Große Resonanz auf Aufruf der Organisatoren
Sorge wegen Brenner-Nordzulauf: 270 Bürger aus der Region machen sich auf zur Wallfahrt
Sie geben die Hoffnung auf eine „vernünftige Lösung“ in der Diskussion um das Thema Brenner-Nordzulauf nicht auf. Um dieser noch mehr Nachdruck zu verleihen, luden die Bürgerinitiativen aus dem Raum Rosenheim am Samstag (28. September) zur Sternwallfahrt ein. Mit überwältigender Resonanz.
Tuntenhausen – Christliche Wallfahrten zu einem Heiligtum dienen unter anderem dem Erleben religiöser Erfahrungen, um geheilt zu werden oder in besonderen Anliegen zu beten. Ein besonderes Anliegen war auch der Anlass für eine Sternwallfahrt zur Basilika Tuntenhausen am Samstag (28. September): die Sorgen um den Brenner-Nordzulauf. Aufgerufen dazu hatten die „Bürgerinitiativen des Landkreises Rosenheim für vernünftige Alternativen beim Brenner-Nordzulauf“.
In einem Vorab-Interview hatte der Wallfahrt-Organisator Jakob Wallner gegenüber unserer Zeitung erklärt: „Wenn man die Basilika in Tuntenhausen kennt, hängen dort viele Votivtafeln, wo so manches Gebet als Dank an Maria erhört wurde. Mein Traum wäre, dass unsere besseren Argumente sich durchsetzen und wir ein ebensolches Bild malen lassen, auf dem dann steht ,Maria hat geholfen‘.“
Teilnehmer starteten von drei Orten aus
Von drei Orten aus starteten die Teilnehmer, jeweils angeführt von einem Kreuzträger, zur Wallfahrtskirche Maria Himmelfahrt: von Brettschleipfen, Berg und Weiching. Wie bei Fuß-Wallfahrten üblich, wurde auf dem jeweils rund 45 Minuten dauernden Weg der Rosenkranz gebetet. Den „geistlichen“ Abschluss der Wallfahrt bildete ein Gottesdienst in der Basilika, den Pfarrer Drago Curic in Konzelebration mit Pfarrer Robert Baumgartner hielt.
Sternwallfahrt „für vernünftige Brenner-Nordzulauf-Alternativen“




„Jeder Anschlag auf die Natur ist auch ein Anschlag auf die Menschen“, konstatierte der Geistliche eingangs. In seiner Predigt ging er unter anderem auf die Umwelt-Enzyklika „Laudato si‘“ von Papst Franziskus ein, mit der Bewahrung der Schöpfung als zentralem Anliegen. Pfarrer Curic wies in diesem Zusammenhang auch auf die Dürre- und Überschwemmungskatastrophen hin. Abschließend appellierte er an alle Verantwortungsträger: „Wir sollten lernen, mit der Schöpfung umzugehen.“
In den Fürbitten wurden unter anderem die Verantwortlichen aufgefordert, „eingeschlagene Wege zu verlassen, die sich als Irrwege herausstellten, und nicht kurzfristigen Zielen nachzujagen, die unser Leben scheinbar verbessern oder erleichtern“. Musikalisch umrahmt wurde der Gottesdienst von Peter Weigel (an der Orgel), dem „Rohrdorfer Bläserquintett“ (Leitung: Tobias Opperer) und dem Duo Karin Buchner und Helene Heibler, die das Lied „Mutter Maria, nimm mich an deine Hand“ sangen.
Zum „weltlichen Teil“ traf sich die Wallfahrer-Schar im Gasthof „Schmid“, wo Jakob Wallner nach der Begrüßung das Mikrofon an Sepp Lausch übergab. Der Landtagsabgeordnete der Freien Wähler berichtete den Gästen (darunter auch der Tuntenhausener Bürgermeister Georg Weigl) von einem Besuch in Südtirol zusammen mit Landtagskollegen. Dort habe er unter anderem erfahren, dass dort mehrere Streckenabschnitte auch auf lange Sicht zweigleisig bleiben und dort auch niedrigere Zugkapazitäten angesetzt würden.
Behauptungen, die Trasse in Südtirol ist so gut wie fertig, sei eine Lüge, stellte er zudem fest. Ebenso gebe es dort sehr wohl auch Widerstände gegen das Projekt. Die zahlreichen, in Südtirol erhaltenen Detailinformationen werde er im Rahmen eines im Herbst 2024 geplanten Info-Abends erläutern.
Ein überaus positives Wallfahrt-Fazit zog am Ende Jakob Wallner: „Unsere Erwartungen wurden weit übertroffen. Wir haben mit höchstens 150 Leuten gerechnet und es kamen 270. Der Pfarrer hat eine starke Predigt gehalten. Es haben auch viele ,Nicht-Kirchgänger‘ teilgenommen, weil das Thema den Menschen unter den Nägeln brennt. Wir glauben an unser Alternativ-Konzept, denn es ist nachhaltiger, schneller und billiger.“
Stimmen der Teilnehmer an der Wallfahrt
Steffi Mölter aus Langenpfunzen: „Ich habe keine Lust, dass mehr oder weniger durch unseren Garten eine Riesenbaustelle gelegt wird. Und ich bin absolut davon überzeugt, dass man die Bestandsstrecke so aufpeppen kann, dass sie den Anforderungen für den Güterverkehr entspricht.“
Thomas Huber aus Berg bei Ostermünchen: „Unser Bauernhof wäre vom Bau der neuen Stecke nicht nur schwer getroffen, sondern in seiner Existenz bedroht. Der Bau der Neubaustrecke ist in meinen Augen unnötig, weil man das Projekt auch auf der bestehenden Strecke realisieren könnte.“
Jutta Menzel aus Großkarolinenfeld: „Ich bin gegen die Zerstörung von Lebensraum für Menschen und Natur, sie ist für immer. Es geht auch um Steuergelder. Die Uninformiertheit der politischen Entscheidungsträger führt dazu, dass die Bahnvorschläge abgesegnet werden.“
Prof. Dr. Hilmar Mund aus Brannenburg: „Ich finde es großartig, dass es in unserer immer atheistisch werdenden Gesellschaft Leute gibt, die im Zusammenhang mit einem politischen Begehren bereit sind, den Weg zu Gott zu finden und auf diese Erhörung ihrer Gebete vertrauen.“




