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Rosenheims Krankenhäuser in Schieflage

Nach Schock-Zahlen bei Romed: Folgen nun Einschnitte im Haushalt von Stadt und Landkreis?

Unruhe in der Zentrale: Landrat Otto Lederer, Oberbürgermeister Andreas März und Romed-Geschäftsführer rätseln über die Zukunft des Klinik-Verbunds.
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Unruhe in der Zentrale: Landrat Otto Lederer, Oberbürgermeister Andreas März und Romed-Geschäftsführer rätseln über die Zukunft des Klinik-Verbunds.

Der Fall ist tief: Knapp 29 Millionen Euro Minus könnten sich beim Romed-Verbund auftürmen. In die Bresche springen müssen der Landkreis und die kreisfreie Stadt Rosenheim. Wie die Kommunen das schultern wollen. Und was sich in Zukunft ändern soll.

Rosenheim – Das Gespräch sei „sachlich“ gewesen, berichtete Romed-Geschäftsführer Dr. Jens Deerberg-Wittram. Eine Formulierung, die große Anspannung während der Aufsichtsratssitzung erahnen lässt. Schließlich gab es da Unangenehmes zu verkünden: Das Minus bei Romed könnte 2023 noch weit deutlicher ausfallen als vom Romed-Chef gegenüber dem OVB prognostiziert. Tragen müssen es die kreisfreie Stadt Rosenheim und der Landkreis Rosenheim zu je 50 Prozent.

„So ist es für Stadt und Landkreis Rosenheim auf Dauer nicht tragbar“

Von 23,5 Millionen Euro war zunächst die Rede gewesen, doch mittlerweile bestätigt Deerberg-Wittram Hochrechnungen von bis zu 29 Millionen Euro. Allerdings räumt er eine „große Unschärfe“ ein. Die Prognosen seien heuer so schwierig wie nie. Die Auslastung spiele dabei ebenso eine Rolle wie die Personalsituation.

„Die wichtigsten Monate sind September, Oktober und November“, im Herbst sei also mit belastbaren Zahlen zu rechnen. Was für Deerberg-Wittram allerdings schon jetzt feststeht: „Wir sind schlechter gestartet als geplant“. Und er fügt hinzu: „So ist es für Stadt und Landkreis auf Dauer nicht tragbar.“

Investitionen auf Eis gelegt? Rosenheim muss nachdenken

Der Meinung sind auch Rosenheims Landrat Otto Lederer und Oberbürgermeister Andreas März (beide CSU). „Natürlich hat das Auswirkungen auf den städtischen Haushalt“, sagte März dem OVB. Wie lange so ein Defizitausgleich zu schultern wäre, diese Frage sei „spekulativ und nicht seriös zu beantworten“. März kündigte aber schon mal Folgen für den städtischen Etat an: „Priorisierung von Investitionen“ schon bei der kommenden Haushaltsaufstellung. Das bedeutet: Was nicht unbedingt nötig ist, wird erst später in Angriff genommen. Oder womöglich gar nicht.

Landrat und Oberbürgermeister sehen Freistaat und Bund in der Pflicht

Themen wie Einsparmöglichkeiten, Investitionen und eine Erhöhung der Kreisumlage würden sicher eine größere Rolle spielen als in der Vergangenheit, sagte auch Otto Lederer. Das Defizit der Romed-Kliniken sei aber erst im Landkreis-Haushalt 2024 auszugleichen. „Auch wenn die Planungen dazu schon begonnen haben, stehen die Beratungen und Abstimmungen mit den Kreistagsfraktionen sowie mit dem Kreisverband des Bayerischen Gemeindetages noch aus.“ Deshalb sei es noch nicht möglich, Aussagen zu den Auswirkungen auf den Haushalt 2024 zu treffen. 

Lederer wie März sehen vor allem den Bund stärker in der Pflicht. Das Romed-Defizit ist hauptsächlich durch strukturelle Probleme der Krankenhausfinanzierung entstanden“, sagte März. „Grundlegende Änderungen im Rahmen der Krankenhausfinanzierung von Bund und Land sind zwingend erforderlich und werden auch kommen.“ Zumindest ist Romed nicht der einzige Verbund, der rote Zahlen schreibt. Im Gegenteil: Das Defizit der bayerischen Kliniken in 2023 soll sich auf 1,2 Milliarden Euro belaufen. So könne die Finanzierung nicht bleiben, betont daher Otto Lederer. „Es würde schon helfen, das vorhandene Geld im Gesundheitssystem gerechter zu verteilen und den bürokratischen Aufwand zu reduzieren. Hier eine Lösung zu finden, ist Aufgabe des Bundes.“ 

Rosenheimer AfD nimmt Klinikleitung ins Visier

Dagegen nimmt Andreas Winhart von der AfD ein hausgemachtes Desaster in Rosenheim an. „Jetzt muss wieder der Steuerzahler für Managementfehler blechen und bekommt nach den Schließungen der Geburtshilfestationen in Prien am Chiemsee und Bad Aibling noch weniger Leistungen“, sagte Winhart. „Dafür, dass nach Arbeitsgerichtsprozessen wieder hohe Abfindungen gezahlt werden.“ 

Wasserburg und Rosenheim sind die Sorgenkinder

Das Minus des Verbunds verteilt sich ungleichmäßig auf die vier Standorte. Prien schneidet mit bis zu zwei Millionen Euro Minus am besten ab. Auf Bad Aibling entfallen vier Millionen. „Die Entwicklung dort ist aber positiv“, sagt Deerberg-Wittram. Mehr Sorgen machen offenbar das Haus in Rosenheim mit möglicherweise knapp unter zwölf Millionen Euro sowie Wasserburg: Das Klinikum könnte mit über elf Millionen in die Miesen geraten.

Dort sei zwar der Umzug gut gelaufen, doch leide das Haus noch unter mäßiger Auslastung, sagt der Romed-Chef, unter anderem wegen des hohen Krankenstands. Dort soll Marco Weidemeier als neuer kaufmännischer Leiter – er hatte zuvor die Geschäfte des Standorts Prien erfolgreich geführt – die Trendwende herbeiführen.

Was tun? Romed-Chefetage soll bald Vorschläge vorlegen

Schließungen kommen jedenfalls mittelfristig nicht in Betracht, nicht für den Romed-Chef, aber auch nicht für die Träger. „Die Standorte des Romed-Verbunds stehen aktuell nicht zur Debatte“, sagte März. Das sagt auch Jens Deerberg-Wittram, der auf die Spezialisierungen der einzelnen Häuser hinweist. „Unser Problem ist die Auslastung“, sagt er.

Zum Einsparen sieht er insgesamt wenig Spielraum. Verschiedene Krankenhäuser zum Beispiel in Berchtesgaden haben keine Notaufnahme mehr. Daran mag der Klinikchef für Bad Aibling, Prien oder Wasserburg nicht denken. Die Notaufnahme in der Nähe sei ein Service für die Bevölkerung.

Die Romed-Kliniken waren erst in jüngster Vergangenheit ins Defizit gerutscht. Noch 2020 hatte Romed einen Gewinn von sechs Millionen Euro ausgewiesen. 2021 waren es noch rund vier Millionen Euro gewesen – die aber bereits vom Defizit 2022 aufgefressen wurden. Wie man zumindest in gemäßigte Bereiche zurückkehren kann, dazu sollen Geschäftsführung und Führungskräfte vom Romed auf Verlangen von Otto Lederer und Andreas März noch im Juli Vorschläge unterbreiten.

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