„Brauche ihn sehr, sehr dringend“
„Ohne ihn geht es nicht“: Warum Wasserburgs Fahrdienst für Senioren so wichtig ist
Zum Einkaufen, zum Arzt oder auch einfach mal ins Café: Seit vielen Jahren hilft der Seniorenfahrdienst den Rentnern. Die beiden Wasserburger Michael Funke und Anke Marks erzählen uns, warum der Service für sie unersetzlich ist.
Wasserburg – Er ist als unkomplizierter und günstiger Fahrdienst für die Wasserburger Rentner bekannt: Der Seniorenfahrdienst der Stadt. Vier Euro pro Stunde kostet der Service und bringt die Mitfahrenden ins Krankenhaus, zur Therapie, Gymnastik und zum Einkaufen. Hauptamtlich wird der Service von ein bis zwei Personen, die ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) ableisten, besetzt. Neben einigen Ehrenamtlichen, die sich für den Fahrdienst engagieren, sind sie die wichtigsten Chauffeure für die Rentner.
Lange sah es so aus, als würde die Stelle vakant bleiben. Die Stadt hatte damit schon gerechnet und einen Notfall-Plan erstellt. Glücklicherweise muss er nun nicht zum Tragen kommen, denn die Stadt hat „gerade noch“ zwei FSJ-ler gefunden, die den Seniorenfahrdienst besetzt und damit eine „mittelschwere Katastrophe“ abgewandt haben, wie einige Rentner die Situation bezeichnen.
„Müsste auf den Online-Handel zurückgreifen“
Unter ihnen Michael Funke aus Wasserburg. Der Frührentner ist auf den Seniorenfahrdienst angewiesen, nutzt ihn etwa alle drei bis vier Wochen für seinen monatlichen Einkauf. Ab und an kämen noch Fahrten zu Arztbesuchen in Rosenheim dazu. Denn ein Auto sei für ihn ein „unerreichbarer Luxus“, erklärt der 52-Jährige. Auch den öffentlichen Nahverkehr für Fahrten nach Rosenheim könne er nicht nutzen. „Ich bin in der Hochrisiko-Gruppe und ja, es wird zwar kaum mehr über Corona gesprochen, aber für mich ist es immer noch ein Thema“, so Funke. Entsprechend vorsichtig sei er.
Der Seniorenfahrdienst sei deshalb für ihn die perfekte Lösung. Wie sein Leben aussähe, sollte der Service eingestellt werde, könne er sich gar nicht vorstellen. „Das wäre eine mittelschwere Katastrophe. Ohne den Fahrdienst ginge es nicht. Da müsste ich auf irgendwelche Online-Handel zurückgreifen“, überlegt der Rentner. „und ich kann mir nicht vorstellen, dass der Postbote so begeistert sein wird, wenn er mir mehrere Lagen Katzenfutter bringen muss.“
Auch Anke Marks braucht den Fahrdienst „sehr, sehr dringend“, wie sie sagt. Die 56-Jährige ist stark sehbehindert, wohnt deshalb auch im Betreuten Wohnen in Wasserburg. Den Fahrdienst nutzt sie einmal die Wochen, vor allem für Einkaufsfahrten. „Ich brauche jemanden, der mir dabei hilft“, erklärt sie. Denn in den großen Supermärkten kenne sie sich nicht aus. Ein Leben ohne den Service sei für sie deshalb kaum möglich. In Zukunft würden wohl auch Arzttermine hinzukommen, glaubt sie, bei denen sie ebenfalls einen Fahrer benötige. „Das ist ganz wichtig für mich“, betont Marks.
Susanne Bruckmaier (39) bezeichnet den Fahrdienst als „tolle Einrichtung“. Sie ist gehbehindert und nutzt den Service vor allem für Fahrten zum Arzt. Ab und an fahre sie auch mit dem Taxi, doch auf Dauer könne sie sich die 20 bis 25 Euro für das Taxi nicht leisten. Da sei der Dienst der Stadt um einiges günstiger. Josef Maier (65) nutzt den Service regelmäßig zum Einkaufen und zum Lottospielen. „Als ich noch in der Altstadt gewohnt habe, bin ich das zu Fuß gegangen.“ Nun sei er aber in die Burgau umgezogen. Ab und an fahre er auch mit dem Bus, „aber der Fahrdienst ist viel praktischer.“
Probleme „gerade noch“ abgewendet
Bürgermeister Michael Kölbl zeigt sich erleichtert angesichts der guten Nachrichten, die er nun verkünden kann. Die Stadt hatte schon einen Notfahrplan für den Herbst aufgestellt, sollten die Stellen unbesetzt bleiben. „Jetzt kann alles so weitergehen wie bisher“, so Kölbl. „Gerade noch“ habe man die Probleme abwenden können. Ein Abiturient aus Gars und eine junge Frau aus Steinhöring hätten vor kurzem die Verträge unterschrieben. Ab September werden sie die Senioren von Wasserburg zu ihren Terminen bringen.