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Grab- und Bestattungsgebühren steigen

Das Leben wird immer teurer, das Sterben auch: Warum der Abschied in Rosenheim nun mehr kostet

Zahlreiche Friedhofsgebühren wurden zum Jahresanfang angehoben. Auch in Rosenheim müssen sich die Bürger auf höhere Kosten einstellen.
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Zahlreiche Friedhofsgebühren wurden zum Jahresanfang angehoben. Auch in Rosenheim müssen sich die Bürger auf höhere Kosten einstellen.

Bestattungen werden immer teurer. Auch in Rosenheim. Wie viel Geld Angehörige jetzt zur Seite legen sollten – und was die Gründe für den Kostenanstieg sind.

Rosenheim – Der Tod hat seinen Preis. Und er wird immer höher. Das gab die Verwaltung in der jüngsten Sitzung des Stadtrats bekannt. So sei es in den vergangenen Jahren nicht gelungen, mit den Friedhofsgebühren die anfallenden Kosten zu decken. 2023 lag das Defizit bei rund 343.000 Euro. Zum Vergleich: 2022 waren es noch 188.000 Euro weniger. Gründe für das hohe Defizit gibt es einige. Da wäre beispielsweise das Unwetter Ende August 2023. Das hatte dazu geführt, dass das Dach der Friedhofsverwaltung beschädigt wurde, durch das im Anschluss Wasser eindrang. „Das verursachte einen Schaden von rund 55.000 Euro“, sagt Christian Baab, stellvertretender Pressesprecher der Stadt Rosenheim. Zudem muss das Dach saniert werden.

Geringere Gebühreneinnahmen

Weitere Gründe sind die insgesamt höheren Kosten für die Bestattungen beziehungsweise geringere Gebühreneinnahmen. Ersteres bestätigt auch Michael Hartl. Er ist Geschäftsführer des Friedhofs-Kompetenz-Zentrums in Rosenheim. „In der gesamten Branche sind die Kosten in den letzten zwei Jahren deutlich gestiegen“, sagt er. Hauptgründe dafür seien neben den gestiegenen Holzpreisen für Särge vor allem die erhöhten Energie- und Personalkosten sowie die Inflation.

405 Bestattungen in einem Jahr

Dass weniger Gebühren eingenommen werden, liegt unter anderem daran, dass immer mehr Rosenheimer auf günstigere Bestattungsformen setzen. „Seit Jahren steigt die Zahl der Urnenbestattungen mit geringeren Gebührensätzen, während die teureren Sargbestattungen abnehmen“, erklärt Christian Baab. Ein Blick auf die Zahlen bestätigt das: So fanden im vergangenen Jahr 405 Bestattungen statt. 310 davon waren Urnenbestattungen, lediglich 95 Menschen wurden im Sarg beerdigt.

Dass immer mehr Menschen eine Urnenbestattung favorisieren, hat auch Hartl beobachtet. Das liege unter anderem daran, dass es bei der Bestattung von Urnen mehrere Möglichkeiten zur Auswahl gibt und sich viele Personen pflegefreie Bestattungsmöglichkeiten wünschen – wie beispielsweise den Gedenkwaldgarten in Au bei Bad Feilnbach. Dabei handelt es sich um einen Naturfriedhof für alternative Bestattungsformen. „Die Grabpflege ist insbesondere für ältere Personen nicht darstellbar oder kann aufgrund der veränderten Familienstrukturen und unterschiedlichen Wohnorte nicht ausgeführt werden“, sagt er. Die Anlage des Gedenkwaldgartens gefalle vielen Menschen, weil diese parkähnlich und optisch ansprechend gestaltet sei und somit einen Ort darstelle, in dem man sich gerne aufhält und trauert.

„Unser Bestattungs- und Friedhofswesen ist einem steten Wandel unterworfen und immer geprägt von gesellschaftlichen Veränderungen“, bestätigt auch Alexander Helbach. Er ist Pressesprecher des Vereins „Aeternitas“, der sich bundesweit für Transparenz und Liberalisierung im Bestattungswesen einsetzt. Ursachen für den Trend zur Feuerbestattung und den damit verbundenen Urnengräbern sieht er unter anderem in der zunehmenden Mobilität, den veränderten Familienstrukturen, dem Verlust religiöser Bindungen sowie der Entfremdung von Traditionen.

Weniger Bestattungen auf den Friedhöfen

Aufgrund dieser Entwicklung stehen auf den meisten Friedhöfen große, ursprünglich für Sargbestattungen vorgesehene Flächen leer, die dennoch Kosten verursachen. „Darüber hinaus stehen die Gebührenhaushalte unter Druck, weil die Konkurrenz außerhalb der klassischen Friedhöfe recht erfolgreich ist und somit auf den Friedhöfen weniger Bestattungen stattfinden“, erklärt der Pressesprecher.

Hinzu kommt, dass durch die steigende Zahl an Urnenbeisetzungen die Gebühreneinnahmen sinken. „Außerdem werden Gräber immer öfter nach der sogenannten Ruhefrist aufgelöst, mit der Folge, dass die Grabnutzungszeiten immer kürzer werden“, ergänzt Baab. Dies wiederum wirke sich auf die Grabgebühren aus, die die Kosten zum Unterhalt des Friedhofs finanzieren. Da es sich bei dem Friedhofshaushalt jedoch um einen gebührendeckenden Haushalt handelt, müssen die Einnahmen die anfallenden Kosten decken. Aus diesem Grund haben sich die Rosenheimer Stadträte einstimmig dafür ausgesprochen, dass die Grabgebühren um rund 22 Prozent erhöht werden müssen, Bestattungsgebühren um rund 23 Prozent.

Sargbestattungen kosten ab sofort 1375 Euro

Das hat zur Folge, dass Sargbestattungen ab sofort 1375 statt 1244 Euro kosten. Der Preis für eine Einäscherung mit anschließender Urnen-Erdbestattung steigt um 20,7 Prozent – von 561 auf 677 Euro. Wessen Urne zur Beisetzung nicht in die Erde abgesenkt, sondern in das Kolumbarium eingestellt wird, muss ab sofort 120 Euro mehr bezahlen.

„Grundsätzlich ist es nachvollziehbar, wenn beispielsweise höhere Lohn- oder Energiekosten durch höhere Gebühren an die Grabnutzer weitergegeben werden“, sagt Alexander Helbach. Allerdings sind in seinen Augen nicht alle Steigerungen schlüssig. „Es stellt sich mancherorts die Frage, ob es zum Beispiel versäumt wurde, die Gebühren regelmäßig anzupassen und so große Preissprünge zu vermeiden“, erklärt er.

Letzte Erhöhung vor vier Jahren

In Rosenheim wurde zuletzt im Jahr 2021 über eine Erhöhung der Bestattungsgebühren diskutiert, nachdem sich die Stadträte 2019 gegen eine Teuerung ausgesprochen hatten. Warum die Gebühren für Erdgräber nur um zehn Prozent steigen, Urnengräber aber um 20 Prozent teurer werden, darüber kann Alexander Helbach nur spekulieren. „Man will die ohnehin immer seltener nachgefragten Sarggräber nicht noch unattraktiver machen“, vermutet er.

Die Friedhofsgebühren sind – im Vergleich zu anderen Städten – noch verhältnismäßig günstig.

Dass Rosenheim bei den Friedhofsgebühren trotzdem noch besser dasteht als andere Städte, zeigt ein Blick nach Passau und Ingolstadt. In Passau kostet eine Urnenbestattung 820 Euro, in Ingolstadt 790 Euro. Für eine Sargbestattung müssen Angehörige in Ingolstadt 1.310 Euro bezahlen, in Passau sind es fast 290 Euro mehr.

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