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350 Menschen brauchen Unterstützung

Senioren-Fahrdienst Wasserburg: Warum die Stadt jetzt einen Hilferuf startet

Zeno Berger und Eva Bürgmayr fahren aktuell die Wasserburger Senioren. Im August ist eine der beiden FSJler-Stellen noch unbesetzt.
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Zeno Berger und Eva Bürgmayr fahren aktuell die Wasserburger Senioren.

Lange daheim leben: Das möchten alle Senioren. In Wasserburg hilft ein Fahrdienst der Stadt bei der Unabhängigkeit. Doch es gibt ein Problem. Warum die Stadt jetzt einen Hilferuf startet.

Wasserburg – Es ist ein Service der Stadt, der bei den älteren Bürgern in Wasserburg sehr gefragt ist: Junge Leute fahren die Senioren auf Wunsch zum Einkaufen oder zum Arzt, zum Friseur oder zur Physio. Sie helfen bei kleineren Tätigkeiten im Haus oder im Garten, übernehmen Besorgungen, die für ältere Menschen zu beschwerlich sind. Ein Angebot, von dem nicht nur die Bürger profitieren, die ihn in Anspruch nehmen: Auch viele junge Leute, die für die Stadt in diesem Bereich tätig waren, sprechen von Erfahrungen, die sie in ihrem Leben weitergebracht haben, berichtet Heidi Herker von der Stadtverwaltung. Ein Freiwilliges Soziales Jahr (FJS) im Seniorenfahrdienst sei „gut für die Persönlichkeitsfindung“, weiß sie.

Zwei FSJler-Stellen gibt es dafür bei der Stadt. Eine konnte laut Herker mit einem jungen Mann aus Edling neu besetzt werden, eine bisher nicht. Zum 1. August sucht die Kommune deshalb dringend noch eine Bewerberin oder einen Bewerber. Ein idealer Job für junge Leute, die mit der Schule fertig sind und sich noch in einer Phase der Orientierung befinden, findet das Sozialamt Wasserburg, das den Fahrdienst und seine Termine koordiniert. „Wer Erfahrungen sammeln möchte und gerne etwas für andere Menschen tut, ist hier genau richtig“, ergänzt Herker.

Die FSJler übernehmen laut Stadtverwaltung bei Bedarf auch Fahrdienste für die Mensa an der Grundschule oder für die Wasserburger Tafel sowie Aushilfstätigkeiten im Rathaus und den städtischen Einrichtungen. Die wöchentliche Arbeitszeit betrage 39 Stunden (30 Urlaubstage im Jahr). Außerdem biete die Stadt 25 Seminartage an. Die Vergütung werde gemäß FSJ-Vereinbarung geregelt: Das seien derzeit 553 Euro im Monat.

Für junge Leute mit Empathie und Hilfsbereitschaft

Mitbringen sollten Bewerberinnen und Bewerber einen gültigen Führerschein, „außerdem Empathie und Hilfsbereitschaft sowie keine Scheu im Umgang mit Menschen, die Unterstützung benötigen – beispielsweise beim Gehen, Ein- und Aussteigen, Bewältigen von Treppen, Einkaufen im Geschäft, sich Zurechtfinden beim Arzt“, sagt Herker. Auch Ortskenntnis sei wichtig, weshalb die Stadt in der Regel nur Interessenten aus dem Landkreis Rosenheim nehme.

350 Bürger in der Kartei

350 Bürgerinnen und Bürger umfasst laut Sozialamt die Kundenkartei für den Fahrdienst. Für viele ältere Bürgerinnen und Bürger ein wichtiger Service, der ihnen die Selbstständigkeit bewahre. Denn nicht jeder Senior oder jede Seniorin habe Angehörige vor Ort, die parat stehen würden und jederzeit helfen könnten, betont Herker. Die FSJler der Stadt sorgen für ein Stück Unabhängigkeit, stellt sie fest. Das bestätigt auch die Seniorenbeauftragte des Stadtrates. „Wir können auf diese Errungenschaft wirklich stolz sein“, findet Friederike Kayser-Büker. „Es ist möglich, für vier Euro in der Stunde von A nach B und zurückgebracht zu werden. Zahlreiche Kommunen beneiden uns um dieses Angebot.“

In den vergangenen Jahren sei es leider zunehmend herausfordernd, FSJler zu finden, die diese Stellen im Fahrdienst besetzen würden, bedauerte Kayser-Büker jüngst in ihrem Bericht zur Situation der Senioren im Stadtrat. Woran das liegen mag, erschließt sich der Kommune nicht auf den ersten Blick, heißt es dort. Seit der Corona-Pandemie sei zu spüren, dass die jungen Leute nach dem Schulabschluss weniger Interesse für ein Freiwilliges Soziales Jahr im Fahrdienst zeigen würden, bedauert Herker. Die Stadt habe schon viel versucht, junge Leute dafür zu motivieren – auch mit Kampagnen in den sozialen Netzwerken. Doch es werde immer schwieriger. Dabei könne die Aufgabe sehr bereichernd sein, denn Senioren hätten oft viel Interessantes aus ihrem Leben zu erzählen. „Und auch die Dankbarkeit der Fahrgäste ist den FSJler gewiss“, weiß Kayser-Büker.

Hier können sich angehende FSJler bewerben

Die Stadtverwaltung Wasserburg steht für Rückfragen und Bewerbungen unter Telefon 08071/105-12 bereit. Ansprechpartnerin ist Heidi Herker. E-Mail: info@wasserburg.de, Kontaktadresse: Stadt Wasserburg am Inn, Marienplatz 2, 83512 Wasserburg.

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