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„Viele Döner-Läden haben die Krisen genutzt“

Döner-Preisexplosion: Warum ein Kolbermoorer Kebab-Laden den „Wahnsinn“ nicht mitmacht

Mehmet Yildirim (45) steht gut gelaunt in seinem Kolbermoorer Döner-Laden.
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Mehmet Yildirim (45) steht gut gelaunt in seinem Kolbermoorer Döner-Laden.

Ein Döner für sieben oder acht Euro ist in der Region keine Seltenheit mehr. In Großstädten wird die 10-Euro-Marke bald geknackt. Eine Entwicklung, die der Kolbermoorer Mehmet Yildirim nicht nachvollziehen kann. Wie er es schafft, einen völlig anderen Weg zu gehen.

Kolbermoor – Was waren das noch für Zeiten, als ein Döner für vier oder fünf Euro erhältlich war. Doch der in Deutschland so beliebte Drehspieß hat sich in den vergangenen Jahren regelrecht zum Luxus-Imbiss entwickelt. Vielerorts kostet er in der Region um die sieben bis acht Euro. Kebab-Läden in Großstädten wie München kratzen teilweise sogar an der 10-Euro-Marke. Eine Entwicklung mit verschiedenen Gründen, die zahlreiche Kunden jedoch mittlerweile abschreckt. Doch warum ist der Döner inzwischen überhaupt so teuer geworden und wieso kann ein Kolbermoorer Anbieter auf derart hohe Preise verzichten?

Klar ist: Inflation, hohe Mieten, die Bezahlung der Mitarbeiter oder beträchtliche Energiekosten machen nicht nur Wirten und Gastronomen generell zu schaffen. Zudem schossen die Preise für Kalb- und Rindfleisch zuletzt in die Höhe. Der Grund: Die Nachfrage nach Schlachttieren ist höher als das Angebot. Ein Problem, das sich direkt auf die Döner-Produktion auswirkt. Ein Kebab-Laden, der etwa nach wie vor auf Kalbfleisch setzt, muss den steigenden Einkaufspreis mit hohen Verkaufspreisen ausgleichen. Ohnehin, erklärte zuletzt beispielsweise Oktay Er, Inhaber der „Döner Bro‘s“ in Kolbermoor, gegenüber dem OVB, dass seine Branche generell unter den Preissteigerungen leide. Ziehe man von einem 8-Euro-Döner die Kosten für Fleisch, Semmel, Salat, Soßen sowie Strom und Gas ab, blieben am Ende etwa zwei Euro übrig, der Gewinn habe sich mittlerweile fast halbiert.

Ein Döner-Laden will „dauerhaft“ bei 5 Euro bleiben

Doch es gibt auch in der Region Ausnahmen. So hat sich Mehmet Yildirim, Inhaber von „Rania Kebap“ im Kolbermoorer Netto-Markt an der Georg-Müller-Straße, mit seinem Konzept inzwischen einen Namen gemacht. Sein regelrechtes Alleinstellungsmerkmal: Entgegen explodierender Preise bietet er den Döner „dauerhaft“ für fünf Euro an, wie bereits auf Werbetafeln vor dem Laden zu lesen ist. Doch wie ist das möglich?

Yildirim schmunzelt, als er auf genau dieses Thema angesprochen wird. Auch wenn die Mittagszeit an diesem trüben Märztag bereits vorüber ist, bedient er dennoch zahlreiche Kunden, die sich schnell einen Döner zum Mitnehmen bestellt haben. „Ich komme nicht nur wegen des Preises regelmäßig, es ist auch einfach ein guter Döner“, sagt ein Mann, der den Laden gerade wieder verlässt.

Auch Mehmet Yildirim hat in der Vergangenheit Erfahrungen mit Preissteigerungen gemacht. „Ich hatte den Preis damals von 4,50 Euro auf 6 Euro angehoben“, erinnert sich der 45-Jährige, der sofort die dadurch ausbleibende Kundschaft zu spüren bekommen hatte. „Die Leute kommen dann einfach nicht mehr so oft, es wird weniger gekauft.“ Infolgedessen entwickelte er eine Aktion, bei der sein Döner innerhalb eines bestimmten Zeitfensters günstiger zu haben war. „Ich hatte ihn zwischen 15 und 20 Uhr für 5 Euro verkauft und sofort kamen wieder mehr Menschen, der Umsatz stimmte“, erklärt der Kolbermoorer.

Auf frische Zutaten legt Mehmet Yildirim besonderen Wert.

Nach gut einem halben Jahr lief es so gut, dass er den Dönerpreis grundsätzlich, ohne zeitliche Begrenzung, wieder auf 5 Euro herabsetzte. Mit Erfolg. „Es funktioniert sehr gut, die Leute wissen, dass sie das hier bekommen und es ist zudem toll, weil ich auch nichts wegschmeißen muss“, sagt Yildirim. Gründe, warum er dem allgemeinen Trend der Preissteigerung nicht mitgehen muss, gebe es seinen Aussagen zufolge mehrere.

Kritik an der eigenen Branche

„Ich liebe Döner und ich esse Döner sehr gerne“, betont Yildirim und ergänzt im gleichen Atemzug: „Aber selbst ich muss ehrlich sagen, dass mir ein Döner keine acht oder neun Euro wert ist, dafür kann ich daheim einen ganzen Topf kochen, das ist doch Wahnsinn.“ Zwar räumt er ein, dass ihm begünstigende Umstände wie eine bezahlbare Miete oder keine Ausgaben für Mitarbeiter helfen. „Aber selbst wenn es anders wäre, müsste ein Döner nicht gleich acht Euro kosten“, betont er.

Dabei spricht er ausdrücklich nicht über Kollegen, die ihre Kebab-Speisen mit Kalbfleisch anbieten, „das ist eine andere Geschichte“. Viele andere würden die Preise jedoch exorbitant anziehen, obwohl dazu gar keine Notwendigkeit bestehe, ist sich Yildirim, an dessen Dönerspieß sich Geflügelfleisch dreht, sicher. „Viele Döner-Läden haben die Krisen für sich genutzt“, glaubt er. Zwar hätte die Corona-Pandemie und der Krieg in der Ukraine durchaus zu Preissteigerungen geführt, „in den ersten Monaten waren teurere Döner deshalb auch völlig ok“.

„Viele Lebensmittel sind nicht teurer geworden“

Allerdings rechtfertigten die Krisen keine dauerhafte Erhöhung der Preise, die scheinbar kein Ende kennt, sagt der 45-Jährige. Denn: „Viele Lebensmittel sind überhaupt nicht teurer geworden, einiges wurde sogar reduziert. Es reden aber alle davon, dass alles immer teurer wird.“ Yildirim nennt beispielhaft den Eisbergsalat, den er vor Jahren genau wie heute für einen Euro einkauft. Für sein Fleisch zahle er derzeit sogar weniger als sonst. Ähnlich sehe es mit den Semmeln aus. „Natürlich gibt es die Anbieter, die immer mehr verlangen, aber bei ihnen kaufe ich dann eben nicht.“

Doch klar ist auch, dass das Thema allgemein kontrovers diskutiert wird. Während für die einen Lebensmittel im internationalen Vergleich hierzulande ohnehin noch immer zu günstig sind. Können sich andere einen Döner für 7, 8 oder 9 Euro schlicht nicht mehr leisten. Und so bleibt es auch jedem Döner-Laden selbst überlassen, für welche Qualität, etwa beim Fleisch, man wie tief in die Tasche greifen kann.

Mehmet Yildirim steht jedenfalls gut gelaunt am Drehspieß und plaudert mit seinen Kunden. Auch wenn in seinem Fall der nicht vorhandene Bedarf an Mitarbeitern eine wesentliche Rolle spielt. „Ich muss nicht der Chef sein und andere für mich arbeiten lassen, das brauche ich nicht und natürlich spare ich mir damit auch Ausgaben“, sagt er. So ganz alleine in seinem Laden ist er dann aber doch nicht. „Das ist die Susi“, sagt Yildirim und zeigt schmunzelnd auf seinen „Döner-Roboter“, der mit einem automatisch beweglichem Schneidearm das Fleisch vom Spieß für die nächste Bestellung abtrennt. „Das ist meine beste Mitarbeiterin.“

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