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Situation spitzt sich zu

Lenkrad statt Ruhestand: Wie ein 70-Jähriger die Rosenheimer Bus-Krise abwenden will

Franz Linnerer (70) arbeitet seit 25 Jahren als Busfahrer. Im Juli 2023 verabschiedete er sich in den Ruhestand - nur um jetzt noch einmal in den Beruf einzusteigen.
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Franz Linnerer (70) arbeitet seit 25 Jahren als Busfahrer. Im Juli 2023 verabschiedete er sich in den Ruhestand - nur um jetzt noch einmal in den Beruf einzusteigen.

In Rosenheim häufen sich die Ausfälle und Verspätungen in den Bussen. Der Grund ist - wie in anderen Städten - der Fahrermangel. Das Problem zu lösen stellt sowohl die Stadt als auch die Deutsche Bahn vor Herausforderungen. Wie ein 70-Jähriger jetzt helfen will.

Rosenheim – Eigentlich hat sich Franz Linnerer schon von allen verabschiedet. „Ich habe 125 Schülern die Hand geschüttelt“, erinnert sich der 70-Jährige. Im Juli 2023 beschloss er, einen Schlussstrich unter seine Karriere als Busfahrer zu ziehen. Des Alters wegen. Aber auch, weil er mehr Zeit in sein Hobby investieren wollte – dem Verkauf von Likören und Spirituosen, unter anderem auf dem Rosenheimer Christkindlmarkt.

Vor einigen Tagen habe er dann den Bericht über die ÖPNV-Krise im OVB gelesen und einen Entschluss gefasst. „Ich werde meinen Busführerschein verlängern, um einen kleinen Teil beizutragen, die Misere im Busverkehr zu lindern“, sagt Linnerer. Er habe bereits einen Termin beim Augenarzt ausgemacht, Kontakt zur Führerscheinstelle des Landratsamts aufgenommen und will zeitnah seinen Gesundheitstest absolvieren.

Fokus liegt auf Beförderung der Schüler

„Ich fühle mich seelisch, gesundheitlich und körperlich sehr gut“, sagt der 70-Jährige. Vor allen an den Montagen und Dienstagen habe er bisher nur wenig vorgehabt. An beiden Tagen will er sich jetzt um die Beförderung der Schüler kümmern. Im Moment - so der Plan - soll er für die Firma Huber die Strecke von Griesstätt nach Wasserburg übernehmen.

„Ich freue mich darauf, ich hab den Beruf sehr gerne gemacht“, sagt Franz Linnerer. 25 Jahre lang habe er als Busfahrer gearbeitet, erst beim Regionalverkehr Oberbayern (RVO), später beim Oberbayernbus der Deutschen Bahn. Er sei für den Linien- und Schulverkehr zuständig gewesen, habe die Kunden durch Rosenheim, Grafing und Ebersberg gefahren.

Unbezahlte Pausen und hohe Kosten

Er erzählt von guten und schlechten Erfahrungen. Von dankbaren Schülern und unfreundlichen Erwachsenen. Der mangelnde Respekt ist in seinen Augen nur einer von vielen Gründen, warum der Beruf des Busfahrers immer unattraktiver zu werden scheint. Linnerer spricht von unbezahlten Pausen und hohen Kosten für den Führerschein. „Ich bin von 5.30 bis 8 Uhr gefahren. Anschließend musste ich fünf Stunden vertrödeln, bis die Kinder mit der Schule fertig waren“, erinnert sich der 70-Jährige.

Zudem kostet der Führerschein in Deutschland rund 10.000 Euro. Zwar kommen dafür in Rosenheim die Agentur für Arbeit und der Stadtverkehr auf, trotzdem sei das für viele eine Hürde, den Beruf überhaupt auszuüben. Franz Linnerer selbst hat seinen Führerschein während seiner Zeit bei der Bundeswehr gemacht. Anschließend sei er im Fernverkehr tätig gewesen und habe Ware nach Italien und Frankreich transportiert. „Das war eine anstrengende Zeit, auch weil wir damals noch keine Telefone hatten“, sagt Linnerer.

Motivation für andere Senioren

Vor 25 Jahren begann er seine Karriere als Busfahrer. Seine Entscheidung hat er bis heute nicht bereut. Auch deshalb kehrt er aus dem Ruhestand zurück. „Meine Hoffnung ist jetzt, dass ich vielleicht den ein oder anderen Senior ebenfalls motiviere“, sagt Linnerer. Kurz hält er inne. Dann fügt er hinzu: „Bevor sie daheim das Canapé durchsitzen, können sie auch ein paar Stunden arbeiten.“

Doch auch die zusätzliche Unterstützung scheint nur ein Tropfen auf den heißen Stein zu sein. „Die Weiterbeschäftigung von Rentnern ist sicher nicht die Lösung unseres gravierenden Problems“, sagt Stephan Rabl, Geschäftsführer des Landesverbands Bayerischer Omnibusunternehmen. So fehlen in Bayern insgesamt rund 2.000 Busfahrer. Doch es könnte noch schlimmer sein. „Ohne die Rentner wäre der Mangel noch sehr viel größer“, weiß Rabl. Wie viele Rentner derzeit in Bayern stundenweise fahren, weiß er nicht, aber er vermutet, dass in der Mehrzahl der rund 1.000 Betriebe in Bayern einer oder mehrere Senioren beschäftigt sind. Einer von ihnen ist demnächst Franz Linnerer.

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