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Weniger Autos, mehr Einbahnstraßen

„Ein Verkehrschaos wie nie zuvor“: Wie die Rosenheimer Innenstadt in Zukunft aussehen könnte

Das Verkehrskonzept sieht unter anderem vor, dass Teile der Prinzregentenstraße Teil der Fußgängerzone werden sollen.
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Das Verkehrskonzept sieht unter anderem vor, dass Teile der Prinzregentenstraße Teil der Fußgängerzone werden sollen.

Mehr Radwege, breitere Gehsteige und mehr Einbahnstraßen: Es gibt viele Ideen, wie die Verkehrssituation in der Rosenheimer Innenstadt verbessert werden könnte. Ein erstes Konzept wurde den Stadträten jetzt vorgestellt – und stieß vor allem bei der CSU auf wenig Gegenliebe.

Rosenheim – Leicht aus der Ruhe bringen lässt sich Sarah Dartenne nicht. Das wurde während der jüngsten Sitzung des Verkehrsausschusses deutlich. Da stellte die Expertin des Stadt- und Verkehrsplanungsbüros Kaulen Möglichkeiten vor, wie die Situation für ÖPNV, Radfahrer und Fußgänger in der Rosenheimer Innenstadt verbessert und Staus minimiert werden könnte.

Reduzierung des Durchgangsverkehrs

Sie klickte durch die Powerpoint-Präsentation, erläuterte Beispiele aus anderen Städten und erklärte, was in Rosenheim umgesetzt werden könnte. „Ziel ist es, die Innenstadt zu entlasten und den Durchgangsverkehr zu reduzieren“, sagte sie. Immer mit dem Fokus darauf, dass die Parkhäuser weiterhin erreichbar seien, die Rettungswege frei blieben und Anlieger auch weiterhin zu ihren Wohnungen kommen könnten.

„Es ist eine Ideensammlung, es gilt, sie im Einzelnen zu beurteilen“, sagte Oberbürgermeister Andreas März (CSU) zu Beginn der Vorstellung. Er erinnerte daran, dass die Attraktivität einer Stadt davon abhängig sei, wie schnell und bequem sie erreichbar ist. Umso wichtiger sei es, den beengten Raum in der Innenstadt klug aufzuteilen, um die Erreichbarkeit für alle zu gewährleisten.

Fußgängerzone erweitern

Wie diese Aufteilung aussehen könnte, stellte Sarah Dartenne dar. Vorstellbar sei beispielsweise die Erweiterung der Fußgängerzone. Die Expertin kritisierte, dass diese an gleich mehreren Stellen durch vielbefahrene Straßen unterbrochen wird. Um das zu ändern, müsste auch baulich nachjustiert werden. In diesem Zusammenhang schlug die Expertin vor, die Prinzregentenstraße und den Ludwigsplatz in die Fußgängerzone zu integrieren.

Noch aufwendiger in der Umsetzung dürfte ihr Vorschlag sein, eine Art Ringumfahrung einzurichten. „Es gibt keine Notwendigkeit für regionalen Kfz-Durchgangsverkehr in der Innenstadt“, erklärte sie. Um die Idee einer Ringumfahrung umzusetzen, braucht es ihr zufolge eine Vielzahl von neuen Einbahnstraßen. Unter anderem auch in Teilen der Prinzregenten- und Wittelsbacher Straße.

Parkhäuser auch weiterhin erreichbar

Durch die Bildung von Sektoren aus Einbahnstraßen werde der Durchgangsverkehr reduziert. „Ziel ist, dass das Queren der Innenstadt nur über Umwege möglich ist“, sagte die Expertin. Stattdessen sollten Anreize geschaffen werden, andere Verkehrsmittel zu wählen, um sich durch oder in der Innenstadt fortzubewegen. Die Parkhäuser seien laut der Expertin auch weiterhin erreichbar – allerdings sei eine Anpassung der Parkleitrouten notwendig. „Es kann dann durchaus vorkommen, dass die Parkhäuser nicht mehr auf dem direkten Weg erreicht werden können“, sagte Dartenne.

Neben der Ringumfahrung regte sie zudem an, die Tempo-30-Zonen auf alle Wohngebiete auszuweiten, sofern es sich nicht um das Vorbehaltsnetz – also das Hauptstraßennetz – handelt. Wichtig sei bei allen Entscheidungen, die Einzelinteressen zu berücksichtigen. Sei es von Einzelhändlern, Busfahrern, Anliegern oder Fußgängern. „Das Zielkonzept ist nicht von heute auf morgen umsetzbar“, sagte Sarah Dartenne. Sie riet deshalb dazu, den Fokus vorerst auf die Erweiterung der Fußgängerzone zu legen.

Kritik aus den Reihen der CSU

„Ich finde entsetzlich, was hier gerade vorgestellt wurde“, sagte Herbert Borrmann, Fraktionsvorsitzender der CSU. Nicht nur sei eine Erweiterung der Fußgängerzone über zwei „wichtige Hauptverkehrsstraßen“ nicht zielführend, er kritisierte auch die vorgestellte Einbahnstraßen-Regelung. „Die CSU steht für eine Verbesserung der Verkehrssituation für Radfahrer und Fußgänger, aber nicht für eine Verstopfung der Straßen“, fügte er hinzu. Ähnlich äußerte sich sein Fraktionskollege Hans-Peter Lossinger: „Ich befürchte ein Verkehrschaos wie nie zuvor“.

Lob gab es hingegen aus den Reihen der Grünen. „Ich sehe darin einen Blick in die Zukunft“, sagte Stadtrat Franz Opperer. Durch eine Neuordnung der Verkehre gebe es ihm zufolge mehrere Gewinner. So würde sich dadurch die Attraktivität der Innenstadt steigern und die Aufenthaltsqualität erhöhen. Davon profitieren wiederum die Einzelhändler.

Konzept mit Zukunftscharakter

„Ich finde das Konzept gut“, ergänzte Grünen-Fraktionsvorsitzende Sonja Gintenreiter. Die aktuelle Verkehrssituation sei nicht zufriedenstellend, umso wichtiger sei es, langfristig zu denken. SPD-Stadtrat Robert Metzger erinnerte seine Kollegen ebenfalls daran, dass es sich um ein langfristiges Konzept handele, dass das Gremium für die nächsten zehn bis 15 Jahre beschäftigen werde. „Wir sollten das Konzept nicht in Grund und Boden reden. Dafür ist es zu gut“, sagte er.

Daniel Artmann (CSU) kritisierte, dass durch die Einbahnregelung große Straßen gesperrt werden. Das führe dazu, dass der Verkehr in kleine Straßen in Wohngebieten gedrückt werde. „Als Katastrophe sehe ich das Konzept nicht, eher den jetzigen Zustand“, widersprach Andreas Kohlberger, Fraktionsvorsitzender der AfD.

Gemeinsamer Ideenaustausch

Letztendlich einigten sich die Stadträte darauf, sich gemeinsam mit Vertretern der Stadtverwaltung zusammenzusetzen, um sich mit dem Thema noch intensiver zu beschäftigen. Das erste Treffen soll noch vor der Sommerpause stattfinden.

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