Pürten bei Waldkraiburg
Alter Dorfkern in neuem Glanz: Die Renovierung der Pürtner Friedhofskapelle
Massive Risse, bedenkliche Statik: Die Friedhofskapelle in Pürten (Waldkraiburg) musste umfassend renoviert werden. Was dabei besonders herausfordernd war und warum dies bei der Sanierung des alten Dorfkerns der vorletzte Puzzlestein ist.
Pürten – Wer in Pürten von Waldkraiburg kommend links abbiegt, der erblickt eine kleine Kapelle in strahlendem Weiß. „Ein echtes Schmuckstück, schon wenn man herfährt, sticht sie einem ins Auge”, sagt Kirchenpfleger Franz Harrer. Doch das war längst nicht immer so.
Standsicherheit in Gefahr
Über der Tür und an der Decke waren massive Risse zu sehen, die Standsicherheit nur durch eine Notmaßnahme gewährleistet. Eine Renovierung war dringend nötig.
Derartige Schwierigkeiten in 30 Jahren nicht erlebt
Das Mauerwerk der Friedhofskapelle St. Michael aus dem Jahr 1572 wurde durchbohrt und in die Wände längs und quer Stangen eingesetzt. Das praktisch umzusetzen war schwieriger als zunächst gedacht: Immer wieder gingen Bohrkronen kaputt, hielten dem harten Mauerwerk nicht stand. Die beauftragte Firma habe derartige Schwierigkeiten in 30 Jahren Berufserfahrung noch nicht erlebt, heißt es im Protokoll einer Kirchenverwaltungssitzung.
„Das hat nicht nur Geld, sondern auch sehr viel Zeit gekostet”, sagt Harrer. Nach zwei Jahren, in denen es immer wieder längere Pausen gab, konnten die Bauarbeiter ihr Werk nun vor kurzem abschließen.
Ein neuer Anstrich und ein neues Dach
Auch das Äußere der Friedhofskapelle wurde aufgehübscht: Der Turm ist neu verputzt und gestrichen, der Dachstuhl von innen erneuert und neu eingedeckt. Der Zwiebelturm hat neue Schindeln aus Lärchenholz bekommen. Auf ihm thront eine nun vergoldete Spitze mit einer kleinen Fahne.
Kostenübernahme ist Engagement der Pfarrei zu verdanken
Rund 450.000 Euro kosten die Renovierungsarbeiten. „Dass die Kosten übernommen werden, ist dem Durchhaltevermögen der Pfarrei zu verdanken – über Jahre hat sich diese für die Kapelle eingesetzt”, erzählt der beauftragte Architekt Frieder Lohmann. Nicht jeder Pfarrei gelinge dies.
Doch auch Pater Jacek Styrczula, ehemaliger Pfarrvikar in Waldkraiburg, leistete einen entscheidenden Beitrag: Er erarbeitete ein Konzept, wie die Kapelle zukünftig mehr genutzt werden könnte. Dadurch erhöhten sich die Zuschüsse.
Ein Ort, um Abschied von Verstorbenen zu nehmen
„Ich kenne die Kapelle nur als Leichenhaus”, sagt Harrer, der schon in Pürten aufgewachsen ist. Auch weiterhin soll der Sarg bei einer Beerdigung dort aufgebahrt werden. Bei kleineren Beerdigungen könnten nun Rosenkranzandachten dort stattfinden. Zehn bis fünfzehn Personen finden laut Harrer in der Kapelle Platz.
Inwieweit dies umgesetzt werden kann, wird sich zeigen: Pater Jacek hat im Herbst den Pfarrverband verlassen. Seine Stelle wird wegen Personalmangels nicht vollständig nachbesetzt.
Kapelle ist Teil des alten Dorfkerns
Doch nicht nur die Kapelle an sich, sondern auch der Kontext machen die Renovierung laut Lohmann bedeutend: „Pürten hat nun statt einem vor zehn Jahren noch baufälligen Ortskern eine ansehnliche Dorfmitte.” Die Friedhofskapelle sei dabei der vorletzte Puzzlestein, nur die Friedhofsmauer soll in diesem Jahr noch folgen.
Stuckaltar soll noch restauriert werden
Im Inneren der Kapelle erfolgen noch die letzten Arbeiten am Stuckaltar. „Wahrscheinlich wird er nur gereinigt und die nötigsten Ausbesserungen gemacht, mehr erwarten wir gar nicht”, sagt Harrer, der als Kirchenpfleger für Finanzen und Baumaßnahmen zuständig ist. Die Kosten dafür muss die Pfarrei aus eigenen Mitteln aufbringen.
Friedhofskapelle soll für alle zugänglich sein
Die Beteiligten freuen sich, dass die Kapelle nun wieder ein schönes Bild abgibt. „Es war wichtig, sie jetzt zu renovieren, bevor sie als Ruine dasteht”, betont Harrer. Sobald auch der Stuckaltar fertig ist, soll die Tür offen sein und jeder hineingehen können.







