute das Ergebnis. Basis der Analysen waren Verkehrszählungen, die von vielen Anliegern, so war deutlich herauszuhören, nicht wahrgenommen worden sind. Gegenüber den Ergebnissen war ein deutliches Misstrauen zu verspüren. „Das Pferd wird von hinten aufgezäumt“, so eine kritische Bemerkung angesichts der Tatsache, dass das Wohnquartier beschlossene Sache sei, es jedoch noch keine Lösungsansätze für die Verkehrsproblematik gebe.
Quartiersgarage am Eingang
Fest steht jedoch bereits: Die neuen Wohnanlagen erhalten zur Erschließung eine Quartiersgarage am Eingang, versicherte Kölbl. Der Kanalweg benötige außerdem eine Oberflächensanierung, stimmte Kölbl Anwohner Ellmer zu. Da jedoch schon jetzt die Verkehrsprobleme ein Dauerthema bei den Bürgern vor Ort ist, versprach er, die Verkehrsüberwachung gezielt vorbeizuschicken, um zu versuchen, dem wilden Zuparken ein Ende zu bereiten.
Schwierige Suche nach einem Investor
Doch auch für die Stadt ist die neue Wohnsiedlung eine Herausforderung, ließ Kölbl bei der Bürgerversammlung durchblicken: Das Grundstück zwischen Inn und Wald, gelegen an einem Hang, erfordere eine Bebauung aus einem Guss. Die Stadt suche deshalb für die vier Baukörper einen Investor, mehrere kämen auch aufgrund der Enge des Areals nicht in Frage. Passende Partner zu finden, sei für die Stadt momentan sehr schwer, bedauerte der Bürgermeister. Er rechnet mit mindestens 25 Millionen Euro Baukosten.

