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Kritik von Stadträten

Preis-Schock beim MVV: Warum Busfahren in Rosenheim bald deutlich teurer wird

Die Stadt Rosenheim tritt dem Münchner Verkehrsverbund (MVV) bei
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Die Stadt Rosenheim tritt dem Münchner Verkehrsverbund (MVV) bei.

Der Nahverkehr soll attraktiver werden. Aus diesem Grund haben die Stadträte mehrheitlich für einen Beitritt zum Münchner Verkehrs- und Tarifbund (MVV) gestimmt. Neben den vielen Vorteilen, gibt es nun aber einen großen Nachteil: Tickets für den reinen Stadtverkehr werden deutlich teurer – auch für Schüler.

Rosenheim – Es ist eine Nachricht, die bei dem ein oder anderen Stadtrat für Kopfschütteln gesorgt hat: Der MVV-Beitritt hat Auswirkungen auf die Preise im Stadtverkehr. Während Kunden für ihre Bus-Wochenkarten bisher 17 Euro bezahlt haben, wird es ab Dezember rund vier Euro teurer. Monatskarten kosten dann 65,90 Euro statt den bisherigen 46 Euro. Am gravierendsten ist der Preisanstieg bei der Jahreskarte: Während die Kosten aktuell bei 368 Euro liegen, steigt der Preis durch den MVV-Beitritt auf 624 Euro.

Großer Vorteil: Durchgängiges Tarifsystem

„Die bisherige Jahreskarte ist heute deutlich günstiger, bietet aber viel weniger Verkehrsleistung“, sagt Sonja Schneider, Pressesprecherin des MVV, auf OVB-Anfrage. Sie erinnerte an den einheitlichen MVV-Tarif und das durchgängige Tarifsystem bis nach München und Kufstein. Statt wie bisher mehrere Fahrkarten zu lösen, braucht man ab Dezember lediglich ein Ticket, um beispielsweise von der Erlenau ins Münchener Olympiastadion zu gelangen. Weitere Vorteile seien die einheitliche Fahrplanauskunft, der Kundendialog, die Nutzung des Schienennahverkehrs sowie mögliche Kombitickets zu Konzerten im Münchner Olympiapark – sofern Veranstalter entsprechende Verträge abschließen.

Die positiven Dinge scheinen also zu überwiegen. Davon ist auch ein Großteil der Stadträte überzeugt. Fest steht aber auch, dass es für Bürger, die nur im Rosenheimer Stadtgebiet unterwegs sind, kaum Vorteile zu geben scheint. „Mit dieser Teuerung gerät das Ziel, die Nachfrage des ÖPNV deutlich zu steigern, in unerreichbare Ferne“, kritisiert Abuzar Erdogan, Fraktionsvorsitzender der SPD. Unter den Preissteigerungen würden vor allem Menschen leiden, die auf den ÖPNV angewiesen sind – wie etwa Senioren, Auszubildende, Studierende und Schüler.

Deutliche Mehrkosten für Schüler

Denn auch für Letztere wird es teurer. Das bestätigt MVV-Pressesprecherin Sonja Schneider. So müssten Schüler pro Jahr mit zusätzlichen Kosten in Höhe von rund 65 Euro rechnen. „Damit kann künftig allerdings das Gesamtnetz des MVV genutzt werden“, fügt die Pressesprecherin hinzu. Die Erfahrungen mit dem 365-Euro-Ticket seien durchweg positiv gewesen, Beschwerden hat es bei der Umstellung vor drei Jahren laut Schneider keine gegeben.

Doch ganz überzeugt scheinen die Stadträte davon nicht zu sein. Zumal ein Großteil von ihnen nicht wusste, dass sich die Kosten im Stadtverkehr erhöhen. „Laut dem Geschäftsführer des MVV war immer die Rede davon, dass die Tickets gleich teuer beziehungsweise deutlich preiswerter werden“, sagt Herbert Borrmann, Fraktionsvorsitzender der CSU. Ein „derartiger Preisanstieg“ bei Wochen- und Monatskarten sei seitens der RoVG nicht kommuniziert worden. Seines Erachtens spiele es dabei keine Rolle, dass bei zonenübergreifenden Karten die Situation anders aussieht. „Die allermeisten Nutzer im Stadtgebiet Rosenheim fahren nur innerhalb der Stadt“, sagt er.

Eine Übersicht über die Preissteigerungen im reinen Rosenheimer Stadtverkehr.

Auch Borrmann sieht – ähnlich wie SPD-Kollege Abuzar Erdogan – die Gefahr, dass der Preisanstieg kurzfristig zu einer geringeren Nutzung durch die Rosenheimer Bevölkerung führt. „Die zusätzliche finanzielle Belastung für die Bevölkerung ist zum jetzigen Zeitpunkt schwierig“, sagt Borrmann. Zumal er im Vorfeld mehrmals davor gewarnt habe, dass die Stadt keinen Einfluss mehr auf die Gestaltung der Preise habe. „Wir müssen beim MVV versuchen, die Preiserhöhung in irgendeiner Form abzumildern“, sagt er.

Leidet die Attraktivität des ÖPNV?

Kritik gibt es auch aus den Reihen der Freien Wähler/UP. „Die Vorteile beschränken sich auf die Pendler“, sagt Fraktionsvorsitzender Robert Multrus. Auch er könne sich nicht daran erinnern, dass über die Preisgestaltung für Zeitfahrkarten im Stadtgebiet diskutiert wurde. Es sei durchaus vorstellbar, dass ÖPNV-Kunden aufgrund der höheren Preise abspringen. „Dies ist jedenfalls ein Schlag ins Gesicht für die Kunden des Stadtbusses. Die Attraktivität des Rosenheimer Stadtbusses wird dadurch weiter geschmälert“, sagt Multrus. Vorteile durch den MVV-Beitritt sieht er keine. Zumindest solange es ein Deutschlandticket gibt, „das deutlich günstiger als eine Monats- oder Jahreskarte für den Stadtbus ist“.

Dass sich das Deutschland-Ticket großer Beliebtheit erfreut, weiß auch MVV-Pressesprecherin Sonja Schneider: „Viele Kunden entscheiden sich für das Deutschlandticket, da hiermit der SPNV und ÖPNV in ganz Deutschland nutzbar sind und keine Bindung für ein Jahr besteht, da es monatlich kündbar ist.“ Kritik am MVV-Beitritt gibt es aus den Reihen der AfD. „Im ländlichen oberbayrischen Raum sind zu viele auf das Auto angewiesen. Nur ein kleiner Teil der Bevölkerung, hauptsächlich in den Großstädten, nutzen dieses Ticket“, sagt Fraktionsvorsitzender Andreas Kohlberger.

Rosenheim gehört ab Dezember zu Zone 7

Nach wie vor hinter ihrer Entscheidung steht die Rosenheimer SPD. Auch, wenn sie die gestiegenen Preise durchaus verwundert hätten. „Es wurde dem Stadtrat gegenüber zu keinem Zeitpunkt kommuniziert, dass es zu diesen erheblichen Teuerungen kommt, obwohl die Stadt Rosenheim Aufgabenträger ist“, sagt Abuzar Erdogan. Zumal es eigentlich geheißen habe, dass die Stadt „eine eigene Zone sei, die auch eine eigene Preispolitik aufgleisen kann“. Laut MVV-Pressesprecherin Sonja Schneider liegt Rosenheim in der Zone 7 – gemeinsam mit Miesbach, Tegernsee und Lenggries.

Peter Rutz, Fraktionsvorsitzender der Grünen, erinnerte daran, dass den Kunden innerhalb der gewählten Zonen ein „wesentlich größeres Angebot“ zur Verfügung stehe als bisher. „Alleine in der Stadt Rosenheim sind alle Regionalbuslinien und Bahnhöfe untereinander nutzbar. Durch die Koppelung mit einer weiteren Zone steht den Kunden in der Regel mehr als doppelt soviel ÖPNV zu einem einheitlichen Fahrpreis zur Verfügung“, erklärt Rutz.

Einzelfahrten werden günstiger

Trotz allem sei auch seine Fraktion überrascht gewesen, dass „sich die Preisgestaltung auf den ersten Blick so negativ für den Kunden auswirkt“. Die Hoffnung sei, dass die Attraktivität darunter nicht leide. Auch weil beispielsweise die Einzelfahrt um 20 Cent günstiger werde und ab Dezember nicht mehr 2,10 Euro sondern 1,90 Euro koste. Zudem lasse sich die Erhöhung der Monatskarte mit dem 49-Euro-Ticket ausgleichen. „Auch beim Umstieg auf die Schiene oder zu weiteren Buslinien wird es niedrigere Preise geben“, fügt MVV-Pressesprecherin Schneider hinzu.

Tariferhöhungen möglich

Zudem weist sie daraufhin, dass es sich bei den Angaben zu den Zeitkarten in Rosenheim um aktuelle Preise handelt. Tariferhöhungen, die höchstwahrscheinlich kommen würden, seien hier noch nicht berücksichtigt.

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