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Rainer Scharf von der Bundespolizei Rosenheim im Interview

Schleuser-Kriminalität: So viele illegale Einreisen gab es diese Woche in die Region

Absetzung bei Frasdorf: An der A8 greift die Polizei 20 Flüchtlinge auf, darunter auch Kinder.
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Absetzung bei Frasdorf: An der A8 greift die Polizei 20 Flüchtlinge auf, darunter auch Kinder.

Der Horror-Unfall von Ampfing mit sieben Toten hat die schrecklichen Folgen der Schleuser-Kriminalität gezeigt. Die Bundespolizei spürt seit Wochen, dass die Zahl der illegalen Einreisen stark steigt. Das Interview mit Rainer Scharf von der Bundespolizei Rosenheim.

Rosenheim – Allein seit dem vergangenen Wochenende wurden fünf Schleusungsversuche und fast 500 Personen erfasst, die illegal die Grenze zwischen Österreich und Deutschland überqueren wollten. Rainer Scharf von der Bundespolizei Rosenheim berichtet, was er und seine Kollegen erleben.

Herr Scharf, werden die Schleuser skrupelloser?

Rainer Scharf Ja, wir stellen fest, dass die Schleuser ihre Passagiere immer häufiger unter menschenunwürdigen Zuständen befördern. Erst Mittwochabend hatten wir so einen Fall in Schliersee. In einem Kleintransporter waren alle Rückbänke ausgebaut. Die Menschen saßen ungesichert auf dem blanken Boden. Es ist nicht auszudenken, was passiert, wenn der Fahrer nur scharf bremst. Das Fahrzeug in Schliersee ist im Straßengraben gelandet. Wir haben noch fünf Personen aufgegriffen, von fünf bis zehn weiteren fehlt jede Spur. Es geht den Schleusern nur darum, so schnell und so viele Menschen wie möglich zu transportieren.

Wie häufig kommt es vor, dass Schleuser versuchen, zu flüchten?

Scharf: Bei uns im Rosenheimer Bereich sind das eher Einzelfälle. Am Achenpass ist erst am Donnerstag ein Fahrzeug durch die Kon trollstelle gerast, der Schleuser wurde erst in Österreich durch eine Straßensperre gestoppt. Offenbar ist er sogar auf einen Beamten zugefahren, der auf die Seite springen musste, um nicht erfasst zu werden.

Eine Verfolgungsfahrt bedeutet ein großes Risiko – auch für andere Autofahrer. Wie wägen Sie hier ab?

Scharf: Die Verkehrssicherheit hat in jedem Fall Priorität. Wir tun alles dafür, Gefahrensituationen zu vermeiden. Selbst in Verfolgungsfällen. Aber man muss leider immer davon ausgehen, dass Schleuser, die durch eine Kontrolle brechen, danach erst richtig Gas geben. Wir hoffen immer, dass es gut ausgeht und niemand zu Schaden kommt. Aber leider kann niemand ausschließen, dass bei diesen waghalsigen Fahrten ein Unfall passiert.

Oft sind auch die Autos der Schleuser in einem gefährlichen Zustand.

Scharf: Das ist richtig, häufig stammen die Fahrzeuge vom Schrottplatz. Sitze werden ausgebaut, Fenster getönt. Die Fahrzeuge haben kaum noch einen Wert. Die Schleuserorganisationen beziehen wohl schon ein, dass die Autos im Fall eines Aufgriffs sichergestellt werden.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) forderte nach dem Unfall erneut verstärkte Grenzkontrollen. Was hätte das geändert?

Scharf: Es finden bereits Grenzkontrollen statt. Erst am vergangenen Donnerstag waren bei Frasdorf 20 Menschen aus der Türkei zu Fuß mit Handgepäck unterwegs. Auch Kinder (siehe Foto).

In Rosenheim haben Sie bereits auf die Entwicklung reagiert und das System von 2015 wieder hochgefahren. Sind die Zustände vergleichbar?

Scharf: Wir haben die Bearbeitungsstraße wieder eingerichtet, die es schon 2015 gab. Wir arbeiten wieder genau wie damals: Es gibt einen großen Wartebereich, in dem die Geflüchteten versorgt werden, bis sie nach und nach registriert werden.

Rechnen Sie damit, dass die Zahlen noch steigen?

Scharf: Aus unseren Erfahrungen der vergangenen Jahre wissen wir, dass sie im Herbst immer ansteigen. Viele Menschen versuchen, vor dem Winter über die Grenze zu kommen.

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