Riederinger Initiator kämpft für bessere Radwege
Stadtradeln fürs Klima: Wie Kommunen im Raum Rosenheim Bürger aufs Fahrrad bringen wollen
Für ein gutes Klima und für bessere Radwege in der Region: 14 Kommunen aus dem Landkreis Rosenheim beteiligen sich 2023 am Stadtradeln. Welche Aktionen geplant sind und was das Angebot bewirken soll.
Stephanskirchen/Samerberg/Riedering – Ob Kinder, Senioren oder Sportler – das Stadtradeln ist eine Aktion fürs Klima und für alle Menschen der Gesellschaft. „Jedes Jahr kommen so viele Radfahrer zusammen, für mich ist es das Highlight des Jahres“, sagt Frank Wiens, Radverkehrsbeauftragter in Stephanskirchen.
Das Stadtradeln ist eine Aktion des Klimabündnises. 21 Tage lang sollen Mitglieder einer Kommune möglichst viele Alltagswege klimafreundlich mit dem Fahrrad zurückzulegen. Am Sonntag, 18. Juni, startet der Wettbewerb in 14 Kommunen im Landkreis Rosenheim – und zwar in Bad Aibling, Bad Endorf, Bad Feilnbach, Bruckmühl, Feldkirchen-Westerham, Kolbermoor, Prien, Prutting, Riedering, Rohrdorf, Samerberg, Schechen, Wasserburg und Stephanskirchen.
Auftakt-Radltour mit kurzfristiger Route
„Wir machen das in Stephanskirchen schon viele Jahre“, sagt Frank Wiens. 300 bis 330 Einwohner nähmen meist teil. Es sei toll zu sehen, dass immer neue Teams dazukommen. Für manche ist der sportliche Aspekt wichtig, für Wiens der Spaß. Er fahre das ganze Jahr sechs Kilometer in die Arbeit. „Wenn ich mal mit dem Dienstauto fahren muss, bin ich nicht ausgelastet“, betont er.
Seine Begeisterung will Wiens an andere weitergeben. Den ein oder anderen habe das Stadtradeln schon „angefixt“. Manche wären danach dauerhaft vom Auto aufs Rad umgestiegen. Um auch heuer so viele Menschen wie möglich zu erreichen, plant die Gemeinde viele Veranstaltungen. Am Sonntag, 18. Juni, gibt es eine offene Auftakt-Radltour. Die Route wird kurzfristig festgelegt, je nachdem, wer dabei ist. Treffpunkt ist am Rathausplatz Schloßberg.
Jedes Wochenende gibt es eine Tour. Am 25. Juni geht es „Rund um den Simssee“. Die Teilnehmer treffen sich um 16 Uhr am Rathausplatz. Am Mittwoch, 28. Juni, gibt es eine „Pendlerbrotzeit“ von 6 bis 9 Uhr am Kiosk, bevor es den Schloßberg runtergeht. Als Dankeschön verteilen Freiwillige Brezen oder Müsliriegel an Radfahrer.
Am 1. Juli um 15 Uhr ist Bürgermeister Karl Mair in Aktion: Er führt durch „Gillitzers Gartenreich und besondere Orte in den Innauen“ - natürlich auf dem Rad. Treffpunkt ist am Parkplatz nördlich des Restaurants „Athos“ an der Hofaustraße 2. Am 5. Juli um 18.30 Uhr gibt der Bürgermeister eine Feierabend-Tour zu aktuellen Projekten der Gemeindepolitik. Die Radler treffen sich um 18.30 Uhr am Rathausplatz.
Radwege und Strukturen verbessern
Während Stephanskirchen schon Profi im Stadtradeln ist, gibt Samerberg heuer den Neuling. Im vergangenen Herbst hat sich der Gemeinderat laut Mitglied Thomas Schmid für die Teilnahme entschieden. Seitdem gibt es einen Arbeitskreis „Fuß- und Radweg“. Die Gruppe wolle die Strukturen der Radwege verbessern.
Durch den Austausch mit den Teilnehmern wollen die Gemeinderäte erfahren, wo die meisten Bürger entlang radeln. „Desto mehr Leute mitmachen, desto besser“, sagt Schmid. So könne er sich einen Überblick verschaffen. Zudem sei die Aktion eine „super Sache“, um die Leute zu motivieren, das Rad statt dem Auto zu nehmen.
Denn in der Gemeinde Samerberg gibt es Schmid zufolge „tolle Preise“ zu gewinnen. Die Samerberger Firmen hätten die Aktion fleißig unterstützt, sodass niemand leer ausgehen wird. „Jeder, der Kilometer sammelt, kriegt ein kleines Präsent“, sagt Schmid. Es gibt Rucksäcke, Gutscheine für Gasthöfe und die Hochriesbahn sowie für die Radrundfahrt „Shades of Speed“ mit dem ehemaligen Radrennfahrer Marcus Burghardt zu gewinnen.
In der Gemeinde Samerberg startet das Stadtradeln am Sonntag, 18. Juni, im Verkaufsraum des Bikeparks. Es gibt einen kostenlosen Verkehrssicherheitscheck für die Teilnehmer. Die Mitarbeiter des Bikeparks prüfen Lichter, Reifen und Bremsen.
Gespräche mit dem Bürgermeister und Gemeinderäten
Für 25. Juni organisiert die Öko-Modellregion Hochries-Kampenwand-Wendelstein eine Rundfahrt. Um 10 Uhr treffen sich die Teilnehmer beim Anderlbauer Hofladen in Frasdorf. „Wir steuern verschiedene Höfe an“, sagt Thomas Schmid. Es gebe eine Brotzeit und Schlusspunkt ist beim Duftbräu gegen 13.30 Uhr.
Am dritten Wochenende soll das „Bürgermeisterradeln“ stattfinden. Aktuell werde die Rundfahrt mit den Nachbargemeinden Frasdorf und Neubeuern noch geplant. Deshalb steht die Strecke noch nicht fest. Durch die Aktion sollen Teilnehmer mit Bürgermeistern und Gemeinderäten ins Gespräch kommen, damit diese sehen, wo eine Radstruktur geschaffen werden muss.
Laut dem Gemeinderat haben sich bisher 30 Teilnehmer angemeldet. „Im Landkreis gesehen ist das am unteren Ende, aber wir sind ja eine kleine Gemeinde“, betont Schmid. Er hofft, dass noch mehr Radfahrer dazukommen und ruft auf: „Jeder soll mitmachen, ich würde mich freuen.“ Interessierte können sich in der App oder auf der Website (www.stadtradeln.de) anmelden. Die Teilnehmer können dort ein eigenes Team gründen oder einem bestehenden beitreten.
„Ich kämpfe für bessere Radwege“
Matthias Dangl kennt das Prozedere. Die Gemeinde Riedering hat im vergangenen Jahr bereits an der Aktion teilgenommen – auf seine Initiative. „Ich kämpfe für bessere Radwege“, sagt Dangl. Durch die Teilnahme will er das Thema Radverkehr auf die Tagesordnung setzen und fürs Radeln werben. Bisher fehlen Radwege in Riedering laut Matthias Dangl „an allen Ecken und Enden“. Etwa auf seiner Strecke in die Arbeit. Jeden Tag fahre er von Niedermoosen bis zum Kreisel und über den Ziegelberg nach Rosenheim.
„Das ist die am stärksten befahrene Straße im Landkreis ohne Radweg und es gibt keine Alternative“, betont Dangl. Erst am Dienstag, 6. Juni, hatte eine Autofahrerin eine Radfahrerin auf der Lauterbacher Straße in Richtung Holzen frontal erfasst. Die Radfahrerin wurde mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert und war dort später gestorben.
Auch Schulkinder fahren laut Michael Dangl auf dieser Straße und die Autos rasen mit 100 Kilometern pro Stunde vorbei. „Da hat man keine Chance“, sagt er. Das Geld für einen Radweg habe die Gemeinde, doch der Grund gehöre ihr nicht. „Es ist schwierig, dass man da eine Lösung findet.“
Dangl kämpft nicht nur für mehr Radwege. Er will die Menschen motivieren, im Alltag mehr zu radeln. Eine Auftaktveranstaltung für den 18. Juni sei jedoch nicht geplant. Im vergangenen Jahr habe er einen „E-Bike-Test-Tag“ organisiert. Die Resonanz sei jedoch sehr gering gewesen. Statt einer Veranstaltung will Matthias Dangl deshalb alle, die sich angemeldet haben, spontan zum Feierabend-Radeln einladen.