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Straftaten: „Keine Probleme mit Asylbewerbern“

„Passiert viel Schmarrn“: Warum Burschen- und Dirndl-Treffen ins Visier der Polizei geraten

Bürgermeister Johannes Zistl (links) hat den Leiter der Polizeiinspektion Bad Aibling nach Feldkirchen-Westerham gebeten, um über die Sicherheitslage zu sprechen.
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Bürgermeister Johannes Zistl (links) hat den Leiter der Polizeiinspektion Bad Aibling nach Feldkirchen-Westerham gebeten, um über die Sicherheitslage zu sprechen.

Verkehrsunfälle, Schockanrufe, Sexualdelikte. Die Anzahl der Straftaten in Feldkirchen-Westerham ist im vergangenen Jahr leicht gestiegen. Doch woran liegt das? Wie sich die Polizei das erklärt und warum „Burschenvereins- oder Dirndl-Treffen“ in den Fokus geraten.

Feldkirchen-Westerham – Wie sicher lebt es sich eigentlich in der Gemeinde Feldkirchen-Westerham und wie hat sich die Kriminalität dort entwickelt? Mit diesen Fragen beschäftigen sich alle Kommunen jedes Jahr und tauschen sich mit der Polizei über die sogenannten Sicherheitsberichte aus. Auch in Feldkirchen-Westerham gab es diese Absprache bereits im Mai dieses Jahres, als man sich mit den Statistiken von 2023 auseinandersetzte. Nun wird klar, dass sich die Anzahl der Straftaten in der Kommune im Vergleich zu 2022 leicht erhöht hat. Doch wie Johann Brumbauer, Dienststellenleiter der zuständigen Polizeiinspektion Bad Aibling (PI) erklärt, gibt es hierfür einfache Erklärungen.

Brumbauer persönlich war nun auf ausdrücklichen Wunsch des Bürgermeisters Johannes Zistl (Ortsliste Vagen) ins Feldkirchen-Westerhamer Rathaus gekommen, um auch dem Gemeinderat und der Öffentlichkeit noch einmal genauere Einblicke in die polizeiliche Arbeit in der Gemeinde zu gewähren. Die klare Botschaft des 51-jährigen Polizeioberrats: Die Menschen können in der Gemeinde und in der gesamten Region beruhigt und sicher leben. Natürlich aber gebe es diverse Bereiche, auf die nicht nur die Polizei ein Auge haben sollte.

Warum gab es 2023 mehr Straftaten?

Grundsätzlich gab es 2023 im gesamten Zuständigkeitsbereich der PI, wozu neben Feldkirchen-Westerham auch Bad Aibling, Bruckmühl, Großkarolinenfeld, Kolbermoor und Tuntenhausen gehören, 2420 Straftaten. „Dabei haben wir eine Aufklärungsquote von 69,8 Prozent“, erklärte Brumbauer. Speziell in Feldkirchen-Westerham verbuchte die Polizei im Vorjahr 260 Straftaten (2022: 243). Zum Vergleich: In Bad Aibling bearbeiteten die Polizeibeamten 2023 765, in Kolbermoor 640 Straftaten, wenngleich sich diese dort auf wesentlich mehr Einwohner verteilen. Ins Verhältnis gesetzt (also jeweils hochgerechnet auf 100.000 Einwohner) kam es im Vorjahr trotzdem nur in Großkarolinenfeld zu noch weniger Straftaten als in Feldkirchen-Westerham.

Die dennoch leicht gestiegene Fallzahl lässt sich hier laut Brumbauer durch den Fasching erklären. So fielen alleine 15 Straftaten auf die Faschingsveranstaltung in Vagen. „Man darf also nicht jede Zahl für bare Münze nehmen“, betonte der Dienststellenleiter. So würde sich zudem die Erfassung der Statistiken laufend ändern. „Zum Beispiel werden Sexualdelikte eher gemeldet oder die häusliche Gewalt wird nun differenzierter erfasst.“ Zur Partnerschaftsgewalt werden nun auch die innerfamiliären Gewalttaten hinzugerechnet, also auch etwa Konflikte zwischen Geschwistern oder „Opa und Enkel“.

Fokus auf Schulwegunfälle

Leicht gestiegen sind die Zahlen der Unfälle. In Feldkirchen-Westerham wurden insgesamt 207 Verkehrsunfälle (2022: 183) gemeldet, darunter 45 mit Personenschaden. Todesfälle waren hierbei in der Gemeinde nicht zu verzeichnen. „Jeder Tote ist einer zu viel“, betonte Brumbauer in diesem Zusammenhang und verwies auf einen tödlichen Unfall in Bruckmühl. Verkehrstechnisch gebe es in Feldkirchen-Westerham aus polizeilicher Sicht keine Brennpunkte, Probleme häuften sich, wenn, dann beim Thema Schulwegunfälle. Insbesondere diese würden laut Polizei zu 98 Prozent durch Verstöße der Eltern verursacht. Die Kernaussage: Würden die Eltern die Kinder nicht mit dem Auto zur Schule fahren, wäre der Schulweg wohl auch nicht so gefährlich, so die Polizei Bad Aibling.

Was Sexualdelikte angeht, versuchte Brumbauer die Gemeinde zu beruhigen. Meist würde man bei dem Thema an Fälle denken, bei denen Menschen nachts im Park verfolgt und anschließend vergewaltigt werden. „Das hatten wir hier aber nicht“, betonte der Dienststellenleiter und begründete die 118 Fälle im gesamten Zuständigkeitsbereich auch damit, dass Täter verteilt auf die Region etwa kinderpornografische Bilder online besaßen und versendet hatten. „Das versteckt sich dahinter“, so Brumbauer.

Wachsendes Problem: „Maibaum Stüberl“-Straftaten

Während der Polizei zufolge also in einigen Bereichen kein Grund zur Sorge herrscht, was die Sicherheit der Bürger angeht, „gibt es einen Punkt, ein Problem, was letztes und auch dieses Jahr verstärkt auftritt“. Denn wenn etwas passiert, so Brumbauer, dann auffällig oft bei diversen „Burschenvereins- oder Dirndl-Treffen“. Mit Verweis auf den Sicherheitsbericht teilte auch die Gemeindeverwaltung Feldkirchen-Westerham mit, dass die „am meisten strafrechtlich relevanten Feste“ seit einigen Jahren die „Maibaum Stüberl“ seien. Ursächlich für die dort auftretenden Straftaten sind Alkohol, Gewalttaten, Sexualdelikte oder auch Verkehrsvergehen. „Da müssen wir alle ein bisschen draufschauen, bei diesen Festen passiert leider viel Schmarrn“, sagte Brumbauer.

Deutlich gestiegen sei auch der Alkoholkonsum von Minderjährigen bei entsprechenden Festen, auch weit nach 24 Uhr. Die Polizei rät deshalb dazu, präventiv und im Rahmen der Genehmigungen Regeln für diese Veranstaltungen festzusetzen, die auch normale Veranstaltungen als Auflage haben. Denkbar wäre demnach auch ein Ordnungsdienst oder etwa Einlassbeschränkungen. Die Verwaltung will die Ratschläge aufgreifen und plant bereits einen Informationsabend für Jugendvereine noch in diesem Herbst, heißt es.

Ebenfalls problematisch, nicht nur in Feldkirchen-Westerham, entwickle sich der Schwerpunkt der Schockanrufe oder Enkeltricks. Hier falle es den Ermittlern schwer, die Verantwortlichen aufzuspüren. Gleiches gilt für die Cyberkriminalität (also Straftaten im Internet), welche laut Brumbauer „unser größter Arbeitgeber“ sei. Hier ist die PI Bad Aibling mit 3000 bis 5000 Fällen im Jahr beschäftigt. „Das beginnt schon bei Ebay, wenn man Geld zahlt und dann aber keine Ware dafür bekommt.“ Aber auch Fälle im großen Stil, bei denen ganze Firmen über gewisse Tricks zu großen Zahlungen aufgefordert werden. Allerdings tauchten solche Fälle in der Statistik bislang gar nicht auf, da hierbei meist kein klarer Tatort zuzuordnen sei.

„Wir haben keine Probleme mit Asylbewerbern“

Auch in Hinblick auf die geplante und zuletzt umstrittene Flüchtlingsunterkunft in Feldkirchen-Westerham wollte Bürgermeister Johannes Zistl während der Gemeinderatssitzung wissen, wie sich die Kriminalitätsrate im „Bereich Asyl“ verhalte. Laut Dienststellenleiter Brumbauer würden im Zuständigkeitsbereich der PI zwar rund 30 Prozent der Straftaten von Ausländern begangen. Jedoch gebe es auch hierfür einfache Erklärungen. So wurden beispielsweise 30 Prozent der Straftaten auf dem statistisch gewichtigen Elektrofestival Echelon von Besuchern aus dem Ausland begangen. Auch die Nähe zur Autobahn spiele hier allgemein eine Rolle. Brumbauer macht somit klar: „Wir haben keine Probleme mit Asylbewerbern“.

Dies zeige sich sowohl in den Container-Unterkünften in Bad Aibling, in der Bruckmühler Turnhalle oder dem früheren Seniorenheim in Kolbermoor. Die Polizei empfiehlt in diesem Zusammenhang dennoch präventive Maßnahmen oder auch die Zusammenarbeit mit dem Kreis Migration.

Großes Lob an die Sicherheitswacht

Den Eindruck von Gemeinderat Josef Kammerloher (Pro Bürger), wonach im Gemeindegebiet derzeit mehr Alkoholkontrollen als üblich durchgeführt würden, konnte Brumbauer weder dementieren noch bestätigen. Zwar sei hier nichts gesondert angeordnet worden, „allerdings schauen wir grundsätzlich wegen des Schulbeginns vermehrt auf Alkoholfahrten“. Abschließend zeigte sich Bürgermeister Zistl erfreut, in einer solch sicheren Gemeinde wie Feldkirchen-Westerham wohnen zu dürfen.

Einen Teil dazu trägt sicher auch die Sicherheitswacht bei, die sich als ein „besonderes Ehrenamt“ bewährt habe. Seit 2019 gibt es die Sicherheitswacht „Mangfalltal“, deren Mitglieder mit ihrer blauen Uniform die Städte Bad Aibling und Kolbermoor sowie die Marktgemeinde Bruckmühl und eben Feldkirchen-Westerham bestreifen. Durch ihren Einsatz, betont die Polizei, wurden im Jahr 2023 über 364 Einsatzstunden „vom Bürger für den Bürger“ geleistet.

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