„Mutter stand tagelang bei ihren toten Kindern“
„Ein trauriges Bild“: Priener Jungstörche tot im Nest – schadet das aktuelle Wetter den Vögeln?
Traurige Nachrichten aus dem Storchennest in Prien: Nach den heftigen Niederschlägen fiel auf, dass die Jungtiere tot sind. Experten erklären, wie Vögel unter dem Unwetter leiden.
Von Manuel Hinmüller und Anton Hötzelsperger
Prien – Vielen Priener Beobachtern und vor allem den Nachbarn des Kleinen Kurgartens am Haus des Gastes fiel an den jüngsten Hochwasser- und Starkregen-Tagen auf, dass sich das Leben im Storchennest verändert und beruhigt hat. Die Großen seien noch da gewesen, von den Kleinen – keine Spur.
Nun ist klar, was für die Stille verantwortlich ist: die Jungstörche sind tot. Gewissheit brachten die Beobachtungen der Familie Götte aus Bad Endorf aufgrund ihrer Tätigkeiten im Caritas-Haus am Kleinen Kurgarten. Sohn Vincent gelang es mit einer Drohne Aufnahmen vom Storchennest zu machen. „Die Mutter stand noch tagelang bei ihren toten Kindern, ein arg trauriges Bild“, sagte Andrea Götte.
Nasses Wetter kann zu Unterkühlung bei Störchen führen
„Sehr bedauerlich“, findet auch Priens Bürgermeister Andreas Friedrich. Die Störche haben erstmals im vergangenen Jahr ein Nest gebaut – auf dem gleichen Baum wie heuer. „Ich erinnere mich gerne an vergangenes Jahr zurück, als man die Kleinen dann plötzlich am Himmel von Prien bei ihren ersten Ausflügen beobachten konnte“, sagt Friedrich. Auch einige Besucher der Bücherei haben die dortige Leseterrasse genutzt, um die Störche in ihrem Nest zu beobachten.
Was für den Tod der Tiere verantwortlich ist, kann nicht gesagt werden. Vergleicht man aber andere Medienberichte, so wird darauf hingewiesen, dass der Dauerregen, der auch vor der Region nicht Halt gemacht hat, besonders jungen Störchen zu schaffen macht. Marc Kurzmann von der OAG-Chiemsee, der ornithologischen Informationsplattform des Chiemseegebiets, bestätigt das und erklärt, dass die Jungtiere – wenn sie etwas älter sind – wegen ihrer Größe nicht mehr so gut vom Altstorch abgeschirmt werden können. „Sie sind somit ungeschützt im Nest. Das Gefieder der Störche ist aber trotzdem noch nicht ausgereift, daher kann Wasser bis an die Haut dringen und die Tiere unterkühlen.“
Das bestätigt auch ein Sprecher des Landesbundes für Vogel- und Naturschutz in Bayern (LBV). Ebenfalls sei Nahrungsmangel ein Problem bei hohen Niederschlagsmengen. Die Vögel würden entweder zu wenig Nahrung finden, „oder fliegen mit nassem und entsprechend schwerem Gefieder ungern zur Futtersuche“.
„Schlechte Witterung begründet keine Eingriffe“
Im Fall der toten Jungtiere in Prien sind derzeit von der Gemeinde keine weiteren Maßnahmen geplant, wie Bürgermeister Friedrich erklärt. Sofern aber beispielsweise vom LBV oder dem Veterinär-, beziehungsweise dem Gesundheitsamt eine Anfrage kommt, könne die Gemeinde möglicherweise bei der Bergung mit der Drehleiter der Feuerwehr unterstützen, „vorausgesetzt, dass wir hierfür eine ausreichende Aufstellfläche haben“.
Auch andere Vogelarten können durch anhaltende Niederschläge in Gefahr kommen. „Bei Hochwasser werden alle Bodenbrüter, wie zum Beispiel der Kiebitz, direkt weggeschwemmt“, teilt der LBV-Sprecher mit. Auch aus anderen Regionen habe die Behörde Meldungen über Verluste von Vögeln bekommen. „Im Raum südlich des Ammersees sind zwei Drittel der Jungstörche eingegangen“, betont der Sprecher.
Direkte Hilfe könne nicht geleistet werden, das sei auch nicht umsetzbar, wie der Sprecher verdeutlicht. Zudem gebe es ein eigenes Positionspapier der Länderarbeitsgemeinschaft der deutschen Vogelschutzwarten, in dem es explizit heißt: „Schlechte Witterung während der Anwesenheit der Altstörche begründet keine Eingriffe.“ Zum allgemeinen Schutz der Vögel könne aber jeder beitragen, indem er mehr Rücksicht nimmt und „Natur“ auch zulässt, sei es im eigenen Garten und am Haus, bei öffentlichen Grünflächen und auf den weiten, landwirtschaftlich genutzten Flächen.
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