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Bub nach Herzstillstand im Wachkoma

Neuer Rollstuhl, neues Medikament: So kämpft Familie Zettel um Fortschritte beim kleinen Finni (7)

Am Hörspiel von „König der Löwen“ scheint der siebenjährige Finni aus Feldkirchen-Westerham große Freude zu haben.
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Am Hörspiel von „König der Löwen“ scheint der siebenjährige Finni aus Feldkirchen-Westerham große Freude zu haben.

Mehr als vier Monate ist es her, dass der kleine Finni aus Feldkirchen-Westerham einen Herzstillstand erlitten hat. Seitdem kämpfen die Familie und die Ärzte darum, dass der Siebenjährige zurück ins Leben findet. Wie es dem Buben aktuell geht – und was Mama Viktoria Zettel (35) hoffen lässt. *Zum Spendenartikel*

Feldkirchen-Westerham – Wo bis Anfang Januar 2024 Finni Zettel aus Feldkirchen-Westerham saß und aufmerksam den Ausführungen seiner Klassenlehrerin folgte, steht heute ein gerahmtes Foto des siebenjährigen Buben. Wobei das Foto nicht nur als Platzhalter für den blonden Wirbelwind dient, sondern auch als Zeichen seiner Mitschüler, das deutlich machen soll: „Auch wenn er nicht körperlich anwesend ist, so ist er doch in unserer Mitte.“ Ein Zeichen, das auch Victoria Zettel (35) immer wieder aufs Neue Kraft gibt. Kraft für den Kampf, ihren kleinen Buben aus dem wachkoma-ähnlichen Zustand zu bekommen, in dem sich Finni seit einem Atem- und Herzstillstand Mitte Januar befindet.

Nach kurzer Untersuchung im Krankenhaus wieder nach Hause geschickt

Ein Rückblick: Weil Finni Mitte Januar aufgrund eines grippalen Infekts mit Atemproblemen zu kämpfen hatte, wurde Familie Zettel auf Anraten des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes in einem Krankenhaus in der Region vorstellig. Nach mehrstündiger Wartezeit, einer kurzen Untersuchung und der Gabe von Cortison und Paracetamol wurden die Eltern aus Feldkirchen-Westerham gemeinsam mit ihrem kranken Buben wieder heimgeschickt.

Nachdem sich Finnis Zustand über Nacht aber weiter verschlechtert hatte, brachten die Eltern den Siebenjährigen erneut in die Klinik – und pochten auf eine ausführliche Untersuchung ihres Buben. Die aber gar nicht mehr zu Ende gebracht werden konnte. Denn plötzliche habe Finni „einfach keine Luft mehr bekommen, ist blau angelaufen und hat wild gestrampelt“, wie sich Mama Viktoria erinnert. Ein Todeskampf, der letztlich im Atem- und Herzstillstand des Buben gipfelte.

Schreckliche Minuten für Finnis Eltern. „Ich habe gedacht, ich sterbe im selben Moment“, denkt die 35-Jährige heute noch immer wieder an das Bangen um das Leben ihres jüngsten Sohnes zurück. Erst nach zehn Minuten dann ein kleiner Lichtblick: Die Ärzte hatten das Herz des kleinen Notfallpatienten wieder zum Schlagen gebracht. Was den Zusammenbruch des Buben, der minutenlang klinisch tot war, ausgelöst hatte? Vermutlich eine Art Superinfektion, nachdem im Nachgang bei Finn neben Influenzaviren auch Streptokokken und Staphylokokken nachgewiesen werden konnten.

Auf den ersten Blick sieht Finni wie ein kerngesunder Bub aus, der einfach nur ein bisschen verschlafen in die Kamera sieht. Doch der Siebenjährige kann sich weder kontrolliert bewegen noch mit der Umwelt kommunizieren, sondern befindet sich in einem wachkoma-ähnlichen Zustand.

Seit Monaten ist der Siebenjährige nun in der Schön-Klinik Vogtareuth untergebracht, wo die Ärzte, Pfleger und Therapeuten versuchen, den Gesundheitszustand des siebenjährigen Dionsaurier-Fans durch verschiedene Reha-Maßnahmen und Therapien zu verbessern. Denn nicht nur die Unterversorgung mit Sauerstoff, auch Krampfanfälle, die nahezu direkt nach der erfolgreichen Reanimation einsetzten und rund 36 Stunden andauerten, hatten unter anderem am Hirn des Buben Schäden hinterlassen. So befindet sich Finni weiterhin in einem wachkoma-ähnlichen Zustand, kann sich nur unkontrolliert bewegen, nicht mit seiner Umgebung kommunizieren. Immer an seiner Seite: Mama Victoria, die seither nahezu immer in der Klinik übernachtet.

Was bekommt Finni wirklich von seiner Umwelt mit?

„Am Anfang war ich recht naiv“, ist die 35-Jährige schonungslos offen. „Ich habe gedacht, es dauert halt jetzt ein paar Wochen, bis Finni wieder nahezu der Alte ist.“ Doch mittlerweile ist die Naivität gewichen, Ernüchterung, hin und wieder auch Anflüge von Hoffnungslosigkeit überkommen Viktoria Zettel. Das Schlimmste für die Feldkirchen-Westerhamerin? Dass sie selbst, aber auch die Ärzte nicht einschätzen können, wie viel Finni wirklich von seiner Umwelt mitbekommt. „Das ist für mich ganz schwierig, nicht zu wissen, ob der alte Finni in dieser Hülle noch irgendwo drinsteckt“, so die 35-Jährige.

Hoffnung geben ihr Momente wie dieser, als sie für Finni jüngst „König der Löwen“ als Hörspiel laufen ließ und der kleine Bub „einen richtigen Lachflash“ bekommen hat. Doch auch hier könne sie eben nicht mit Bestimmtheit sagen, ob das eine bewusste Reaktion vor Freude, oder eine Art Reflex des Buben gewesen sei. „Ein Traum wäre es für mich, wenn Finni einfach mal wieder ,Mama‘ sagen und ich dadurch eine bewusste Reaktion von ihm bekommen würde“, sagt die 35-Jährige mit belegter Stimme.

Ein Eingriff in einer Münchner Klinik, bei dem bei Finni jüngst Maßnahmen gegen mögliche Muskelverkürzungen an Armen und Beinen durch die Bewegungseinschränkungen ergriffen worden sind, hat der kleine Kämpfer mit den blonden Haaren jedenfalls gut überstanden. Auch durch einen neuen Rollstuhl, der kürzlich durch eine Rostocker Fachfirma persönlich geliefert worden war und der dem kleinen Buben nun mehr Halt und Sicht bietet, verbucht Viktoria Zettel auf der Seite der positiven Entwicklungen.

Von Umzug bis Umbau: Auf Familie Zettel könnten immense Kosten zukommen

Als Viktoria Zettel kürzlich mit Beratern eines Sozialdienstes über die Zukunft Finnis nach dem Aufenthalt in der Vogatreuther Klinik gesprochen hatte, war für die 35-Jährige sofort klar: Finni wird nicht in einer Betreuungseinrichtung, sondern daheim bei der Familie gepflegt. „Er gehört zu unserer Familie“, sagt die 35-Jährige bestimmt.

Ihr ist allerdings auch klar, dass damit immense Kosten verbunden sein werden. So würden Zuschüsse nur einen Bruchteil dessen decken, was wirklich investiert werden müsse. Ein Beispiel: „Für einen Treppenlift bekommt man maximal 4000 Euro, die Kosten dafür können sich aber locker auf 15.000 Euro belaufen“, sagt Zettel, die gemeinsam mit ihrem Mann und den beiden älteren Kindern zunächst überlegen muss, ob die Familie überhaupt in der aktuellen Wohnung bei Feldkirchen-Westerham wohnen bleiben kann. „Wir wohnen dort im ersten und zweiten Stock, was natürlich alles andere als barrierefrei ist.“

Doch die Überlegungen rund um die Wohnsituation sind nur ein Anfang. Von zahlreichen Umbauten in den Wohnräumen bis zur Anschaffung eines behindertengerechten Fahrzeugs – finanziell wird die Betreuung des Siebenjährigen – je nach Gesundheitszustand – mit Sicherheit eine große finanzielle Belastung für die fünfköpfige Familie werden.

Eine finanzielle Belastung, die ein für Finni eingerichtetes Spendenkonto zumindest ein wenig abfedern sollen. Wer für Finni spenden möchte, kann das per Paypal an franz-viktoria@web.de sowie per Überweisung an Viktoria Zettel, IBAN DE93 7002 0270 0042 4891 23, Betreff „Finni“ tun. Zudem wurde unter https://gofund.me/04cfcb6d eine Spendenseite für den siebenjährigen Buben aus Feldkirchen-Westerham eingerichtet.

Hoffnung hat sie zudem durch den Einsatz eines Medikaments, das der Siebenjährige ab sofort bekommen soll. Nachdem sie nämlich selbst über derartige Wachkomazustände online recherchiert hatte, war sie auf ein Medikament gestoßen, dass eigentlich für den Einsatz gegen eine echte Influenza bestimmt sei, laut Fachartikeln aber auch bei Patienten mit wachkoma-ähnlichen Zuständen positive Effekte gezeigt habe. „Hier habe ich wirklich das Gefühl, von den Ärzten total ernst genommen zu werden“, lobt die 35-Jährige den Umgang des medizinischen Personals, das auf eine „ganz enge Zusammenarbeit“ setze.

Gedenkgottesdienst der Schule hat Mama Viktoria Zettel besonders bewegt

Was die 35-Jährige besonders bewegt: Dass so viele Menschen an Finnis Schicksal Anteil nehmen und ganz fest die Daumen drücken, dass der kleine, lebenslustige Bub zumindest einen Teil seiner Stärke zurückgewinnen wird. So habe sie beispielsweise ein Gedenkgottesdienst, den die Schule für den Buben ausgerichtet hatte und bei dem Mitschüler gute Wünsche auf kleine Karten schreiben konnten, besonders bewegt.

Kurz vor den Pfingstferien hatte Viktoria Zettel dann Finnis Klasse in Großhöhenrain besucht, um seinen Klassenkameraden von Finni zu berichten und Fragen der Erstklässler zu beantworten. Gemeinsam mit den Schülern habe sie dann ein Foto des blonden Wirbelwindes ausgesucht, ausgedruckt, eingerahmt und auf Finnis Sitzplatz im Klassenzimmer aufgestellt. Für Victoria Zettel ein richtiger Mutmacher und ein deutliches Zeichen: „Sie haben meinen kleinen Finni nicht vergessen!“

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