Ausfälle und Verspätungen
„Das geht einfach nicht“: Erneute Kritik am Rosenheimer Busverkehr – das sind die Gründe
Kommt er oder kommt er nicht? – das fragen sich zurzeit viele, die in Rosenheim auf den Bus angewiesen sind. Nach wie vor gibt es beim ÖPNV in der Stadt Probleme. Während vor Monaten bereits der Fahrplan ausgedünnt werden musste, scheint es nun schlimmer geworden zu sein. Dafür gibt es Gründe.
Rosenheim – Es ist ein Zustand, der Monika Morawitz ärgert. Das betont die Rosenheimerin gleich mehrmals. Der Grund für ihren Unmut: Immer öfter stehe die 72-Jährige völlig umsonst an der Bushaltestelle Am Wasen/Cafe Neu in Pang. „Seit einiger Zeit kommt der Bus der Linie 12 morgens manchmal gar nicht mehr oder viel zu spät“, sagt sie. Aber auch zu anderen Tageszeiten komme es vor, dass man vergebens warte. Zudem seien die Fahrpläne an der Haltestelle „völlig veraltet“, sodass die Fahrgäste gar nicht mehr wüssten, wann der Bus überhaupt fährt.
Ausfälle im Busverkehr häufen sich
„Das kann nicht sein, wenn auf der anderen Seite gefordert wird, dass man auf die öffentlichen Verkehrsmittel umsteigen soll“, sagt die Rentnerin. Sie selbst sei zwar nicht zwingend auf den Bus angewiesen, müsse aber dennoch mehrmals in der Woche in die Innenstadt fahren – aus medizinischen Gründen. „Wenn ich da andauernd zu spät komme, können schnell mal meine Termine verfallen“, sagt die Rosenheimerin. Daher habe sie schon mehrfach eine Freundin anrufen müssen, die sie spontan in die Stadt gefahren hat.
Morawitz besitze zwar auch selbst ein Auto, allerdings fahre sie „kurze Strecken“ lieber mit dem Bus. Das sei zum einen gut für die Umwelt und zum anderen aus ihrer Sicht kostengünstiger. „Vorausgesetzt der Bus kommt“, sagt sie. Ihr zufolge seien die Unregelmäßigkeiten erst seit ein paar Wochen so richtig schlimm. Das hätten Monika Morawitz auch viele Mitfahrer aus der ganzen Stadt bestätigt. Eine Frau habe ihr beim Warten erzählt, dass sie aufgrund der Unpünktlichkeit der Busse schon öfter zu spät in die Arbeit gekommen sei. „Das ist dann nicht nur ärgerlich aufgrund der verschwendeten Zeit, sondern kann auch Konsequenzen für Berufstätige haben“, glaubt Morawitz.
Chaotische Zustände am Wochenende
Ihr sei auch zu Ohren gekommen, dass es aber genauso schon am Wochenenden zu chaotischen Zuständen im Stadtverkehr gekommen sei. Bei ein paar Minuten Verspätung sage ja niemand etwas, das könne bei dem momentanen Verkehr in Rosenheim immer mal passieren, sagt die 72-Jährige. „Aber wenn der Bus teilweise über eine halbe Stunde zu spät oder gar nicht kommt, das geht einfach nicht.“
Das habe die Rosenheimerin auch des Öfteren den Busfahrern mitgeteilt. „Da heißt es aber nur, für den Fall, dass man überhaupt eine Antwort bekommt, dass sie nicht zuständig sind.“ Deshalb habe Morawitz im nächsten Schritt sowohl an die Behörden als auch dem Regionalverkehr Oberbayern (RVO) geschrieben. Eine Antwort habe sie auch hier nicht erhalten. „Man bekommt den Eindruck, dass die Probleme die Veranwortlichen seit der Entscheidung mit dem Beitritt zum MVV noch weniger interessieren“, kritisiert die Rentnerin.
Fahrermangel und viele Baustellen
Dass es derzeit zu Problemen beim Rosenheimer ÖPNV kommt, kann Dietmar Bauer, Betriebsmanager beim RVO, auf OVB-Anfrage bestätigen. Das Unternehmen ist seit 2021 für den Busverkehr in Rosenheim zuständig. Bauer zufolge gibt es für die Einschränkungen mehrere Gründe: „Zum einen haben wir einen akuten und zunehmenden Mangel an Busfahrern in der gesamten Region“, sagt Bauer.
Er berichtet, dass es auf dem Arbeitsmarkt „fast keine Fahrer“ gebe, die zusätzlich eingestellt werden könnten. Das liege vor allem an der schlechten Bezahlung. Es sei dem Betriebsmanager zufolge sogar schon vorgekommen, dass man einen Fahrer eingestellt habe, der bereits einen Tag darauf wieder gekündigt habe, da sein Verdienst ansonsten nicht für eine „warme Wohnung“ in Rosenheim ausgereicht hätte. Zudem sei die „Erlangung einer Bus-Fahrerlaubnis für Neueinsteiger sehr kostenspielig und aufwendig“.
Ausgedünnter Fahrplan seit Februar
Aufgrund der Personalsituation könne der Busfahrplan momentan nur in reduzierter Form gefahren werden, teilt auch die Rosenheimer Verkehrsgesellschaft (RoVG) auf ihrer Internetseite mit. Bereits im Februar musste der Fahrplan aus dem gleichen Grund ausgedünnt werden. Speziell an Samstagen verkehren daher fast alle Linien nur im Stundentakt. An den anderen Tagen gelte der normale Fahrplan im 15-Minuten-Takt.
Die andere Grund für die Verspätungen und Ausfälle ist die Masse an Baustellen und Umleitungen in Stadt und Landkreis Rosenheim, sagt Dietmar Bauer. Durch die damit bedingten Umfahrungen könne es vorkommen, dass „Folgekurse nicht erreicht werden und diese dann kurzfristig nicht gefahren werden können“. In der Stadt seien dadurch insbesondere die Linien 5, 6 und 7 betroffen.
RVO mit Maßnahmen gegen die Verspätungen
Damit diese Bauarbeiten möglichst wenig Auswirkungen haben, versuche sich die RVO bei der Baustellenplanung mit einzubringen, um zum Beispiel „größerer Bauvorhaben auf die Ferienzeit zu verschieben“. Darüber hinaus sei man in Kontakt mit den Bauunternehmen, damit den Bussen „auch eine vorsichtige Durchfahrt der Baustellen“ ermöglicht wird.
Und auch dem Fahrermangel wolle man entgegenwirken: „Wir schalten Anzeigen, stehen im engen Kontakt mit Arbeitsämtern und versuchen mit Werbung an und in den Bussen vor Ort Fahrer zu gewinnen“, sagt Bauer. Eine Verbesserung könne es aber nur geben, wenn es wieder mehr Interessenten gibt, die sich „hinter das Lenkrad setzen wollen“.
