Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Einbußen und allein gelassene Senioren

Schattenseite des Bauern-Protests: Wenn Pfleger nicht zu ihren Patienten gelangen

Der Bauernprotest hat auch in der Region zu zahlreichen Straßenblockierungen geführt. Dadurch sind einige Pfleger nicht zu ihren Patienten gekommen.
+
Der Bauernprotest hat auch in der Region zu zahlreichen Straßenblockaden geführt. Dadurch sind einige Pfleger nicht zu ihren Patienten gekommen.

Eigentlich hatten die Landwirte an alles gedacht: Auf Whatsapp und über Social Media verschickten sie Aufrufe, dass bestimmte Berufsgruppen an Straßensperrungen sofort durchgelassen werden. Doch nicht überall ist der Plan aufgegangen. Über die Schattenseiten von Straßenblockaden.

Rosenheim – Für die gelbe Warnweste, die einige Pflegekräfte auf ihr Armaturenbrett gelegt hatte, interessierten sich am Montag (8. Januar) nur die wenigsten. Zwar hatten Landwirte in den sozialen Medien zugesichert, dass Berufsgruppen wie Rettungskräfte, Krankenschwestern, Pflegepersonal und Hebammen durchgelassen werden, doch das funktionierte nicht überall. Vor allem für diejenigen, die ohne Blaulicht unterwegs waren.

Mit Verspätung auf den Einsatzwachen

Während es in der Zentralen Notaufnahme aufgrund der Proteste laut Romed-Sprecherin Elisabeth Siebeneicher zu überhaupt keinen Problemen gekommen ist, sah die Situation beim Bayerischen Roten Kreuz etwas anders aus. „Wir hatten zwar im Dienstgeschehen keine Probleme, aber die Mitarbeiter aus dem Bereich kamen teilweise verspätet auf ihre Einsatzwachen“, sagt Rettungsdienstleiter Sebastian Kleiber. Das wiederum hätte dazu geführt, dass die Einsatzfahrzeuge erst verspätet in den Dienst gehen konnten – zum Nachteil für die Patienten.

Zudem sei es zu Verspätungen bei den Essensauslieferungen gekommen. „Im Bereich ‚Essen auf Rädern‘ kam es auf einer Tour zu einer Stunde Verspätung bei der Auslieferung der Menüs. Alles andere lief reibungslos“, sagt BRK-Sprecherin Susanne Haidacher. Das bestätigt auch Gerhard Bieber von den Johannitern. „Es gab keine nennenswerten Störungen oder verzögerte Einsätze“, sagt er. Größere Auswirkungen hatten die Proteste jedoch auf die Fahrdienste, die Menschen mit Mobilitätseinschränkungen zu Dialyse oder Rhea-Einrichtungen fahren. Bei den Maltesern haben Mitarbeiter, die im Hausnotruf tätig sind, ihre Termine verschieben müssen. Das bestätigt Stadt- und Kreisgeschäftsführer Ernst Schütz. „Zeitkritische Notrufe wurden an den Rettungsdienst übergeben. Diese sind dank Blaulicht gut durchgekommen“, sagt er.

Kritik an der Zusammenarbeit

Mit deutlich mehr Problemen hatten die ambulanten Pflegedienste zu kämpfen. Und das, obwohl sie dazu verpflichtet sind, die Pflegeinfrastrukturen auch in Krisensituationen aufrecht zu halten. „Das Konzept kann aber nicht funktionieren, wenn wir nicht informiert werden“, sagt Karsten Hoeft, Leiter der „Mobilen Krankenpflege“ in Rosenheim. So hätte er sich vonseiten der Polizei oder aber von Vertretern des Katastrophenschutzes gewünscht, dass sie die Pflegedienste beispielsweise über die einzelnen Sperrungen informieren. „Wir wurden außen vor gelassen“, sagt er.

Aus diesem Grund hätten seine Mitarbeiter einigen Patienten absagen müssen, andere Termine hätten erst mit deutlicher Verspätung stattfinden können. „Dadurch musste unser Pflege-Personal Überstunden machen“, sagt er. Ein weiteres Ärgernis: Weil die Fahrdienste nicht stattfinden konnten, musste die Tagesstätte am Montag komplett geschlossen bleiben. „Für die Angehörigen bedeutet das einen Riesenärger. Denn sie verlassen sich darauf, dass die Oma tagsüber in der Tagesstätte bereut wird“, sagt Hoeft.

Finanzielle Einbußen

Während er die Kosten für die Tagesstätte zurückerstattet bekommt, muss er die restlichen finanziellen Einbußen selber stemmen. Denn Pflegedienste können nur das abrechnen, was sie auch tatsächlich geleistet haben. „Trotz der Umsatzeinbrüche laufen unsere Lohnzahlungen auch ganz normal weiter“, sagt der Geschäftsführer.

Das weiß auch Peter Moser, Geschäftsleiter der Nachbarschaftshilfe Rosenheim. Zehn Prozent aller Termine habe er am Montag, 8. Januar, aufgrund der Bauernproteste absagen müssen. Das seien Einbußen zwischen 300 und 400 Euro. Aber er sagt auch: „Von einem Blockade-Tag gehen wir nicht pleite.“ Einige seiner Mitarbeiter hätten das Auto stehen gelassen und seien zu Fuß gegangen. Wieder andere hätten während der Termine nur das Nötigste gemacht, um zusätzliche Patienten zu übernehmen. Bei einigen seien die Angehörigen eingesprungen.

Keine Kundgebung angemeldet

Trotz allem würde sich auch Peter Moser – ähnlich wie Karsten Hoeft – wünschen, dass die Kommunikation beim nächsten Mal besser läuft. Zumindest die Stadt Rosenheim ist sich hier keiner Schuld bewusst. „Bei uns wurde keine Kundgebung angemeldet“, sagt Christian Baab, stellvertretender Pressesprecher der Stadt Rosenheim.

Dynamische Entwicklung des Geschehens

Ähnlich äußert sich Sibylle Gaßner-Nickl vom Rosenheimer Landratsamt: „Das Landratsamt Rosenheim hat am Wochenende und am Montag über die Webseite und die Social-Media-Kanäle über die angezeigten Proteste im Landkreis Rosenheim informiert.“ Eine dedizierte Information an Pflegedienste, den Winterdienst oder aber Mitarbeiter der Müllabfuhr sei jedoch nicht möglich gewesen, da auch dem Landratsamt keine detaillierte Information zu den Fahrrouten vorliegen. „Hinzu kommt in solchen Situationen die sehr dynamische Entwicklung des Verkehrs- und des Versammlungsgeschehens“, sagt die Sprecherin.

Kreisobmann Josef Andres und seine Kollegen wollen jetzt dafür sorgen, dass unter anderem die ambulanten Pflegedienste bei weiteren Protestaktionen über die Pläne informiert werden. Zudem sollen die Landwirte, die an den Aktionen teilnehmen, sensibilisiert werden, damit auch Einsatzkräfte ohne Blaulicht schnell zu ihren Patienten gelangen können.

Kommentare