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Grafen, Edeldamen und Gespenster

„Sperrts ned olle Kliniken zua“: So politisch war der Gaudiwurm der Narren in Haag

Über 40 Fußgruppen und Wägen zogen über die Münchener Straße Richtung Zentrum.
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Über 40 Fußgruppen und Wägen zogen über die Münchener Straße Richtung Zentrum.

„Strom für’n Schlossturm“ und „Sperrts ned olle Kliniken zua, Kranke gibt’s a auf’m Land grod gnua“: So kreativ und politisch war der Haager Faschingsumzug.

Haag - Eine große Menge Schaulustiger fand sich zum traditionellen Faschingszug in Haag ein. „Traumhaft!“ kommentierte Faschingspräsident Tom Saydam, der mit der Faschingsgemeinschaft Haag (FaGeHa) das Großspektakel wieder organisiert hatte. Eine Stunde war für die Aufstellung am Haager Einkaufspark (HEP) anberaumt, bis sich dann der riesige „Gaudiwurm“ mit über 40 Fußgruppen und Wägen über die Münchener Straße Richtung Zentrum in Bewegung setzte, um sich auf Höhe Raiffeisenbank und Bräuhausplatz wieder aufzulösen.

Hier kam keiner zu kurz: Über eine Tonne Süßigkeiten hatte die „FaGeHa“ dabei.

„Das schöne Wetter hat uns eine Menge Zuschauer beschert“, schwärmte Saydam. An die teilnehmenden Wagenfahrer hatte die FaGeHa knapp eine Tonne Süßigkeiten verteilt, die entlang der Straßen auf die Reihen des Publikums herabregneten. An die Spitze des Zuges setzten sich die „Carambas“. Diesmal fehlten auch nicht lokale Bezüge. Eine Fußgruppe nahm den Haager Schlossturm aufs Korn, der seit dem aktuellen Energiesparen nachts im Finsteren steht. Sie kümmerten sich mit ihrem Auftritt um „Strom für’n Schlossturm“. Die „Lacheberger“ aus dem Haager Osten waren als keine Unbekannten ins Haager Faschingszuggeschehen angereist. Sie hatten offensichtlich tiefere Einblicke in die Bewohner des Haager Schlosses gewonnen und erfahren, dass es den dortigen Bewohnern da oben nicht mehr gefalle und auch zu kalt geworden war: „Grafen, Edeldamen und Gespenster“ ziehen aus, hieß es.

„Sperrts ned olle Kliniken zua, Kranke gibt’s a auf’m Land grod gnua“ hieß es auf einem der Wägen.

„Sperrts ned olle Kliniken zua, Kranke gibt’s a auf’m Land grod gnua.“

Die „Ornauer Buam“ hatten für diesen Anlass eine „tollkühne Kiste“ gebastelt. Die Kindergartenkinder der „Arche Noah“ in der Berger Straße stellten die Tiere der historischen Arche Noah nach. Den ersten Altdorfer Insel- Maibaum fuhren die „Insulaner aus Altdorf“ nach Haag. Nostalgisch wurde schon mancher Zuschauer beim Anblick der „Zamgschmissna“ als „Hippies der Flowerpower“. Die „Oideiselfinger“ hatten ihren eigenen Partyplaneten im Schlepptau. Der Schnupfclub aus Kirchdorf appellierte in humorvoller Art auf den Erhalt des Haager Krankenhauses und schrieb auf seinen Wagen: „Sperrts ned olle Kliniken zua, Kranke gibt’s a auf’m Land grod gnua.“ Den Fachkräftemangel nahm die „Oibichna Hüttengemeinschaft“ aufs Korn.

Häufig gute Einfälle zum Faschingszug hatten die Lerchenberger eingebracht. So hatten vor zehn Jahren die „Lerchenberger Piraten“ auf ihren eigenen Dorfladen verzichtet, um die Supermärkte im HEP zu stürmen.

„Mia ziehen aus dem leeren Schlossturm aus und gehen ins warme Krankenhaus!“ war auf einem der Wägen zu lesen.

Vor fünf Jahren hatten sie die „Sternenkrieger“ aus Lerchenberg eingeflogen, die im Zentrum die Weihnachtssterne der abgestellten Beleuchtung vermissten. Schon im Jahr 1950 führten den Faschingszug, der damals noch über Wasserburger- und Hauptstraße verlief, die Mädchen der Garde in schneidigen Hosenanzügen und modernem Kurzhaarschnitt an.

„Probleme im Privatleben? Werd Pflegekraft, kein Privatleben, keine Probleme“, lautet hier der Schriftzug.
Schneemänner unterwegs mit Fliegenpilzen beim Haager Faschingsumzug.
Über 40 Fußgruppen und Wägen zogen über die Münchener Straße Richtung Zentrum.
„Hoiz Land hoazt ei“: Die Teilnehmer hatten sich heuer einiges einfallen lassen.

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