„Pilotprojekt“ in Kolbermoor
Friedrich-Ebert-Straße wird Fahrradstraße: Wie die Anwohner profitieren sollen
Die Bauarbeiten sind in vollem Gange, bis Oktober 2023 sollen sie vollendet sein: Dann wird die Friedrich-Ebert-Straße in Kolbermoor als Fahrradstraße umstrukturiert sein. Was die Stadtverwaltung und der Stadtrat den Befürchtungen der Anwohner entgegensetzt.
Kolbermoor – Blick zurück: Als in den 70er-Jahren in immer mehr Städten Fußgängerzonen eingerichtet wurden – Rosenheim war im Jahr 1984 dran – waren sie durchaus nicht unumstritten: Beschränkung des Autoverkehrs, Verlust von Stellplätzen – das soll vernünftig sein? Heute kann man sich die Städte ohne ihre Fußgängerzonen schlicht nicht mehr vorstellen.
Man muss keine Glaskugel besitzen, um vorherzusagen: Mit der Fahrradstraße, zu der man die Friedrich-Ebert-Straße gerade umbaut, wird es ähnlich sein. Augenblicklich sind allerdings nicht alle Anlieger glücklich über die Aussicht, dass ihre Zufahrtstraße von der Ludwig- und der Brückenstraße her nicht mehr per Auto erreichbar sein wird. Vom Verlust der praktischen Stellplätze auf der Straße ganz zu schweigen.
Ist die Fahrradstraße aber Ende des Jahres erst einmal fertiggestellt, werden von Tag zu Tag ihre Vorteile deutlicher werden. Davon sind jedenfalls Stadtverwaltung sowie der Stadtrat überzeugt. Benjamin Nabel vom Technischen Bauamt der Stadtverwaltung fasst die Pluspunkte zusammen: „Weder Durchgangs-, Schleich- noch Ausweichverkehr mehr, vorbei auch die Zeiten, in denen die Autofahrer teils ganz erheblich schneller als die erlaubten 20 Kilometer fuhren, um nur ja noch vor dem nahenden Gegenverkehr an der Reihe der parkenden Autos vorbeizukommen. Damit aber auch kein Lärm mehr, keine Feinstaubbelastung. Dafür eine erneuerte Straße ohne Flickenteppich, mit optimierter Entwässerung sowie einem verlegten Leerrohr für spätere Glasfaseranschlüsse“.
Und für alle Fahrradfahrer liegen die Vorteile sowieso auf der Hand. Die Friedrich-Ebert-Straße ist nicht umsonst sozusagen das „Pilotprojekt“ in Sachen Kolbermoorer Fahrradstraßen – sie gehört zu den meistgenützten Fahrradstrecken in der Stadt. Schon jetzt zählt die neue Messstelle beim Rathaus rund 800 Fahrradfahrer pro Tag – dabei ist die Strecke ja noch gar nicht fertig und auch die Fahrradsaison hat noch nicht wirklich begonnen.
Umgesetzt wird das Projekt, das insgesamt 650.000 Euro kostet, in drei Bauabschnitten: Bereits Ende Mai soll der erste Abschnitt von der Ludwigstraße bis zur Schuhmannstraße fertiggestellt werden. Bis August dann der Abschnitt Schuhmannstraße bis Försterstraße und schließlich bis Oktober der Rest von der Försterstraße bis zur Brückenstraße. Kleinere Markierungsarbeiten wird es auf den Vorschlag einer Anwohnerin hin auch noch in östlicher Richtung, im Bereich von Bayerstraße, Zeppelinstraße und Luxstraße geben. Der Fahrradverkehr bekommt auch hier „Vorfahrtsvorrang“ gegenüber den einmündenden Straßen.
Und in gewissem Sinn kann man zum Projekt sogar noch das geplante Parkhaus in der Nähe, nämlich am Bahnhof, zählen, für das derzeit ein Architekturwettbewerb läuft. 2025 soll es fertig sein und 200 Stellplätze bieten – dies ein Ausdruck der Überzeugung der Stadt und nicht zuletzt von Bürgermeister Peter Kloo, dass eine gelungene Verkehrszukunft Kolbermoors nur in einem ausgewogenen Verkehrsmix bestehen kann, der alle „Mobilitätsformen“ berücksichtigt.
Für Pendler, die schon jetzt aufs Fahrrad setzen, ist die Frage „Wohin mit dem Vehikel“ sogar noch etwas schneller beantwortet: Am Bahnhofsgelände wird noch in diesem Jahr ein Fahrradparkhaus errichtet werden, der Bahnhof selbst soll durch den derzeitigen Umbau der Bahnsteige einen ganz erheblichen Attraktivitätsgewinn erleben.

