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Wie will „der Neue“ die alten Probleme lösen?

Nach verzweifelter Suche: So tickt der neue Pächter des Bad Aiblinger Kurhauses

Der neue Kurhaus-Pächter Stefan Linnerer und die vor allem für Kundenkontakt zuständige Melanie Sebrak stehen vor dem Kurhaus Bad Aibling.
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Der neue Kurhaus-Pächter Stefan Linnerer und die vor allem für Kundenkontakt zuständige Melanie Sebrak stehen vor dem Kurhaus Bad Aibling.

Herbe Kritik und Zukunftsängste kreisen seit Längerem um das Bad Aiblinger Kurhaus. Ende Juni endet der Vertrag mit dem bisherigen Pächter, nun steht der Nachfolger bereit. Wie der Betrieb verändert werden soll, was Stefan Linnerer mitbringt und worauf sich Besucher einstellen können.

Bad Aibling – Jetzt ist es amtlich. Stefan Linnerer wird als Kurhaus-Pächter ab 1. Juli die Nachfolge der Familie Forster antreten. Damit vollzieht eine über die Stadtgrenzen hinaus bedeutsame Veranstaltungsstätte einen enorm wichtigen Personalwechsel. Die Stadt Bad Aibling und die Aib-Kur präsentierten am Dienstag (16. Mai) den neuen Mann und setzten zugleich große Hoffnungen in die neue Konstellation. Nachdem der Betrieb des Kurhauses zuletzt in die Kritik geraten war, hat es die Aib-Kur nun kurz vor Vertragsende geschafft, einen Neuanfang in die Wege zu leiten.

Stefan Linnerer, 45-jähriger Familienvater, geht diese Aufgabe nicht als klassischer Neuling an. Als Meister für Veranstaltungstechnik – seine Firma sitzt in Bad Aibling – ist er in der Branche kein Unbekannter. Mit vielen Veranstaltern, etwa auch mit dem Kurhaus und mit Kurdirektor Thomas Jahn, arbeitet Linnerer seit vielen Jahren zusammen. Sein Vorteil: „Ich kenne die Leute, bin mit den Vereinen seit Jahren im Austausch und kümmere mich schon lange um die Veranstaltungstechnik bei vielen Events.“ Warum er sich die Kurhaus-Aufgabe gerade jetzt, in Zeiten der Krise und des extremen Personalmangels, antut? „Das ist eine gute Frage“, sagt Linnerer, lacht und ergänzt: „Ich suche seit der Corona-Zeit ein zweites Standbein mit möglichst vielen Synergien“, so der neue Pächter.

Kurhaus bietet „Alleinstellungsmerkmal“

Der in Rott aufgewachsene Linnerer, der neben Familie und Job höchstens noch Zeit für eine kleine Golfpartie findet, ist in der Kurstadt tief verwurzelt. Er lebte viele Jahre in Bad Aibling, seit drei Jahren ist er in der Aiblinger Au zuhause. Dass er seitdem offiziell Kolbermoorer ist, sei jedoch lediglich der Gebietsreform geschuldet, scherzte Bürgermeister Stephan Schlier bei der Vorstellung des neuen Kurhaus-Pächters. Überdies zeigte sich der Rathauschef höchst zufrieden mit der neuen Personalie und betonte einmal mehr die Bedeutung des Kurhauses. Er sprach von einem „Alleinstellungsmerkmal“, was sich etwa vergangene Woche durch die Ausstrahlung der BR-Sendung „jetzt red i“ im Kurhaus zeigte.

„Wir sind sehr froh, jemanden aus der Region gefunden zu haben“, betonte Schlier und blickte auf eine lange Suche zurück, die neben Bayern auch bis nach Baden-Württemberg und sogar Österreich reichte. Linnerer kenne die heimischen Vereine und stehe somit auch für den Ansatz, dass das Kurhaus weiterhin vor allem ein Haus für die Bad Aiblinger und deren Vereine bleiben soll, so Schlier.

„Es soll aber sicher nicht so sein, dass Vereine das Gefühl haben, sie müssten alles selber machen.“

Stefan Linnerer, neuer Kurhaus-Pächter ab Juli 2023

„Hätten wir uns im Katalog die schlechteste Zeit für die Suche nach einem Nachfolger bestellen können, dann wäre das genau jetzt gewesen“, betonte Kurdirektor Thomas Jahn die große Herausforderung, die etwa der Personalnotstand in der Gastronomie sowie die Energiekrise mit sich brachte. Umso erfreulicher sei nun die gefundene Lösung. Denn das Kurhaus sei kein kleiner Gasthof sondern ein echter „Tank, mit weiten Wegen, großen Sälen und heiz- und kühlintensiven Räumlichkeiten“, so Jahn. Dass man Linnerer nun als Pächter im Boot habe bedeute auch gleichzeitig, dass der Plan B, nämlich dass das Kurhaus zur Aib-Kur zurückfallen müsste, nicht angegangen werden muss.

Was der neue Pächter vorhat

Doch was bedeutet der Pächterwechsel nun für alle Beteiligten und wie will Linnerer die bekannten Probleme lösen? Schließlich machte sich die angespannte Situation zuletzt auch durch die Kritik verschiedener Vereine bemerkbar, die im Kurhaus Veranstaltungen abhielten. Sie beklagten öffentlich die Organisation und den Betrieb des Hauses. Aufgrund der großen Personalengpässe konnte der bisherige Pächter zahlreiche Leistungen nicht mehr anbieten, sodass die Vereine etwa Bewirtung, Ausschank der Getränke oder den Barbetrieb selber übernahmen.

Linnerer begegnet den anstehenden Aufgaben sachlich und ehrlich: „Vorab ist zu sagen, dass ich kein Gastronom bin.“ In intensiven Gesprächen habe man sich darauf verständigt, dass Linnerer zunächst einen großen Fokus auf die technische Ausstattung des Kurhauses legen wird. So bringe der 45-Jährige etwa die Neuausstattung der Tontechnik mit. Ansonsten wird er mit seinem Team bei allen Events auch selbst für die Getränke sorgen. Was die Gastronomie vor allem im Bereich der Speisen angeht, wird die Durchführung von der Größe der Veranstaltung abhängen. „Bei kleineren Veranstaltungen machen wir das Essen selbst“, sagt Linnerer, der dann etwa auf Köche und Personal aus dem Familien- und Bekanntenkreis zurückgreifen wird. Bei größeren Events wird man in Zukunft mit externen Caterern zusammenarbeiten.

„Alle Wege sind offen“, sagt der neue Pächter über die Entwicklung des gastronomischen Angebots. Derzeit sei es einfach nicht möglich, selbst eine „Vollgastronomie“ anzubieten. Dass sich dies in ein paar Jahren ändert, könne er jedoch auch nicht ausschließen. Und auch bei den ansässigen Vereinen, die laut Jahn vertraglich festgelegt von Sonderkonditionen profitieren sollen, werde es ein „Miteinander“ geben. Laut Linnerer sei man ohnehin im engen Austausch und könne sich sodann auf gute Lösungen einigen. So könnte sich beispielsweise ein Verein bei der Bestuhlung beteiligen und somit Kosten auf der eigenen Seite und Arbeitszeit auf der Pächterseite einsparen. „Es soll aber sicher nicht so sein, dass Vereine das Gefühl haben, sie müssten alles selber machen.“ Insgesamt habe man, gerade durch die verschiedensten Beziehungen in der Branche, eine „dickere Personaldecke“ vorzuweisen.

Kurdirektor Jahn dankt bisherigem Pächter

An Linnerers Seite wird Melanie Sebrak die Geschicke des Kurhauses mitleiten. Aus der langjährigen Zusammenarbeit mit dem Noch-Pächter bringt sie viel Erfahrung mit und steht mit den Kunden in engem Austausch. „Das Ziel ist, aus dem Miteinander mit den Vereinen eine Win-Win-Situation zu machen“, erklärte die Marketing- und Veranstaltungsleiterin. Sebrak blickt zusammen mit Linnerer optimistisch auf den Neuanfang im Juli. Beide bitten jedoch auch um Verständnis, dass nicht alles völlig reibungslos laufen kann.

Hoffen auf eine erfolgreiche Zukunft: Bürgermeister Stephan Schlier, Marketing- und Veranstaltungsleiterin Melanie Sebrak, der neue Kurhaus-Pächter Stefan Linnerer und Kurdirektor Thomas Jahn.

„Ich setze da auf die Aiblinger“, sagte auch Bürgermeister Schlier, der ebenfalls um Geduld wirbt. So werde der Neuanfang sicher ein halbes Jahr in Anspruch nehmen. Und auch Kurdirektor Jahn stellt klar: „Die bekannten Probleme, die gerade alle treffen, treffen natürlich auch uns.“ Jahn nutzte die Gelegenheit noch einmal, um sich bei den Forsters, der bisherigen Pächter-Familie, zu bedanken. „Wir hatten spannende sieben Jahre und haben vieles gemeinsam erreicht.“ Dass die vergangenen Jahre nun sehr kritisch beäugt würden, liege an den großen Problemen, die die Pandemie mit sich brachte.

Und Jahn macht deutlich: „Wir haben das große Glück, ein funktionierendes Haus mit einer tollen Auslastung weiterzugeben.“ Nun liege es auch am neuen Pächter, Stefan Linnerer, die „ältere Dame“, wie er sie selbst bezeichnet, wieder in ruhigeres Fahrwasser zu steuern.

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