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„Hatte plötzlich Angst, dass so jemand hier wohnt“

Stimmen gegen Hass: Wer bei der Kundgebung von „Prien bleibt bunt“ alles zu Wort kam

Der Priener Gemeinderat Leonhard Hinterholzer und Schauspieler August Zirner beim Demozug in Prien. Das Bündnis „Prien bleibt bunt“ hatte am Samstag (2. März) wieder zu einer Kundgebung gegen Rassismus und Rechtsextremismus in Prien eingeladen.
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Das Bündnis „Prien bleibt bunt“ hatte am Samstag (2. März) wieder zu einer Kundgebung gegen Rassismus und Rechtsextremismus in Prien eingeladen. Neben verschiedenen Ansprachen gab es auch einen Demozug.

Prien demonstriert für Vielfalt und Demokratie: Wieder waren hunderte Teilnehmer der Einladung von „Prien bleibt bunt“ zu einer Kundgebung gefolgt. Doch nicht nur Besucher kamen, auch prominente Redner waren vor Ort. So lief die Veranstaltung im Wendelsteinpark.

Prien – Schilder, Banner und Regenbogenfahnen. Die waren am Samstagmittag (2. März) ab 11 Uhr im Wendelsteinpark in Prien zu sehen. Unter dem Motto „Nie wieder ist immer noch jetzt“ hatte das Bündnis „Prien bleibt bunt“ zum zweiten Mal eine Kundgebung veranstaltet, bei der ein Zeichen gegen Rechtsextremismus und Rassismus, und für Demokratie und Vielfalt gesetzt werden sollte.

Jedoch mit weniger Besuchern, als beim letzten Mal. Während Anfang Februar 500 Menschen der Einladung folgten, waren es laut Schätzungen der Polizei Prien diesmal etwa 300. Trotzdem zeigte sich Bündnis-Mitgründerin Khando Ronge sehr zufrieden, wie sie gegenüber der Redaktion sagt.

Wann beginnt Rassismus?

Die Veranstaltung war geprägt von vielen Reden. Unter anderem von Vertretern der katholischen und evangelischen Kirche. Sie betonten, dass alle Menschen als Gottes Ebenbild geschaffen werden, egal wie sie sind. Jeder solle deshalb gleich behandelt werden. Eine Schülerin hielt einen Poesie-Vortrag, und Anna Gmeiner, Vorsitzende des Vereins LGBTQ+ Rosenheim trat ans Mikro. Auch sie machten darauf aufmerksam, wie wichtig es sei, anderen Menschen vorurteilsfrei zu begegnen.

Anna Gmeiner, Vorsitzende des Vereins LGBTQ+ Rosenheim bei ihrer Rede in Prien.

Das Priener Gemeinderatsmitglied Leonhard Hinterholzer (Grüne) verkündete Grußworte des Bürgermeisters Andreas Friedrich, der aufgrund eines anderen Termins nicht teilnehmen konnte. Demnach verdiene laut Friedrich das Eintreten gegen jede Form von Extremismus Anerkennung. Auch im Namen des Marktgemeinderats verlas Hinterholzer ein Statement: Dieser begrüße und unterstütze öffentliche Kundgebungen, die dem Schutz der freiheitlichen demokratischen Grundordnung und deren Grundwerte dienen. „Er sieht sich im Rahmen seiner Möglichkeiten und Aufgaben verpflichtet, extremistischen und verfassungsfeindlichen Bestrebungen jeglicher Art entschieden zu begegnen“, sagte Hinterholzer.

Ein Sprecher der Rosenheimer Initiative „Hanau erinnern“ machte auf das Attentat vom Februar 2020 aufmerksam und darauf, dass Verbrechen aus rassistischen Motiven keine Einzelfälle seien.

In einem Beitrag der Rosenheimer Initiative „Hanau erinnern“ wurde eben auf dieses Ereignis vom 19. Februar 2020 eingegangen. Im hessischen Hanau tötete ein Mann mehrere Menschen mit Migrationshintergrund. Die Gruppe veranstaltete diesbezüglich auch heuer am Jahrestag der Tat eine Gedenkveranstaltung in Rosenheim. Ein Sprecher der Initiative fragte in Prien: „Was hat sich seit Hanau geändert?“ Hanau sei kein Einzelfall gewesen, „immer noch hört man regelmäßig von rassistischen Taten“.

Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, zeigten weitere Mitglieder hinter ihm ein großes Banner, auf dem Namen von Menschen standen, die seit der Wiedervereinigung Deutschlands in einem rassistischen Zusammenhang getötet wurden. „Rassismus beginnt nicht erst bei Mord“, sagte der Sprecher, sondern bereits bei ungleichen Bildungschancen, Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt und bei rassistischen Sprüchen auf der Straße. „Wir müssen uns alle gemeinsam gegen Rassismus, Faschismus und rechten Terror stellen.“

Karl Bär, Grünen-Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Bad Tölz-Wolfratshausen-Miesbach, folgte der Einladung von „Prien bleibt bunt“.

Politiker und Schauspieler Zirner äußern sich zu Umsiedlungs-Konferenz

Das betonte auch Karl Bär (Grüne), Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Bad Tölz-Wolfratshausen-Miesbach, der in Prien zu Gast war. „Aber viel wichtiger ist es, die Demokratie zu schützen“, sagte Bär. Zudem brachte er seinen Unmut über die rechtsextreme Umsiedlungs-Konferenz von Potsdam im November 2023 zum Ausdruck. 

Schauspieler August Zirner: „Ich wünsche mir mehr Kommunikation.“

An dieses Thema knüpfte der in Prien wohnhafte Schauspieler August Zirner an. Bei der Konferenz sollen die Verantwortlichen über Deportationspläne konferiert haben. Millionen nicht genehmer Ausländer, aber auch „nichtassimilierte“ Deutsche sollen demnach aus dem Land geschafft werden. Und einer dieser Beteiligten soll Medienrecherchen zufolge in der Marktgemeinde Prien leben. „Da hatte ich plötzlich Angst, als ich hörte, dass so jemand hier wohnt“, sagte Zirner. Sein Wunsch an die Teilnehmer: Mehr Kommunikation, um das gesellschaftliche Miteinander zu stärken. „Wir müssen das Gespräch suchen“, sagte Zirner.

Die Teilnehmer der Kundgebung zogen gemeinsam durch Prien. Voran ging die Mitorganisatorin Mascha Hoffmann-Kuhnt (rechts).
Die Rosenheimer Initiative „Hanau erinnern“ zeigte während des Demozugs ihr Banner. Darauf standen Namen von Menschen, die seit der Wiedervereinigung Deutschlands in einem rassistischen Zusammenhang getötet wurden.

Um 12 Uhr verließen die Teilnehmer den Wendelsteinpark – jedoch nicht, weil die Kundgebung vorbei war. Sie brachen zu einem Demozug auf. Über die Bernauer Straße marschierten sie in die Seestraße. Von da aus ging es weiter in die Hochriesstraße, dann in die Hochfellnstraße, und wieder zurück zum Veranstaltungsort. Die Polizei fuhr mit einem Streifenwagen voraus. Den Zug führte die Mitorganisatorin Mascha Hoffmann-Kuhnt. Um 12.30 Uhr endete die Veranstaltung.

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