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Verkehrs-Prognose besorgt Anwohner

„Wann kippt die Situation?“: Wasserburgs Essigfabrik ist weg – doch neuer Verkehr kommt

Der Holzhofweg: oft zugeparkt, die Sicht beeinträchtigt.
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Der Holzhofweg: oft zugeparkt, die Sicht beeinträchtigt.

Auf dem Gelände der früheren Essigfabrik wird eine neue Siedlung entstehen. Das steht fest. 70 bis 80 neue Wohnungen: Das bedeutet auch mehr Verkehr. Anlieger am Holzhofweg sind deshalb in Sorge. Zu Recht – wenn die Zahlen einer Prognose herangezogen werden. Was jetzt gefordert wird.

Wasserburg – Keine Gehwege, sehr enge, oft zugeparkte Straßen, eingeschränkte Sicht: Im Holzhofweg ist schon jetzt die Verkehrssituation nicht unproblematisch, bestätigte Sibel Aydogdu vom Büro Schlothauser und Wauer im Stadtrat. Die Verkehrsexpertin hat im Auftrag der Stadt die Lage untersucht und bewertet. Gefühlt sei auch das Tempo in der Straße manchmal zu hoch, so Aydogdu. Das bestätigt eine Anliegerin, die anonym bleiben möchte. „Im Holzhofweg ist es jetzt schon schlimm“, findet sie. In der Siedlung würden viele Familien leben. Kinder auf Tretrollern und mit Rädern bestimmen nach ihrer Erfahrung das Bild, weshalb in der benachbarten Straße Eltern sogar Warnschilder mit dem Appell, vorsichtig zu fahren, aufgestellt haben.

Eltern mit Kinderwagen sind laut Anliegern ebenfalls viel unterwegs, auch die Frühförderstelle und der Raumausstatter würden Leute anziehen, die mit dem Auto, dem Rad oder zu Fuß unterwegs seien. Die Straße werde oft zugeparkt, sodass gefährliche Situationen entstehen würden, weil die Sicht auf spielende Kinder dann gestört sei.

Holzhofweg: Bürgersteig gefordert

Mit ihren Sorgen ist die Anliegerin bereits in der Verwaltung vorstellig geworden, hat sich außerdem an die CSU gewandt. Ihre Forderung: Wenn das neue Wohngebiet bezugsfertig ist, muss ein Bürgersteig her – mindestens.

Die Fraktion von CSU/Wasserburger Block ist nach Angaben der Vorsitzenden Heike Maas mehrfach von Anliegern auf die Verkehrssituation angesprochen worden, voller Sorge, wie sich die Lage entwickeln werde. Deshalb der Antrag der Fraktion, bereits jetzt Maßnahmen im Bereich Holzhofweg zu prüfen. Für eine Analyse der Lage, auch Bestandteil des Bebauungsplanverfahrens für das Areal an der ehemaligen Essigfabrik, sind Verkehrszahlen notwendig. Aydogdu hatte die Aufgabe, eine Zählung durchzuführen, die Ist-Situation zu analysieren und eine Prognose abzugeben, wie sich der Verkehr entwickeln könnte, wenn die neue Wohnanlage mit 70 bis 80 Einheiten fertiggestellt ist. Außerdem ist da noch die Baustellenzeit, die sich über ein bis zwei Jahre hinziehen könnte und den Anliegern ebenfalls Kopfschmerzen bereitet. Sie sind solche Situationen schon gewöhnt: durch die bis 2017 in Betrieb befindliche Essigfabrik mit ihrem Lieferverkehr und durch deren Abriss. Doch letzte Maßnahme war nur übergangsweise zu bewältigen, eine neue Wohnanlage bringt dauerhaft mehr Verkehr.

Typische Wohnstraße

Die Zahlen des Ist-Zustands seien typisch für eine Wohnstraße, berichtete die Expertin, deren Büro an einem Werktag außerhalb der Ferien 24 Stunden lang Kameras aufgestellt hatte, über die Zählungen an einem Knotenpunkt und an zwei Tiefgarageneinfahrten stattfanden. Etwa 205 Fahrzeuge in die eine und 244 in die andere Richtung würden sich dort innerhalb eines Tages bewegen. Erst bei 4000 Fahrzeugbewegungen in 24 Stunden fordere der Gesetzgeber Maßnahmen. Doch wie wird sich die Situation entwickeln, wenn die neue Anlage des Geschosswohnungsbaus bezogen ist? Die Prognosen gehen unter Berücksichtigung von Erfahrungswerten davon aus, dass der Verkehr 2,5-mal so intensiv sein wird. Heute fahren in der Spitze morgens zwischen 7 und 8 Uhr etwa 33 Fahrzeuge, dann mehr als doppelt so viele.

Die Straße könne das nach wie vor stemmen, betonte Aydogdu. Die Verkehrsdichte gelte immer noch als gering. Doch fest steht: Derzeit fährt hier maximal zur Spitzenzeit ein Auto in zwei Minuten, später könnte es ein Auto in einer Minute sein. Trotzdem: „Es sollte noch funktionieren.“ Der Begegnungsverkehr sei weiter möglich, nur nicht, wenn ein Lkw durchfahre.

Auch mehr Fußgänger und Radler zu erwarten

Maas erinnerte daran, dass hier auch viele Spaziergänger unterwegs Richtung Inndamm seien, die an der Rampe parken und diese Stelle als Ausgangspunkt für Ausflüge nehmen würden. Christian Stadler, Fraktionsvorsitzender der Grünen, legte den Finger in eine weitere Wunde: Die Verkehrszählung habe lediglich den Ist-Zustand und Prognosen zum Autoverkehr gemacht, durch das neue Wohngebiet werde sich auch die Anzahl der Radler und Fußgänger erhöhen. Stadler plädierte deshalb dafür, Anreize zu schaffen, das Auto stehen zu lassen, auch eine Reduzierung des Stellplatzschlüssels sei ein mögliches Instrument, findet er. Bei den Planungen für das Areal müssten die Sicherheitsbedürfnisse von Radfahrern und Fußgängern konsequent in den Fokus gestellt werden. 250 Prozent mehr Verkehr durch eine Baumaßnahme, das sei schon eine Hausnummer, fand Markus Bauer (CSU). „Wann kippt die Situation?“

Der Stadtrat nahm die Untersuchung zur Kenntnis, die meisten Mitglieder machten jedoch klar, dass es nach Realisierung der Wohnanlage an Verkehrssicherungsmaßnahmen – in der Diskussion stehen Einbahnregelungen, Bürgersteige, Spiegel, Poller und Verkehrsberuhigungen – wohl kein Weg vorbeigehen wird. Maas fand außerdem: „Die Sorgen der Anlieger sind berechtigt.“

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