Exklusivinterview
Preiskrise bei Steaks und Burger? Rindfleisch in Region wird knapper – über die Gründe
Die Preise für Kalb- und Rindfleisch schießen in die Höhe, weil die Nachfrage nach Schlachttieren höher ist als das Angebot. Über die Situation in der Region und die Probleme spricht Markus Dinzenhofer, Vorsitzender des Miesbacher Zuchtvereins, im OVB-Exklusivinterview.
Rosenheim – Markus Dinzenhofer wohnt in Pang, ist Vorsitzender des Miesbacher Zuchtverbands, und führt einen Zuchtbetrieb mit 100 Rindern. Es kennt die Herausforderungen, weiß, worauf man achten muss. Im OVB-Exklusivinterview spricht er über das vergangene Jahr, die gestiegenen Preise und warum der Nachwuchs fehlt.
Rind- und Kalbfleisch werden immer teurer. Woran liegt das?
Markus Dinzenhofer: Der Markt an Rindfleisch ist sehr knapp. Das liegt daran, dass es immer weniger Schlachttiere gibt.
Warum?
Dinzenhofer: Der Bestand ist um circa 370.000 Rinder zurückgegangen. In anderen Worten: Wir haben in Bayern 70.000 Rinder weniger als noch vor einem Jahr.
Wie lässt sich dieser Rückgang erklären?
Dinzenhofer: Vor allem in Norddeutschland und Holland sind viele Rinder an der Blauzungen-Krankheit erkrankt. Diese führt zu einer schlechteren Fruchtbarkeit. Die Nachzucht ist zurückgegangen und die Nachfrage nach Kälbern, vor allem in Richtung Norden, immer mehr gestiegen.
Hat die Blauzungen-Krankheit auch bei uns in der Region gewütet?
Dinzenhofer: Ja, seit August 2024 treten auch bei uns vermehrt Fälle auf. Aber es ist nicht vergleichbar mit der Situation in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen oder Holland. Wobei wir schon damit rechnen, dass es auch heuer wieder einige Fälle geben wird.
Wie ist die Situation im Moment?
Dinzenhofer: Im Moment ist die Gefahr noch nicht so groß, weil die Temperaturen noch relativ niedrig sind. Die Blauzungen-Krankheit wird über kleine Stechmücken übertragen, die derzeit noch nicht so aktiv sind. Generell ist die Lage aber schwer einzuschätzen.
Gibt es auch bei uns der Region weniger Rinder?
Dinzenhofer: Auch bei uns geht die Zahl der Rinder zurück, aber wir sind nicht so schlimm betroffen wie der Rest Deutschlands.
Also sind wir noch auf der Insel der Glückseligen?
Dinzenhofer: Wir sind zumindest ein Gebiet, in dem es sehr viel Raufutter gibt - also Heu, Silage oder Gras, das Rinder veredeln. So wird aus Futter Milch und Fleisch. Landwirte anderer Gebiete wechseln zu Biogaserzeugung oder Ackerbau.
Trotzdem gibt es auch bei uns immer weniger Kälber.
Dinzenhofer: Das stimmt. Damit wird man sich abfinden müssen. Die Betriebe gehen immer mehr zurück, unter anderem deshalb, weil sie keinen Nachfolger finden. Zudem sind die Auflagen für die bestehenden Betriebe sehr hoch.
Hört sich nach keiner einfachen Situation an.
Dinzenhofer: Durch die Zucht werden die Kühe langlebiger. Aber die Bestände werden eben trotzdem weniger.
Werden die Milchkühe so gezüchtet, dass sie mehr Milch geben?
Dinzenhofer: Die Milchleistung steigt durch den Zuchtfortschritt, den besseren Kuhkomfort - also bestimmte Maßnahmen in der Milchviehhaltung - sowie die besseren Haltungsbedingungen. Das Problem: Der Rückgang der Milchkühe ist größer als die Steigerung der Leistung.
Ein Problem?
Dinzenhofer: Auf jeden Fall. Das Angebot ist derzeit rückläufig, die Nachfrage dadurch gestiegen. Was sich natürlich auch auf den Preis auswirkt.
Wo wir gerade beim Thema Geld sind. Wie teuer ist eigentlich so ein Kalb?
Dinzenhofer: Der Höchstpreis liegt im Moment bei 10,49 Euro pro Kilogramm. Ein Durchschnittskalb wiegt 83 Kilogramm. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahren lag der Kilogrammpreis bei sechs Euro. Durch den starken Rückgang der Rinder in Holland und Norddeutschland ist die Nachfrage massiv gestiegen. Das führt zu einer Preissteigerung.