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„Es war unser Fehler“

Verschwörungs-Theoretiker im Kurhaus? Pächter erklärt Ken Jebsen-Auftritt in Bad Aibling

Kurhaus-Pächter Stefan Linnerer (oben rechts) und seine Kollegin Melanie Sebrak äußern sich zu dem anstehenden Ken Jebsen-Auftritt im Kurhaus Bad Aibling.
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Kurhaus-Pächter Stefan Linnerer (oben rechts) und seine Kollegin Melanie Sebrak äußern sich zu dem anstehenden Ken Jebsen-Auftritt im Kurhaus Bad Aibling.

Die Kritik am umstrittenen Auftritt von Kayvan Soufi-Siavash alias Ken Jebsen bringt den Kurhaus-Pächter in Erklärungsnot. Dieser distanziert sich nun klar von den Verschwörungstheorien und erläutert, warum der Vortrag dennoch genehmigt wurde. Jetzt steht der 6. März unter besonderer Beobachtung.

Bad Aibling – Schlaflose Nächte liegen hinter dem Kurhaus-Pächter Stefan Linnerer und der vor allem für Kundenkontakt zuständigen Melanie Sebrak. Dass in den vergangenen Tagen herbe Kritik an einem anstehenden Vortrag in ihrem Veranstaltungshaus aufkam, hatten beide zu keiner Zeit beabsichtigt. An diesem Mittwoch, 6. März, tritt Kayvan Soufi-Siavash alias Ken Jebsen in Bad Aibling auf. Der ehemalige Radiomoderator gilt mittlerweile als einflussreicher Verschwörungsideologe, sein ehemaliger Kanal „KenFM“ wird laut verschiedener Medienberichte mit Beobachtungen des Verfassungsschutzes in Verbindung gebracht.

Kritik ließ nicht lange auf sich warten. Die Initiative Bürger-Dialog Bad Aibling machte zuletzt zusammen mit dem Verein Mut & Courage Bad Aibling darauf aufmerksam, „dass seit 2022 zunehmend verschwörungsideologische Veranstaltungen in Bad Aibling stattfinden“ würden. Dabei bezogen sie sich auf die Kurhaus-Auftritte des früheren Verfassungsschutz-Chefs Hans-Georg Maaßen, der inzwischen selbst vom Verfassungsschutz beobachtet wird, und die Veranstaltungen des umstrittenen Historikers Daniele Ganser, der in der Verschwörungstheoretiker-Szene bekannt ist, etwa weil er die Anschläge vom 11. September 2001 infrage stellt.

Kurhaus-Pächter: „Es war unser Fehler“

Am Abend des Ken Jebsen-Auftritts rufen die Organisatoren nun zu einer „Kundgebung für Demokratie – Vielfalt und ein starkes WIR!“ um 19 Uhr auf dem Bad Aiblinger Marienplatz auf (wir berichteten). Nachdem Bürgermeister Stephan Schlier und Kurdirektor Thomas Jahn klar ihre Ablehnung eines solchen Vortrages in Bad Aibling kundgetan haben, erklären die Kurhaus-Verantwortlichen gegenüber dem OVB, warum es überhaupt zu der Buchung am 6. März gekommen ist.

„Fakt ist, in diesem Fall war es unser Fehler“, betont Kurhaus-Pächter Stefan Linnerer. Dabei sei jedoch ausdrücklich zwischen dem Auftritt am 6. März und den vorangegangenen kritisierten Veranstaltungen zu unterscheiden. So habe beim Auftritt von Daniele Ganser jegliche Handhabe gefehlt, da man die Buchung als fertigen Vertrag vom Vorpächter übernommen hatte. Zum Zeitpunkt des Maaßen-Auftritts sei dieser noch CDU-Parteimitglied gewesen und man habe im Vorfeld Rücksprache mit dem Bürgermeister gehalten. Im Falle von Kayvan Soufi-Siavash alias Ken Jebsen stelle sich die Sachlage anders dar, räumen die Verantwortlichen ein.

Kurhaus-Pächter distanzieren sich von Inhalten

„Der Fehler kam zustande, weil wir hier nicht genau genug geprüft haben“, erklärt Melanie Sebrak. Ein Zurück habe es jedoch aufgrund der dann immens hohen Strafzahlung nicht mehr gegeben und wäre laut Linnerer einem „wirtschaftlichen Supergau“ gleichgekommen. Sebrak erklärt, dass die Buchung auf einer Verwechslung beruhe. Die Agentur habe den Saal für den Redner Kayvan Soufi-Siavash angefragt und nicht für Ken Jebsen – der deutlich mehr Menschen ein Begriff sein dürfte, als dessen bürgerlicher Name. Sebrak habe bei der Anfrage den Komiker Kaya Yanar im Kopf gehabt und deshalb „nicht weiter darüber nachgedacht“.

Sie bereut die Unachtsamkeit und betont, dass man in Zukunft deutlich intensiver prüfen werde, wer im Kurhaus auftreten möchte. Der Fehler sei in einer äußerst herausfordernden Zeit passiert. Dabei distanziere man sich ganz klar von den Inhalten des Redners. Um so mehr ärgern sich die Verantwortlichen nun, dass „das durchgerutscht ist“. Zumal man generell sehr verantwortungsvoll mit den Anfragen umgehe. „Wir hatten zum Beispiel in der Vergangenheit eine Anfrage, ein grenzwertiges Thema, wobei wir uns bei der Stadt rückversichert und gemeinsam entschieden haben, es nicht zu machen“, sagt Sebrak. Dabei habe man auf die lukrative Einnahme-Option von 14.000 Euro freiwillig verzichtet.

Kurhaus will nicht in „irgendeine Nische“ gedrückt werden

Linnerer will deshalb nicht zulassen, dass man aufgrund des einen Fehlers jetzt in „irgendeine Nische“ gedrückt werde. Das Image, wonach das Kurhaus offen für Veranstaltungen aus dem rechten Spektrum sei, sei absolut nicht zutreffend, betont der Pächter. „Wir sind ein Ort der Begegnung, ein Ort für alle.“ Im Übrigen nehme Linnerer am Abend selbst an der Friedenskundgebung teil.

„Man bewegt sich in unserer Zeit grundsätzlich immer auf glattem Eis“, sagt Sebrak. Ihr Wunsch: Menschen sollen wieder mehr miteinander und nicht nur übereinander reden. „Dann nämlich würden solche Veranstaltungen vielleicht gar nicht erst einen solchen Aufwind kriegen“, so Sebrak.

Was einen „sofortigen Abbruch zufolge“ hätte

Was die allgemeinen Geschäftsbedingungen derzeit „leider Gottes“ nicht hergeben, prüfe man aktuell; man stehe auch mit einem Anwalt in Kontakt, erklärt Linnerer. Gemeint ist die Möglichkeiten, von vergleichbaren gebuchten Veranstaltungen im Zweifelsfall wieder zurücktreten zu können. „Diese Option brauchen wir in Zukunft für den Fall, dass uns jemand etwas verschweigt oder jemand tatsächlich unter Beobachtung steht.“ Linnerer macht jedoch auch klar: „Dafür müsste er wirklich straffällig sein.“

Bei Saal-Buchungen erhalte man grundsätzlich häufig Anfragen, ohne gleich zu wissen, welche Veranstaltung dort geplant ist. Jedoch sei ausgeschlossen, dass das Kurhaus einen Termin fest vergibt, ohne zu wissen, wer tatsächlich auftreten wird. Und auch wenn man am Ende immer schlauer sei und man auf die Veranstaltung am Mittwochabend gerne verzichtet hätte, sind Sebrak und Linnerer gut vorbereitet.

Neben einem engen Austausch mit der Polizei, die vor Ort sein werde, habe man auch beim eigenen Sicherheitsdienst nachjustiert. Und klar sei: „Sobald beim Vortrag irgendwas gegen die demokratischen Werte und Grundgesetze geäußert wird, werden wir eingreifen und das hätte einen sofortigen Abbruch zufolge“, sagt Linnerer, der sich dabei auf die „Technik-Hoheit“ beruft. Allerdings erwartet er eine friedliche Veranstaltung, wie auch bei den besagten vorangegangenen umstrittenen Auftritten, so Linnerer.

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