Aiblinger Familie kämpft um den Teenager
Nach Schlaganfall auf dem Sportplatz: Wie geht es dem 13-jährigen Jayden heute?
Als Jayden vor zwei Monaten völlig unerwartet beim Basketball umkippt, steht die Welt für ihn und seine Familie schlagartig Kopf. Seitdem folgen Operationen, Rückschläge, aber auch Hoffnungsschimmer. Doch wie geht es dem 13-Jährigen heute?
Bad Aibling/Großkarolinenfeld – „Wir befinden uns nach wie vor in einem Schockzustand.“ Auch zwei Monate nach dem Schicksalsschlag beschreibt Vater Noah Maximilian Lindl die Situation, in der sich seine Familie befindet, als dramatisch. An ein normales, unbeschwertes Leben sei nicht mehr zu denken. Doch wie geht es seinem Sohn, dem 13-jährigen Jayden mittlerweile, nachdem er Anfang April auf einem Sportplatz plötzlich umgekippt und anschließend von einem Hubschrauber abgeholt werden musste?
Ein Rückblick: An besagtem Samstagabend im April war der bis dahin völlig gesunde Schüler seiner Lieblingsbeschäftigung Basketball nachgegangen. Als er in einer Bad Aiblinger Turnhalle auf den Korb zulief, verlor er ohne Fremdeinwirkung das Gleichgewicht und stürzte ohne jegliche Vorzeichen zu Boden. Später wird klar, dass er in diesem Moment – vor den Augen seines kleinen Bruders (9) – einen Schlaganfall erlitten hatte. In den darauffolgenden Tagen folgen Phasen im Wachkoma, Notoperationen und weiteren Infarkten, die der Jugendliche erleiden muss.
Warum kam es überhaupt zu dem Unfall?
Für die in Großkarolinenfeld wohnhafte Familie ist von nun an nichts mehr, wie es war. Noah Maximilian Lindl und seine Ehefrau Sissy harren wochenlang im Krankenhaus bei ihrem Jayden aus, stets zwischen Schockstarre, Hoffnung und dem erbitterten Kampf, „irgendwie zu funktionieren“, erzählt der Vater.
Da bei Jayden keine Vorerkrankungen bekannt sind, stellt der Vorfall seine Familie sowie die Ärzte vor ein großes Rätsel. Doch zumindest diese Ungewissheit konnte nun ausgeräumt werden. „Wir wissen jetzt immerhin, was es ist“, sagt Lindl gegenüber dem OVB und spricht von einer Autoimmunerkrankung, die die Gehirn-Rückwand betrifft. Ob dieser seltene Defekt von Geburt an vorhanden war, wird noch geklärt. Dass diese oft unbemerkte Erkrankung im Zusammenspiel mit anderen Einflussfaktoren in besagtem Moment zu dieser „Kurzschlussreaktion“ samt gravierenden Folgen führte, sei jedoch ungewöhnlich.
Zehn schwere Schritte zur Toilette
So ist der 13-Jährige heute noch immer stark bewegungseingeschränkt, die linke Seite nach wie vor teilgelähmt, so der 44-jährige Vater. Das Gehirn sei betroffen, die Sprache, die Motorik. „Er kann mittlerweile zehn Schritte selber machen“, berichtet Lindl von den kleinen Erfolgen, an denen täglich hart gearbeitet werde. Jayden könne langsam, aber selbstständig zur Toilette oder zum Essenstisch laufen. Den Eltern ist jedoch längst klar, dass an ein Leben, wie es Jayden vor dem Unfall führte, nicht mehr zu denken ist.
Was das in Zukunft für den Alltag bedeutet, davon konnten sie sich bereits ein erstes Bild machen, als Jayden zwei Wochen lang nach Hause durfte. „Wir teilen uns die Pflege auf, schneiden ihm das Essen und helfen beim Duschen.“ In kurzen Intervallen bekommt der Teenager rund 30 Tabletten über den Tag verteilt.
Jayden bleibt für immer „Flugpatient“
Aus medizinischer Sicht befinde sich Jayden nun zwei Jahre lang in einem „Akutzustand“. Laut Vater Lindl könne man erst nach und nach abschätzen, in welche Richtung es danach weitergeht. „Er wird auf jeden Fall sein Leben lang anfällig für Schlaganfälle bleiben und er gilt lebenslang als ,Flugpatient‘“, sagt er. Bedeutet, dass Jayden in jeglicher Notfallsituation nicht einfach mit dem Krankenwagen abgeholt wird, sondern auch in Zukunft aufgrund seiner Erkrankung ein Hubschrauber alarmiert werden muss.
Seit einigen Tagen befindet sich Jayden nun zur Reha in Vogtareuth. Dort wird er mindestens vier Wochen bleiben. Für Mutter Sissy ist es deshalb nicht möglich, zu arbeiten. Die Familie muss also die vielen Pflegemaßnahmen und Umbauarbeiten, die Jaydens Zustand zu Hause erforderlich machen, alleine mit dem Einkommen des Vaters stemmen. „Das ist natürlich kaum möglich, wenn man bedenkt, was alles nötig ist“, sagt Noah Maximilian Lindl und spricht von vielen kleinen Baustellen, die das Leben Zuhause für Jayden erleichtern sollen.
Immerhin habe der Vermieter der Familie in Großkarolinenfeld den Umzug aus dem 1. Stock in die darunterliegende Erdgeschosswohnung ermöglicht, was zumindest einiges erleichtert. Wichtigstes Ziel bleibt jedoch ein größeres Auto. Lindl: „Wir brauchen unbedingt ein Großraumfahrzeug. In einen normalen Pkw können wir Jayden halb liegend auf Dauer nicht reinquetschen.“
Zwischen Hilfsbereitschaft und verbalen Angriffen
Doch die Familie erlebt derzeit auch eine Welle der Hilfsbereitschaft. So würde man etwa von der befreundeten Aiblinger Stadträtin Irene Durukan oder von Sissi Zinner-Knarr viel Unterstützung erhalten. Letztere etwa habe schon versucht, im Austausch mit Autohäusern eine Lösung zu finden. Auch Lindls Arbeitgeber Tailor Made Catering (TMC) stehe an der Seite des 44-Jährigen und helfe beispielsweise beim Umzug. „Mein Arbeitgeber unterstützt uns, wo er kann“, zeigt sich Lindl dankbar. Ohne einen solch „mitfühlenden Arbeitgeber“ wüsste er nicht, wie die Familie die Situation meistern könne.
Und auch über eine extra angelegte Spenden-Website, die Durukan mit weiteren Helfern auf die Beine stellte, sind bereits über 22.000 Euro zusammengekommen, die der Familie bei den großen Herausforderungen helfen sollen. „Wir sind jedem einzelnen, der uns hilft, so unendlich dankbar“, zeigt sich Lindl sichtlich bewegt. Umso schlimmer sei es, in einer solch schwierigen Phase des Lebens auch verbale Angriffe verkraften zu müssen. „Wir bekommen auch Heftiges zu hören. Unter anderem wurde schon behauptet, dass wir uns von dem Spendengeld jetzt erstmal einen schönen Urlaub gönnen“, erzählt Lindl fassungslos. Überwiegen würde dennoch die große Hilfsbereitschaft, die die Familie erfährt.
So können Sie Jayden und seine Familie unterstützen
Da die gesetzliche Hilfe auf Dauer nicht ausreicht und die Familie vor großen Herausforderungen steht, kann sie jede Spende gut gebrauchen. Wer helfen möchte, kann die Familie unter der Mailadresse maximilian-noah@web.de oder telefonisch unter 0171 419 2134 kontaktieren oder über die Spendenseite http://www.spendenseite.de/jayden/-75483 direkt spenden.
