Interview mit dem Radverkehrsbeauftragten
„Ich hatte schon oft Angst, dass ich stürze“: Wie sicher ist das Radfahren in Rosenheim?
Olaf Fröhlich ist seit einem Jahr der Radverkehrsbeauftragte für Rosenheim. Doch was hat sich in den vergangenen zwölf Monaten verbessert? Wo sieht er Nachholbedarf und wie steht er zum Thema Lastenrad? Im OVB-Interview liefert er Antworten.
Rosenheim – Die Situation für Radfahrer hat sich in den vergangenen Monaten durchaus verbessert. Davon ist der Rosenheimer Radverkehrsbeauftragte, Olaf Fröhlich, überzeugt. Luft nach oben gibt es an einigen Stellen jedoch trotzdem. So appelliert er vor allem an die Autofahrer, die eineinhalb Meter Abstand einzuhalten. Warum das so wichtig ist, erklärt er im OVB-Gespräch.
Das Stadtradeln beginnt am Sonntag, 18. Juni, und ist für viele Radler ein fester Termin in ihrem Kalender. Auch bei Ihnen?
Olaf Fröhlich: Ich mache dieses Jahr im neuen Team der FOS/BOS mit und wir hoffen, das ganz viele Teilnehmer aus unserer Schulfamilie mitmachen wollen.
Wie gelingt es, auch Rad-Muffel für das Stadtradeln zu begeistern?
Fröhlich: In dem möglichst viele vorausradeln und darüber sprechen. Wir hoffen, dass dadurch die Begeisterung auch auf die überspringt, die sich noch nicht angemeldet haben.
Das würde aber auch bedeuten, dass auf den Straßen mehr los ist. Worauf müssen Autofahrer und Radfahrer achten, damit das funktionieren kann?
Fröhlich: Ich denke wir müssen allen Verkehrsteilnehmern klarmachen, dass die Regeln auf den Straßen nicht zum Spaß da sind, sondern ein Mittel zur Unfallvermeidung darstellen. Ein Unfall ist oftmals eine Verkettung von unglücklichen Umständen. Deshalb ist es wichtig, möglichst konsequent die Regeln einzuhalten. Die Straßenverkehrsordnung ist ja auch so was wie eine Unfallverhütungsvorschrift. Wobei sich viele vorbildlich verhalten. Vielen Dank an der Stelle.
Es geht immer wieder Situationen, in denen Radfahrer sehr knapp von Autos überholt werden.
Fröhlich: Das stimmt. Da hatte ich schon oft Angst, dass ich stürze und im Krankenhaus lande. Autofahrer sollten zu den Radfahrern mindestens eineinhalb Meter Abstand halten. Auch wenn es dort einen eigenen Angebotsstreifen, also eine aufgezeichnete Radspur, gibt.
Aufgrund der beengten Platzverhältnisse auf den Straßen in Rosenheim ist diese Umsetzung nicht immer einfach.
Fröhlich: Wenn es eng ist, dann gibt es ganz klare Regeln. Überholen nur, wenn genügend Abstand gehalten werden kann. Wenn dieser nicht vorhanden ist, muss ich geduldig sein. Egal ob ich zu Fuß, im Auto oder auf dem Rad unterwegs bin. Das gilt insbesondere auf Schulwegen und im Berufsverkehr. Zu der Zeit sollten wir die Schwächsten besonders gut im Blick haben.
Was hat sich in den vergangenen Monaten in der Stadt für die Radfahrer verbessert?
Fröhlich: Verbessert hat sich viel. Wir haben einige neue Radverkehrssituationen, die um Längen besser sind als noch vor ein paar Jahren. Ich denke zum Beispiel an den Brückenberg, der fahrradfreundlich ausgebaut wurde. Oder ganz frisch die Übergangsmaßnahmen in der Kufsteiner Straße mit dem Fahrradstreifen. Zusätzlich sind einige Maßnahmen in Planung. Es werden Verbesserungen in der Aisinger Straße, der Innsbrucker Straße oder der Innstraße kommen.
Zudem soll in der Eichfeldstraße die erste Fahrradstraße entstehen. Sind die Rosenheimer dafür bereit?
Fröhlich: Ich denke schon. Das kann sicher nicht so einfach ohne Erklärungen umgesetzt werden. Wir wollen eine gut geplante Lösung und dann gute Informationskampagnen. So eine Fahrradstraße soll Veränderungen bewirken. Wir wollen in der Stadt weniger Autos haben, wissen aber, dass wir die Wege dorthin für Radfahrer schneller und sicher gestalten müssen. Genau das ist mit einer Fahrradstraße möglich. Aus meiner Sicht ist es für die betroffenen Anwohner ein klarer Gewinn allein durch weniger Verkehrslärm.
Ein großes Problem in der Stadt sind die vielen Schrotträder. Ist eine Lösung in Sicht?
Fröhlich: Die Stadtverwaltung betreibt einen großen Aufwand, diese Räder zu entfernen. Ich denke, bevor jemand sein Rad einfach so „vergisst“, bringt er es doch lieber zur Reparatur oder zum Wertstoffhof. Wir brauchen die Stellplätze. Besonders am Bahnhof sind viele reguläre Abstellmöglichkeiten blockiert. Das Fahrradparkhaus ist sehr gut ausgelastet. Im zweiten Stock sind allerdings immer einige Plätze frei. Die kreuz und quer abgestellten Fahrräder auf dem Bahnhofsvorplatz sind eine schlechte Visitenkarte für uns Radler. Die gehören dort nicht hin.
Braucht es zusätzliche Abstellmöglichkeiten?
Fröhlich: Aktuell steigen immer mehr Menschen aufs Fahrrad, um dann am Bahnhof den Zug zu nehmen. Von daher werden wir noch mehr Abstellmöglichkeiten brauchen und ich hoffe, dass wir die auch bekommen. Da denke ich insbesondere sowohl an die Nordwest- als auch an die Südseite, da ist alles voll. Da besteht dringend Handlungsbedarf!
Der Trend geht zum Lastenfahrrad. Gibt es Pläne, dieses Angebot auch verstärkt nach Rosenheim zu bringen?
Fröhlich: Ja, wir haben zum einen eine E-Cargobike-Show am 16. September zu Gast in der Stadt, dort können alle Bürger zwölf verschiedene E-Lastenräder testen. Zum anderen planen wir die E-Lastenrad-Testwochen. Hier ist die Idee, dass sich alle interessierten Bürger, Gewerbetreibende oder Behörden fünf Tage lang ein E-Lastenrad für wenig Geld ausleihen können. Auch hier wollen wir vier unterschiedliche Lösungen anbieten. Und alle Rosenheimer können testen, welche Art von E-Lastenrad in das Leben passt.