Bezirkstagswahl 2023
Marianne oder Barbara? Diese Schwestern aus der Region liefern sich ein Duell ums Direktmandat
Marianne Loferer und Barbara Stein sind Gemeinderätinnen, Kreisrätinnen und jetzt Kandidatinnen für den Bezirkstag. Die eine für die CSU, die andere für die Freien Wähler. Sie treten im selben Stimmkreis gegeneinander an. Dabei sind sie Schwestern.
Prutting/Riedering – Marianne Loferer genießt die Spätsommersonne. Der Cappuccino ist schon bestellt, da kommt Barbara Stein angesaust. Auch sie ordert einen Cappuccino. Beide Schwestern tragen dunkelblau. Damit endet die optische Gemeinsamkeit aber auch schon. Naja, die Augenfarbe vielleicht. Aber sonst - nein, wie Schwestern sehen die beiden nicht aus. Sind sie aber. „Ich bin ein Jahr und einen Tag älter“, lacht Marianne Loferer.
Und weil sie schon in der einen Hausarztpraxis in Riedering medizinische Fachangestellte lernte, ging die jüngere Schwester eben in die andere Hausartpraxis. Und so lernten zwei Schwestern in den Praxen zweier Geschwister den selben Job. „Ich war Otto, sie war Ingrid“, lacht Barbara Stein.
Ihr Weg in die Politik hingegen war völlig unterschiedlich. Während die große Schwester schon durch den Vater kommunalpolitisch infiziert wurde, war die kleine Schwester zwar in vielen Riederinger Vereinen unterwegs, hatte aber keinerlei politisches Interesse. „Sechs Jahre Amtszeit waren mir zu lang“, sagt Barbara Stein und grinst. Ihrer Schwester nicht. „Außerdem haben sie mir gesagt: ‚Kannst ruhig kandidieren, beim ersten Mal kommst eh‘ nicht rein‘“, erinnert sich Marianne Loferer schmunzelnd. Prompt war sie drin, im Riederinger Gemeinderat.
Zwölf Jahre später war es dann auch bei Barbara Stein so weit. Allerdings nicht in Riedering, sondern in Prutting. Seitdem sitzen beide Schwestern auch im Kreistag. Marianne Loferer für die CSU, Barbara Stein für die Freien Wähler. 2014 waren beide Bürgermeisterkandidatinnen – die eine hier, die andere dort.
Diskussion erst auf Bundesebene
Politik bleibt bei den Schwestern meist außen vor. Weil sie die andere ohnehin nicht vom eigenen Standpunkt überzeugen können. Außerdem war es dem jüngst verstorbenen Vater wichtig, dass seine Töchter sich nicht über Politik streiten. Wobei: Das gilt nur fürs Kommunale. „Über die Ampel-Parteien reden wir schon“, gestehen sie einträchtig. Über ihre eigenen Gruppierungen, die bayerischen Koalitionspartner, nicht.
Politische Konkurrentinnen sind sie jetzt zum ersten Mal: Beide sind Direktkandidatinnen ihrer Partei für die Bezirkstagswahl. Im gleichen Wahlbezirk, Rosenheim Ost. „Das dürfte bayernweit einmalig sein“, sagt Barbara Stein.
Überraschung für beide Schwestern
Darüber geredet haben sie vorher nicht. „Ich hab‘s aus dem OVB erfahren, dass Marianne Direktkandidatin ist“, sagt Barbara Stein. Und fügt mit einem breiten Grinsen an: „Ich habe mir gedacht: Na, das wird eine schöne Überraschung für Marianne.“ Wurde es. „Ich hab‘s auch aus der Zeitung erfahren und dachte nur ‚ Na bravo –ausgerechnet gegen Barbara‘“, erzählt Marianne Loferer amüsiert.
Chancen stehen für beide gut
Und wie sehen sie die Chancen? „Marianne ist als CSU-Kandidatin praktisch schon drin, ich muss erst noch gewählt werden“, meint Barbara Stein. „Ja, aber bei deinem Listenplatz kommst Du höchstwahrscheinlich auch rein“, sagt Marianne Loferer. Denn die Jüngere ist auf einem der vorderen Platz der FW-Liste gelandet.
Wahlkampf? Fiel aus. Nicht, weil die Schwestern das so wollten. „Der Landtag steht da absolut im Vordergrund, der Bezirkstag läuft einfach nebenher, wird fast vergessen“, sagt Barbara Stein und Marianne Loferer nickt. Der Bezirk und seine Aufgaben sind für die meisten Oberbayern eine eher unbekannte Größe. Das Inn-Salzach-Klinikum in Gabersee und die Bauernhausmuseen Amerang und Glentleiten haben noch einen gewissen Bekanntheitsgrad, aber dann ist es schon vorbei. „Wenn man den Bezirk kennt, weil man ihn braucht, dann geht es einem nicht gut“, sagt Marianne Loferer mit Blick auf die vor allem sozialen Aufgaben der sieben bayerischen Bezirke.
Gemeinsame Fahrten zu Terminen des Bezirkstags? „Kein Problem“, heißt es geschwisterlich im Chor. Denn die beiden sind Realistinnen: Eine Bezirksrätin kann als Individuum vermutlich noch weniger bewirken als eine Kreisrätin. Streitpotential also tendenziell gegen Null.
Und in fünf Jahren gemeinsam in den Landtag?
Und in fünf Jahren treten dann die Landtagskandidatinnen Stein und Loferer gegeneinander an? Energisches gleichzeitiges „Nein!“ aus zwei Kehlen. Das wollen sie nicht. Berufspolitik war nie ihr Ziel. Sie wollen den Bezug zu ihren Freunden, Nachbarn, Mitbürgern behalten, wollen etwas bewegen können. Deswegen bleiben Marianne Loferer und Barbara Stein auch Gemeinderätinnen. Denn, da sind sich die Schwestern einig: „Kommunalpolitik ist spannend.“