Scharfe Kritik von den Grünen
Viele Hotels, wenig Anziehungskraft: Warum kommen Rosenheim-Touristen nur bei schlechtem Wetter?
Der Tourismus in Rosenheim hat sich von der Krise erholt, sagt Wirtschaftsdezernent Thomas Bugl: Die Gäste- und Übernachtungszahlen liegen sogar über dem Vor-Corona-Niveau. Scharfe Kritik kommt jedoch von den Grünen. Sie bemängeln, dass es Touristen nur bei schlechtem Wetter in die Stadt zieht.
Rosenheim - Wer am Dienstag ein freies Hotelzimmer in Rosenheim brauchte, hatte schlechte Karten. „An dem Tag war kein Zimmer mehr frei“, sagt Gerhard Maier. Er ist der Inhaber des Hotels „My Home My Hotel“ Am Oberfeld in Rosenheim, das 2019 eröffnet hat. Solche Tage kämen immer wieder vor. Vor allem um die Herbstfest-Zeit. Aber es gebe auch Zeiten, wo die Auslastung nur bei 50 Prozent liege. „Insgesamt bin ich aber zufrieden“, sagt Maier.
Erfreuliche Tourismuszahlen
Ein positives Fazit zog auch Wirtschaftsdezernent Thomas Bugl. „Die Tourismuszahlen sind außerordentlich erfreulich“, sagte er während der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft und Tourismus. So seien im März 2023 insgesamt 12.160 Gäste in der Stadt angekommen. „Der Vorjahresmonat wurde damit um knapp 58 Prozent übertroffen. Der Wert von März 2019 um 16 Prozent“, sagte Bugl.
Ähnlich erfreulich sei der Blick auf die Übernachtungen. Im März 2023 wurden Bugl zufolge über 21.000 Gästeübernachtungen gezählt. Das entspricht einem Plus von 43,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr und liegt 33 Prozent über dem Vorkrisenwert aus März 2019. „Die coronabedingte Delle haben wir damit mehr als kompensiert“, ist sich der Wirtschaftsdezernent sicher.
Angebot um 45 Prozent gestiegen
Er erinnerte daran, dass das Angebot um rund 45 Prozent auf inzwischen über 1.750 Gästebetten gestiegen ist. Zurückzuführen sei das auf Neueröffnungen von Hotels wie „My Home My Hotel“ und „Holiday Inn Express“, aber auch Erweiterungen wie die des Gasthofs Hotel Höhensteiger.
Trotzdem machte Bugl während der Sitzung darauf aufmerksam, dass das Bettenangebot stärker gestiegen sei als die Zahl der Übernachten. „Das hat zu einem Rückgang der Kapazitätsauslastung von 41,6 auf 38,6 Prozent geführt“, heißt es aus dem Rathaus.
Fokus auf Qualität statt Quantität
Für Andreas Crombach, Manager des Parkhotels Crombach, Beweis dafür, dass es in der Stadt keine neuen Hotels braucht. Der Fokus sollte ihm zufolge auf Qualität und nicht auf Quantität liegen. Dafür plädierte auch Thomas Bugl: „Rosenheim sollte angesichts der erheblich gestiegenen Bettenkapazitäten und der noch laufenden Bewältigung des Einbruchs durch die Corona-Krise die Gelegenheit gegeben werden, ein neues Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage zu finden.“
In den Folgejahren könnte dann darüber nachgedacht werden, wie es für den Tourismus-Standort Rosenheim weitergehen soll. Während sich der Wirtschaftsdezernent durch und durch euphorisch zeigte, waren vor allem die Grünen skeptisch. „Ich teile ihre Meinung überhaupt nicht“, sagte Fraktionsvorsitzender Peter Rutz.
Tourismus im Dornröschen-Schlaf?
Rosenheim sei ihm zufolge eine Schlechtwetter-Stadt, die ihre Potenziale nicht ausschöpfe. Der Tourismus befinde sich in einem Dornröschen-Schlaf. „Der Prinz kommt aber nicht“, sagte Rutz. Stattdessen müsse die Verwaltung zeitnah aktiv werden und Anreize schaffen, um Touristen auch bei gutem Wetter in die Stadt zu locken. Dafür brauche es auch zusätzliches Personal.
Rutz kritisierte beispielsweise, dass die Galerie den kompletten August über geschlossen hat, es kaum öffentliche Toiletten gebe, der Grüne Markt nicht optimal sei und es an Wohnmobil-Stellplätzen fehle. „Glauben Sie wirklich, dass wir dadurch 300.000 Besucher mehr bekommen?“, hinterfragte März. Er könne die Kritik nicht nachvollziehen, erinnerte daran, wie viel beim Herbstfest und Sommerfestival los sei.
Gute Resonanz bei den Stadtführungen
Bugl ergänzte, dass zum Teil vier Stadtführungen parallel stattfinden und Besucher in Vierreihen vor dem Rathaus stehen, um bei den Dreharbeiten der Rosenheim-Cops dabei zu sein. „Wenn es heiß ist, hat die Region unheimlich viel zu bieten. Da kommt niemand in die aufgeheizte Innenstadt rein“, sagte der Wirtschaftsdezernent.
Ricarda Krüger, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD, erinnerte daran, dass es bereits viele Angebote gebe, man beispielsweise aber beim Thema „Leben am Fluss“ noch mehr machen könnte. „Wir sind eine geile Stadt, aber wir könnten halt noch geiler werden“, fasste sie es zusammen.